Fußball-Regionalliga:Drei, zwei, neun, fünf, weg

Trainer Holger Bachthaler FV Illertissen VfR Aalen vs FV Illertissen Fussball Testspiel 02; Bachthaler Holger Trainer FV Illertissen Regionalliga Fußball

"Ich verlasse kein sinkendes Schiff, überhaupt nicht": Holger Bachthaler beteuert, mit der Niederlagenserie habe sein Entschluss wenig zu tun.

(Foto: Eibner/imago)

Ein Trainer mit Profilizenz, ein Verein ohne Aussicht auf die Drittliga-Genehmigung: Dass Holger Bachthaler lllertissen irgendwann verlassen würde, war abzusehen. Doch der Zeitpunkt kam überraschend.

Von Christoph Leischwitz

Es ist nur eine Frage der Zeit gewesen, wann Holger Bachthaler gehen würde. Einerseits ist der FV Illertissen ein Amateurverein, der schon aufgrund seines Vöhlin-Stadions gar nicht in den Profifußball aufsteigen kann - auch seitens der Stadt fehlt der finanzielle Rückhalt, um ein drittligataugliches Stadion bauen zu können. Bachthaler hingegen hat seit Jahren an eine Karriere im Profibereich hingearbeitet, im vergangenen März hatte er die Fußballlehrer-Lizenz des DFB erhalten. So gesehen kam es nicht überraschend, dass Bachthaler nun zurücktrat. "Es war ja jedes Jahr das Gleiche. Wir können den nächsten Schritt gar nicht gehen", sagt er und fügt an: "Manchmal brauchst du als Trainer einfach Veränderung."

Dass der 41-Jährige allerdings mitten in der Saison zurücktrat, das kam dann doch für viele überraschend. "Das war schon relativ kurzfristig, wenn auch aufgrund der letzten Wochen nachvollziehbar", sagt Illertissens Vorstand Hermann Schiller. Bachthaler hatte die Mannschaft, die nach Einführung der fünfgleisigen Regionalliga aus dem württembergischen Verband nach Bayern gewechselt war, zu unverhofften Erfolgen geführt. Illertissen war bislang das konstanteste Amateurteam der Liga. Die Plätze drei, zwei, neun und fünf standen jeweils am Ende der Saison, der zweimalige Titel "Bayerischer Amateurmeister" brachte dem Klub zudem zwei DFB-Pokal-Teilnahmen ein. Doch aktuell steht der FV auf Platz 13, 16 Gegentore in den vergangenen vier Pflichtspielen und kein einziger Sieg hatten Bachthaler offensichtlich nachdenklich gemacht. Am Sonntag, einen Tag nach dem 0:4 in Bayreuth, bat er dann in einem kurzfristig anberaumten Gespräch mit dem Vorstand um die Vertragsauflösung und verabschiedete sich wenig später von der Mannschaft.

Bachthaler erklärt, die Entscheidung sei schon seit Langem gereift, mit der Niederlagenserie habe sie "relativ wenig" zu tun, unterbewusst vielleicht. "Ich verlasse kein sinkendes Schiff, überhaupt nicht", beteuert Bachthaler; er sehe die Mannschaft trotz der Niederlagenserie nicht in der Krise. Ein Abschied aus dem Affekt käme für ihn auch gar nicht infrage: Bachthaler war vor seiner Trainerzeit schon Spieler beim FV gewesen, und zwar unter dem Trainer Karl-Heinz Bachthaler. Sein Vater gehört auch heute noch dem Vorstand an. Weil es im wahrsten Sinne familiär zugeht, will Schiller auch gar nicht ausschließen, dass der Sohn Bachthaler irgendwann vielleicht sogar mal wieder im Verein tätig ist.

Wo Bachthaler künftig sein Fußballlehrer-Fachwissen anwenden wird, ist noch offen. "Flexibilität gehört zum Job", sagt er, und er meint das zeitlich wie geografisch. Wenn das Angebot passe, dann würde er auch schon vor der Winterpause wieder an einer Seitenlinie stehen. Beim Verein musste es natürlich etwas schneller gehen. Natürlich, so kurzfristig sei es nicht leicht, "einen wie ihn" zu finden, sagt Schiller. Doch ein wenig geholfen hat bei der Suche, dass man sich schon im vergangenen Sommer umhören musste. Mit der höchsten Trainerlizenz in der Tasche hatte Bachthaler dem Vernehmen nach mehrere höherklassige Angebote, sicher eines vom VfB Stuttgart, wo er die U23 übernehmen sollte - kurzfristig wurde daraus nichts, wohl auch wegen der vielen personellen Veränderungen und dem Abstieg der Schwaben in die zweite Bundesliga. Mit Kandidaten setzten sich Schiller und seine Vorstandskollegen also schon vor einigen Monaten auseinander, so dass es nun nicht lange dauerte, bis sie den Neuen präsentieren konnten: Bereits am Dienstagabend leitete Ilija Aracic, langjähriger U19-Trainer des VfB Stuttgart und des FC Augsburg, seine erste Einheit beim FVI.

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