Fußball:Panik bei Barcelona? Oh ja!

Real Madrid vs Barcelona - Spanish Super Cup Second Leg

Warum verlängert er nicht? Lionel Messi lässt die Fans des FC Barcelona bibbern.

(Foto: REUTERS)
  • Beim FC Barcelona herrscht nach der Niederlage im Supercup gegen Real Madrid Alarmstimmung.
  • Der Transfer von Dembélé ist immer noch nicht fix - und Lionel Messi hat immer noch nicht verlängert.

Von Javier Cáceres

Die erste Stunde des Donnerstags war bereits vorbei, als sich das TV-Publikum in Katalonien einen Begriff davon machen konnte, wie sehr beim FC Barcelona Unruhe und Nervosität um sich gegriffen hatten. 0:2 hatte Barça soeben das Rückspiel im spanischen Supercup bei Real Madrid verloren (Hinspiel 1:3), und was schwerer wog als der Verlust einer Trophäe von fraglichem Renommee, war, dass das von Lionel Messi angeführte Team dem spanischen Rekordmeister deprimierend unterlegen gewesen war. Als der Generalmanager des Klubs, Pep Segura, vor die Kameras des katalanischen Senders TV3 trat, ließ er sich zu einer Äußerung hinreißen, die seinen Klub noch teuer zu stehen kommen dürfte.

Man sei "nahe dran", Philippe Coutinho vom FC Liverpool und Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund zu verpflichten, versicherte Segura. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte aber dem Kicker, dass der FC Barcelona "dem Wunsch, Dembélés Transfer zu realisieren, bisher keinen Millimeter näher gekommen" sei. Auch der Bemerkung Seguras, dass man über die Bedingungen der Transfers von Coutinho und Dembélé spreche, wurde in Dortmund widersprochen. Seit die erste Offerte des FC Barcelona als unzureichend abgelehnt wurde, habe es keinen Kontakt mehr gegeben.

Verstärkungen würden Barcelona gut tun

Sollte er nun wieder aufgenommen werden, wissen die Dortmunder, dass sie einem Verhandlungspartner gegenübersitzen, der unter Zugzwang steht und noch mehr als zuvor bereit sein wird, jede Forderung zu erfüllen. Denn: Fußball-Anhänger schätzen es nicht, wenn ihnen leere Versprechen gemacht werden. Und mit seinem Wortpaar "nahe dran" suggerierte Segura, dass die Verpflichtungen von Coutinho und Dembélé nur noch Formsache seien. "Es sind Spieler, die uns sehr gefallen", sagte Sportdirektor Robert Fernández: "Ob sie kommen oder nicht, hängt von ihren Klubs ab."

Außer Zweifel steht, dass Barça Verstärkungen guttun würden. Mittelfeldspieler Sergio Busquets formulierte das sogar öffentlich. Das war ein Affront für die Vereinsführung, die dringender denn je eines Rauchschleiers bedarf, um die Krise verschwinden zu lassen, die vor dem Start der 87. Erstligasaison an diesem Wochenende greifbar ist.

Der Weggang des Brasilianers Neymar (Paris St. Germain) hat den Verein in ein Stadium der Zweifel geführt, über das auch die 222 Millionen Euro nicht hinweghelfen, die der katalanische Klub als Ablöse kassiert hat. Bislang hat der FC Barcelona 87 Millionen Euro in den Markt gepumpt, für den Stürmer Gerard Deulofeu (der FC Everton hatte ihn zuletzt an den AC Mailand verliehen), Rechtsverteidiger Nélson Semedo (SCL Benfica/Portugal) sowie den brasilianischen Mittelfeldspieler Paulinho (Guangzhou Evergrande/China). Er wurde am Donnerstag offiziell vorgestellt - und hörte im Stadion, wie einige Anhänger den Rücktritt von Präsident Josep María Bartomeu forderten.

Er steht seit Tagen in der Kritik, weil der Verein sich beim Versuch, den Übergang von einer grandiosen Ära hin zu einer optimistischen Zukunft zu schaffen, offenkundig verhebt. Und das, während der Erzrivale Real Madrid Titel um Titel gewinnt, mit einem Kader voller Perspektive.

Suárez fällt noch wochenlang aus

Am Geld hat es nicht gelegen. Schon im vergangenen Jahr war Barça der Klub der Primera División, der am meisten ausgegeben hatte, nur eben für Spieler wie André Gomes, Lucas Digne oder Paco Alcácer. Auch in diesem Jahr investiert Barcelona wie kein zweiter Verein. Mehr noch: Sollten die mindestens 250 Millionen Euro fließen, die für Coutinho und Dembélé im Raum stehen, würde Barcelona nicht sehr viel weniger ausgegeben haben (340 Millionen Euro) als die restlichen 19 Klubs der Primera División zum jetzigen Zeitpunkt. Die vier Klubs, die hinter Barça auf dem Transfermarkt am aktivsten waren, kommen in der Summe auf nicht mal 190 Millionen Euro, und da sind der FC Sevilla (61 Millionen Euro), Real Madrid (47), Villarreal (44) und Atlético Madrid (36) dabei. Und dennoch herrscht beim FC Barcelona Unsicherheit.

Das liegt zum einen daran, dass Real Madrids Cristiano Ronaldo für die ersten vier Ligaspiele gesperrt ist - was das Spiel des Rekordmeisters zu begünstigen scheint. Gegen Barça stach vor allem Madrids phänomenaler Mittelfeldspieler Marco Asensio heraus, aus seiner VIP-Loge konnte Ronaldo ein neuerliches Traumtor Asensios bewundern. Beim 1:0 bezwang er den zum Tropfstein erstarrten deutschen Keeper Marc-André ter Stegen mit einem Fernschuss (4. Minute), Karim Benzema ließ das 2:0 folgen (39.). Zum anderen verletzte sich am Mittwoch Barças uruguayischer Mittelstürmer Luis Suárez. Die Augen der Barça-Fans richten sich umso flehender auf Lionel Messi, denn Suárez fällt wegen einer Kapselverletzung im Knie mindestens vier Wochen aus.

Doch das ist längst nicht das Einzige, was die Fans irritiert. Entgegen der Ankündigungen der Klubführung hat Messi seine Vertragsverlängerung noch nicht unterschrieben, aus Gründen, auf die sich niemand einen Reim machen kann - und die deshalb spezielle Gedanken aufkommen lassen. Erst recht, weil Vizepräsident Jordi Mestre am Donnerstag sagte, dass es ihn doch "sehr wundern würde, wenn Leo nicht unterschreibt". Warum das für Zweifel sorgt? Weil eben dieser Mestre gesagt hatte, dass Neymar "zweihundertprozentig" bei Barça bleiben würde - knapp drei Wochen vor dessen Wechsel nach Paris.

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