Fußball: Real Madrid:Galaktisches Abenteuer

Real Madrid hat Kaká für offiziell 65 Millionen Euro ausgelöst, eine ähnliche Summe würde Franck Ribéry kosten. Der Aufbau der neuen Galaktischen ist ein hochspekulatives Unternehmen.

Javier Cáceres

Um zumindest annähernd zu verstehen, weshalb Megatransfers dem neuen Präsidenten von Real Madrid, Florentino Pérez, keine Furcht einflößen, lohnt ein Blick zurück. In jene Tage im Jahr 2003, als die Populärkulturikone David Beckham bei Real unterschrieben hatte. Sogar seine kurze Autoreise wurde damals live im Fernsehen übertragen - nicht nur im Regionalprogramm, sondern auch von globalen Sendern wie CNN und BBC.

Fußball: Real Madrid: Der neue Star der Galaktischen: der Brasilianer Kaka.

Der neue Star der Galaktischen: der Brasilianer Kaka.

(Foto: Foto: dpa)

Der Marketingchef des Fabrikanten der Limousine, in der Beckham vorfuhr, stellte damals ein kleines wie gewagtes Denkmodell vor: Um weltweit einen vergleichbaren Marketingeffekt zu erzielen, müsse man Osama bin Laden nach dessen Verhaftung in einer Limousine zum Gefängnis kutschieren.

Darauf beruht das Kalkül des Florentino Pérez: Bestimmte Spieler bezahlen sich selbst, wenn sie das weiße Leibchen der Weltmarke Real Madrid überstreifen, mag der Preis für sie auch noch so hoch sein. Am Anfang des Jahrtausends galt das für Ronaldo, Zidane, Figo oder eben Beckham, die eine Ära der Galácticos (der Galaktischen) begründeten; nun hat Pérez den Brasilianer Kaká für offiziell 65 Millionen Euro beim AC Milan ausgelöst.

Eine ähnliche Summe würde Franck Ribéry vom FC Bayern kosten, der Portugiese Cristiano Ronaldo wird noch teurer sein, sollte er in diesem Sommer Manchester United verlassen. "Vergessen Sie nicht, dass ich immer noch derjenige bin, der mehr Geld für einen Fußballer ausgegeben hat als sonst irgendjemand", sagt Pérez unter Verweis auf jenen Weltrekord von 71,6 Millionen für Zinedine Zidane im Sommer 2001.

Mehr als 300 Millionen Euro will Pérez jetzt, zum Start seiner zweiten Amtszeit, in den Markt pumpen. Mindestens. Die Summe erscheint abenteuerlich angesichts der dramatischen Rezession, in der sich Spanien befindet. Milliardär Pérez aber behauptet, die Finanzierung seines neo-galaktischen Abenteuers stelle kein Problem dar; eigenes Geld wolle er dafür nicht verwenden. Zwar drücken Real Madrid bis zu 500 Millionen Euro Schulden, doch werden alljährlich Gewinne ausgewiesen.

Nicht zuletzt, weil der Verein eben durch die Galácticos einen Einnahmesprung tätigte, indem höhere Werbe- und TV-Erlöse erzielt wurden. In der Kasse sollen sich an liquiden Mitteln rund 100 Millionen Euro befinden, das Vorgängerpräsidium hatte Rücklagen für einen Transfer Cristiano Ronaldos gebildet; eine weitere dreistellige Millionensumme soll durch Kredite akquiriert werden. Der Rest soll über den Weiterverkauf von einem Dutzend Profis reinkommen.

Das ist ein wirtschaftlich hochspekulatives Unternehmen. Vor allem, weil der Zusammenkauf illustrer Ballkünstler keineswegs den sportlichen Erfolg garantiert. Das hat Pérez zu Galácticos-Zeiten erfahren müssen, am Ende seiner ersten Amtszeit. Jetzt, da Real auch auf die Sympathiewelle reagieren will, die den erbitterten Rivalen FC Barcelona trägt, wird die spannende Frage sein, ob er daraus gelernt hat.

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