Fußball: Saisonauftakt bei den Bayern:Ein Bündel Fragezeichen

Der FC Bayern und sein neuer Trainer van Gaal starten in die Saison - und schon jetzt herrscht Klärungsbedarf. Immerhin wird Franck Ribéry zum Training erwartet.

Michael Neudecker

Der Fußballspieler Christian Nerlinger war einer, den man "Musterprofi" nannte, ein fleißiger, zurückhaltender, aber auch talentierter Typ; einer, den man mögen musste. Ob der Fußballmanager Christian Nerlinger einmal ein Mustermanager sein wird, ist noch lange nicht zu beurteilen, aber er hat schon mal gut angefangen, mehrere Wochen vor Vertragsbeginn. Es gibt viel zu tun, am Dienstag ließ Nerlinger sich auf Anfrage entschuldigen, keine Zeit. Er ist der neue Manager für das Aufgabengebiet Sport beim FC Bayern und also eine Art halber Uli Hoeneß. Sie haben zudem einen neuen Trainer, und ein neuer Trainer bedeutet immer viel Arbeit für den Manager.

Fußball: Saisonauftakt bei den Bayern: Nach wie vor ein Dauerthema bei den Bayern: Bleibt Franck Ribéry, oder bleibt er nicht?

Nach wie vor ein Dauerthema bei den Bayern: Bleibt Franck Ribéry, oder bleibt er nicht?

(Foto: Foto: ddp)

Der neue Trainer Louis van Gaal bringt neue Ideen mit, neue Vorstellungen, neue Spieler auch: Sechs Zugänge haben die Münchner bislang verpflichtet (Pranjic, Braafheid, Gomez, Timoschtschuk, Olic, Baumjohann), ein Ausgeliehener kehrt zurück (Görlitz), zwei Nachwuchskräfte wurden befördert (Müller, Badstuber). Vier Spieler sind dagegen gegangen (Podolski, Oddo, Zé Roberto, Sagnol). Ein wenig scheint es, als versuche der FC Bayern dasselbe, was er schon vor einem Jahr mit Jürgen Klinsmann versuchte - sich neu zu erfinden. Auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße haben sie auf Wunsch van Gaals mehrere Kameras installiert, darunter eine auf einem zwölf Meter hohen Masten, "um gezielt Trainingseinheiten aufnehmen und die tägliche Trainingsarbeit kontrollieren zu können", wie es heißt. Van Gaal hat auch einen Videoanalyse-Spezialisten mitgebracht.

Die neuen Kameras werden beim Trainingsauftakt an diesem Mittwoch um 10.30 Uhr nahezu den vollständigen Kader aufnehmen: Lediglich Lúcio und Luca Toni fehlen, beiden wurde ein Urlaub von zweieinhalb Wochen zugestanden, beginnend mit dem Tag des Aus' im Confed-Cup. Toni wird also Mitte kommender Woche zurückkehren, Lúcio eine Woche später - voraussichtlich. Bis zum Ende der Transferperiode am 31. August ist alles erst einmal voraussichtlich und nur wenig gewiss. Es gibt immer viele Gerüchte im Fußball, wenn der Spielbetrieb Pause macht, selten aber gab es so viele, wie sie den FC Bayern im Sommer 2009 begleiteten. Was bleibt, ist ein dickes Bündel Fragezeichen.

Borowski wohl nach Bremen

Franck Ribéry zum Beispiel: Der französische Filigrandribbler wird seit Wochen nahezu täglich mit Real Madrid in Verbindung gebracht, neuerdings auch mit dem FC Arsenal. Die Bayern haben stets betont, dass sie Ribéry nicht hergeben wollen, was entweder als Tatsache oder als Preistreiberei bewertet werden kann, je nach Sichtweise. So oder so - noch ist Ribéry in München, Uli Hoeneß versicherte am Dienstag, Ribéry werde "definitiv" am Mittwoch das Training beim FC Bayern aufnehmen. Das Fragezeichen hinter Ribéry ist allerdings das wichtigste von allen: Von ihm hängt vieles in der weiteren Personalplanung ab.

In ihre neuen Spieler haben die Münchner bislang schon knapp 50 Millionen Euro investiert - die Bayern geraten dadurch noch lange nicht in finanzielle Bedrängnis, aber Uli Hoeneß ist ein Fan von Sicherheit. Weitere Großinvestitionen (z.B. José Bosingwa/FC Chelsea) müssten also mit neuen Posten auf der Einnahmenseite einhergehen. Kandidaten dafür wären genügend vorhanden: Mit 26 Mann hält Christian Nerlinger den Kader für "zu groß für ein vernünftiges Training", weshalb für Christian Lell, Andreas Ottl, José Ernesto Sosa, Breno und Tim Borowski neue Arbeitgeber gesucht werden. Borowski immerhin steht offenbar kurz vor einer Rückkehr zu Werder Bremen, wird jedoch vorerst am Trainingsauftakt des FC Bayern teilnehmen. Und auch Innenverteidiger Lúcio soll in den Planungen van Gaals keine Rolle mehr spielen, was der eigenwillige Brasilianer als persönlichen Affront werten würde, der nur einen Vereinswechsel zur Folge haben könnte.

Der Italiener Luca Toni dagegen überraschte via "Bild"-Zeitung mit einem Bekenntnis zum FC Bayern: "Meinen Fans verspreche ich: Ich bleibe dem FC Bayern treu! Ich werde noch härter trainieren, noch mehr Einsatz und Leistung zeigen." Was nicht heißen soll, dass Toni im Falle eines passenden Angebots doch noch gehen könnte - die WM 2010 ist sein großes Ziel, das er auf der Ersatzbank in München kaum erreichen dürfte. Und was die Torhüterdebatte betrifft: Zwar bekräftigte Hoeneß unlängst, man werde mit Rensing und Butt in die Saison gehen - ein Ende in der Diskussion aber muss dies nicht bedeuten, weshalb wohl der Wunsch des Vorstands, nach der allzu aufregenden Klinsmann-Saison mehr Ruhe an der Säbener Straße zu haben, zunächst ein solcher bleiben wird.

Der ukrainische Zugang Anatoli Timoschtschuk jedenfalls hat sich schon mal auf seinen neuen Arbeitgeber eingestellt: Nebst Ehefrau bringt er eine thailändische Masseurin und einen eigens im Urlaub auf den Malediven abgeworbenen Koch mit. Und außerdem: einen eigenen Pressesprecher.

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