Fußball-Nationalmannschaft:Kritik an Lahm

Ballack oder Lahm? In der nächste Woche will Joachim Löw die Entscheidung in der Kapitänsfrage treffen. Nun äußern sich nicht nur die üblichen "Experten", sondern auch zwei Spieler der Nationalelf pro Ballack - und einer kritisiert Lahm.

Im Streit um die Kapitänsbinde in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat Michael Ballack prominente Unterstützung erfahren - zum einen mit teils dubiosen Einlassungen von Mitgliedern jenes Kreises an "Gurus und Ex-Gurus", wie Rudi Völler einst spottete, zum anderen aber auch von zwei Kollegen aus der Nationalmannschaft. Ex-Bundestrainer Berti Vogts, Ballacks früherer Vereinscoach Christoph Daum sowie Cacau und Heiko Westermann schlugen sich am Wochenende auf die Seite des 33-Jährigen, der wegen mangelnder Fitness von Bundestrainer Joachim Löw für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele des WM-Dritten in Belgien (3. September) und gegen Aserbaidschan (7. September) nicht berücksichtigt worden war.

Vor der "Woche der Wahrheit", in der Löw noch vor dem Match in Brüssel seine Entscheidung in der "K-Frage" bekannt geben will, heizte vor allem Daum die Spekulationen um die Personalie Ballack an. "Ich frage mich schon, ob da eine Kampagne gegen Ballack läuft. Es riecht nach einer gezielt inszenierten Geschichte", sagte der frühere Kölner und Leverkusener Trainer dem Express. Daum kann sich sogar vorstellen, dass einige dem 98-maligen Nationalspieler bewusst eins auswischen wollen: "Michael war stets ein unbequemer Spieler. Vielleicht wurden einfach nur ein paar alte Rechnungen beglichen."

Ballack ist auch für Vogts nach wie vor der Leader. "Er ist ein Weltklasse-Spieler und wird es auch erneut sein, wenn er wieder fit ist. Löw hat es selbst gesagt - Lahm ist der WM-Kapitän und Ballack unser Kapitän", sagte der 63-Jährige der Bild am Sonntag. Der Coach von Aserbaidschan, der Deutschland 1996 in England zum EM-Titel geführt hatte, springt aber auch Löw zu Seite. Er glaube nicht, dass der Bundestrainer und der Deutsche Fußball-Bundes Ballack ernsthaft infrage stellen.

Ebenso wie DFB-Präsident Theo Zwanziger versicherte allerdings auch Cacau, dass die Kapitäns-Frage überbewertet wird. "So hoch gepusht das Thema in der Öffentlichkeit wird, ist es erstaunlicherweise unter uns Nationalspielern gar kein Thema. Bei der WM hatte es schon gar keine Rolle gespielt. Der Trainer hat eine klare Vorstellung und wird diese im richtigen Moment äußern. Daher ist die ganze Diskussion unnötig", sagte der Stuttgarter der Welt am Sonntag. Genauso überflüssig sei die Debatte über Ballacks sportliche Qualitäten: "Ballack infrage zu stellen, ist unfair. Vor der WM war er unumstritten, dann verletzt. Und jetzt soll er es nicht mehr bringen? So weit darf man nicht gehen, da muss man schon sachlich bleiben. Er hat sehr viel für die Nationalelf geleistet, sich bei Chelsea immer durchgesetzt und eine Qualität, die jede Mannschaft weiterbringt."

Der bei der WM verletzte Hamburger Heiko Westermann, der gegen Belgien und Aserbaidschan wieder dabei ist, rüffelte sogar Herausforderer Lahm: "Ich fand es zunächst einmal nicht so gut, vor so einem wichtigen Spiel wie dem WM-Halbfinale eine Diskussion über die Kapitänsbinde aufkommen zu lassen. Damit beschäftigt man sich nach dem Finale, nicht während einer Weltmeisterschaft." Der Ex-Schalker ergänzte: "Ich kann nicht sagen, was in Zukunft sein wird. Für mich ist Michael Ballack aber der Kapitän."

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