Fußball:Kicker und Karren - eine Story für sich

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Stammspieler der Straßenverkehrsordnung: Stefan Effenberg, 47. (Foto: Jan Huebner/imago)

Adrian Ramos schickt einen Hellhäutigen zur Führerscheinprüfung, Stefan Effenberg ist Stammspieler der Straßenverkehrsordnung - aber niemand übertrifft Marko Arnautovic.

Von Michael Neudecker

Marko Arnautovic ist ein 26-jähriger Profifußballer, Österreicher und, um es in seiner Muttersprache zu sagen, ein Ungustl, der ein bisserl zu oft auszuckt. Dass er während seiner Bundesliga-Zeit zu 60 000 Euro Strafe verurteilt wurde, weil er zwecks Steuersparens seinen Porsche Panamera in Österreich statt in Deutschland meldete - geschenkt. (Auch, dass das nur herauskam, weil er auf der Münchner Maximilianstraße so oft auf- und abfuhr, bis sich Passanten beschwerten.) Aber einen Polizisten, der ihn wegen Geschwindigkeitsübertretung kontrollierte, mit den Worten "Ich hab' so viel Geld, ich kauf' dein Leben" zurechtzuweisen: muss nicht sein.

Ist schon länger her, aber ein Text über Fußballer und Autos kommt nicht ohne Arnautovic aus, in Insiderkreisen auch "Arrogantovic" genannt. Auch nicht ohne Jens Lehmann ("Mad Jens") und Stefan Effenberg ("Tiger"), zwei Stammspieler der Straßenverkehrsordnung.

Gegen Lehmann läuft nun ein Ermittlungsverfahren, weil er mit 21 km/h zu viel geblitzt wurde und angab, ein im Ausland lebender Freund sei gefahren, und Effenberg hatte am Freitag einen Gerichtstermin in Sachen Trunkenheit am Steuer, der nur deswegen nicht stattfand, weil er die zuvor angesetzte Geldstrafe akzeptierte. Was schade ist, denn Gerichtstermine mit Effenberg bieten Entertainment; erinnert sei an die zehnstündige Verhandlung 2005, als Effenberg angeklagt war, einen Polizisten bei einer Kontrolle ein "Arschloch" geheißen zu haben. Nein, legte Effenberg damals dar, er habe gesagt: "Schönen Abend noch".

Netzer kannte da jemanden im Straßenverkehrsamt

Die Strafzettel-Akte von Fußballern ist wie eine Magnumflasche Champagner, die noch größer ist als der Kofferraum eines Panamera: Wenn man sie aufmacht, sprudeln einem die Pointen nur so entgegen. Das beginnt mit Günter Netzer und seiner in den Siebzigern zur Schau gestellten Liebe zu Ferrari, die schon deshalb reibungslos verlief, weil Netzer im Straßenverkehrsamt jemanden kannte. Damals waren PS-Flitzer noch Ausdruck von Privilegiertheit, aber heute hat jeder Zweitliga-Einwechselspieler sein Proletengeschoss, mit dem er versehentlich Geschwindigkeitsbegrenzungen neu interpretieren kann.

Dass Kicker ihre Karren dabei nicht zwingend an Formalien wie Führerscheine knüpfen, weiß man seit Marco Reus, der für jahrelanges Ohne-Führerschein-Geblitztwerden 540 000 Euro Strafe zahlte. Zeitweise wurde er danach vom Teamkollegen Adrian Ramos chauffiert, einem dunkelhäutigen Kolumbianer, der seinen Führerschein in Deutschland erst im zweiten Anlauf erwarb, nachdem er für ein Vergehen beim ersten Prüfungstermin 30 000 Euro Strafe bezahlt hatte. Da hatte Ramos einen Doppelgänger geschickt, einen hellhäutigen.

Gelegentlich, dies noch, nutzen Fußballer Autos auch für Gemeinheiten untereinander. Franz Beckenbauer, Vater aller Fußballer-Anekdoten, ließ sich einst von Netzer einen veralteten Jaguar andrehen, schimpfte öffentlich über die "Scheißkarre" - um sie dann an den ahnungslosen Wolfgang Overath weiterzuverkaufen. Schönen Abend noch.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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