Fußball-Nationalmannschaft:Der Elch-Test

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Nach dem 6:0 gegen Liechtenstein wartet auf die Nationalelf heute gegen Finnland (19.35 Uhr) der erste echte Härtetest - vor allem für die viel gerühmte "neue linke Seite".

Christof Kneer

Wer mit einem 6:0 in die WM-Qualifikation startet, kann schon mal großzügig sein. "Ein großes Talent" sei Piotr Trochowski, lobte Philipp Lahm also. Dass ein 24-Jähriger einen anderen 24-Jährigen ein Talent nennt, ist eher selten, aber Lahm muss es ja wissen. Er hat mit Trochowski schon in der Jugend des FC Bayern zusammengespielt, und weil beide auch noch gemeinsam ein Sozialprojekt in Südafrika betreuen, ist dies gewiss die schönste Geschichte gewesen, die der DFB in dieser Woche zu bieten hatte.

Philipp Lahm und die linke Seite sind der neue Trumpf im deutschen Spiel. (Foto: Foto: AP)

"Die neue linke Seite" hieß die Geschichte, die davon handelte, wie zwei flinke Wusler zusammen mit dem linkslastigen Stürmer Podolski die Liechtensteiner (und zuvor schon die Belgier) aufmischten. In der Tat verstanden sich die drei auffallend gut, und ebenso krass war der Unterschied zur rechten Seite, wo Schweinsteiger die Formschwäche von Hintermann Clemens Fritz alleine überspielen musste. Vermutlich ist die Wahrheit hinter Deutschlands neuer Schokoladenflanke aber recht banal: Gut ist immer die Seite, auf der Lahm gerade spielt. "Mit Philipp lässt sich eben super kombinieren", sagt Trochowski.

Respekt vor der Abwehr

Über die wahre Qualität von Trochowski und seiner linken Seite wird man an diesem Mittwoch mehr erfahren, beim zweiten WM-Qualifikationsspiel in Finnland. Die Finnen zählen zwar nicht selbst zu den europäischen Topteams, aber ihre spezielle Stärke besteht darin, bei europäischen Topteams sehr unbeliebt zu sein.

"Uns erwartet eine immens schwere Aufgabe, Finnland ist sehr, sehr gut organisiert und beweist seit Jahren Qualität", warnte Bundestrainer Joachim Löw und hob die "fast perfekte Defensiv-Organisation" hervor. Bei dem fast perfekten Organisator handelt es sich um Routinier Sami Hyypiä, seit Jahren beim FC Liverpool unter Vertrag. Auch den überfallartigen Konter haben die Finnen im Programm, weshalb das neue DFB-Defensivdreieck Enke/Westermann/Tasci einer ernsthaften Qualitätsüberprüfung unterzogen werden dürfte.

So könnten die Finnen zum umfassenden Elch-Test für Löws Elf werden. Die gut gelaunten Schweinsteiger und Podolski prallen nun auf kompakte Spielverderber, und besonders genau wird Löw beobachten, ob Übergangskapitän Klose das Vertrauen rechtfertigt, das er erneut erhält. Nur der Gruppenerste schafft die Direktqualifikation für die WM 2010, weshalb sich jeder Punktverlust im Fernduell mit Russland fatal auswirken könnte. Schon vor der WM 2002 musste die deutsche Elf ja als Gruppenzweiter in die stressige Relegationsrunde; den ersten Gruppenplatz verspielte sie damals am letzten Spieltag durch ein 0:0 zu Hause. Gegen Finnland.

© SZ vom 10.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Jürgen Schmieder, Vaduz
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