TSV 1860 München:"Katastrophal"

02 08 2015 Fussball Saison 2015 2016 2 Bundesliga 6 Spieltag Fortuna Düsseldorf 1860 Münch

Schockmoment: Angreifer Rubin Okotie liegt nach einem Zusammenprall mit Düsseldorfs Torwart Michael Rensing auf dem Rasen.

(Foto: imago)
  • 0:3 in Düsseldorf, Abstiegsplatz: Der TSV 1860 rutscht immer tiefer in die Krise.
  • Und dann liegt auch noch Angreifer Rubin Okotie zitternd auf dem Rasen.
  • Hier geht es zur Tabelle der zweiten Liga.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Als die Fußballer des TSV 1860 München am Sonntagnachmittag mit Gesichtsausdrücken der Frustration in die Kabine trotteten, fuhr draußen, nur 100 Meter weiter, gerade der Krankenwagen los. In diesem lag 1860-Stürmer Rubin Okotie. In der Düsseldorfer Universitätsklinik wurde Okotie später in den Computertomographen geschoben, die erste Diagnose: unauffälliges CT; Okotie fuhr mit Mannschaftsarzt Christian Mathonia zurück nach München. Die fußballerische Diagnose über den Zustand der Löwen hingegen formulierte nach dem Abpfiff schnell und präzise der Abwehrspieler Christopher Schindler: "Katastrophal!"

Drei Punkte und ihren Stürmer haben die Münchner am Sonntag verloren. Das 0:3 (0:2) bei Fortuna Düsseldorf und der Schreckmoment um Okotie, als dieser nach einem Zusammenprall mit dem Düsseldorfer Torwart Michael Rensing in der 70. Minute zitternd und unansprechbar im Fortuna-Strafraum gelegen hatte, haben den Löwen den Tag verdorben. "Das war eines unserer schlechtesten Spiele", sagte Torsten Fröhling.

Innenverteidiger Schindler schimpft

Der Trainer wurde in seiner Analyse jedoch nicht annähernd so deutlich wie Schindler. "So wie heute dürfen wir uns in dieser Saison nicht mehr präsentieren", schimpfte der Innenverteidiger und ermahnte die Mitspieler, sich zum nächsten Spiel wieder auf bekannte Tugenden zu besinnen. "Wille, Aggressivität und Laufbereitschaft kann jeder immer abrufen - aber heute waren zu wenige nahe an ihrer Normalform." Zwei Punkte aus den ersten sechs Spielen bedeuten den schlechtesten Saisonstart, seit die Sechziger 2004 in die zweite Liga abgestiegen sind.

Für Stürmer Okotie hatte der Tag schon schlecht begonnen, er verbrachte die erste Halbzeit auf der Ersatzbank. Zwei Tage zuvor hatte Fröhling zwar noch festgestellt, dass Okotie nach der Qualifikation der österreichischen Nationalmannschaft für die EM "auf Wolke sieben schwebt", aber diese charakterliche Einschätzung hat die Erfahrungen der vergangenen Wochen nicht übertüncht.

"Rubin hat ein bisschen Ladehemmung", hatte Fröhling vor dem Spiel gesagt, als er Okoties Herausnahme und die damit verbundene Hereinnahme von Stefan Mugosa begründete: Seit Februar hat Okotie nicht mehr getroffen, und auch an Österreichs Erfolg in der vergangenen Woche war er eher unbeteiligt. Nachdem Okotie zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden war, prallte er nach gerade mal 25 Minuten mit Rensing zusammen und musste nach mehrminütiger Behandlung vom Feld getragen werden.

Okotie kann zurück nach München fahren

Der Tag hätte aber auch besser ausgehen können für den TSV 1860. Das erste Tor des Spiels hätte zu Beginn der andere Neue in der Löwen-Startelf machen müssen: Valdet Rama. In der fünften Minute kam der Linksaußen nach einer Flanke von Michael Liendl am zweiten Pfosten frei zum Kopfball, ließ Rensing aber die Chance zur Bewährung.

Vier Minuten später fiel am anderen Ende des Feldes das 0:1. Rechtsverteidiger Gary Kagelmacher verhinderte eine Flanke von Fortunas Axel Bellinghausen nicht, und in der Mitte köpftelte sich Düsseldorfs Ihlas Bebou den Ball an die Schulter, von wo er ins Tor sprang. Als "Akt des Willens" hatte Fröhling das etwas plumpe Gegentor wahrgenommen, um zu verdeutlichen, was er sich eigentlich von seinen Spielern gewünscht hätte.

"Gebrauchter Tag"

Die Düsseldorfer hatten sich fortan ihre linke Seite als Favoriten für die Angriffe auserkoren. Der offensive Daylon Claasen und dahinter Kagelmacher im Löwentrikot vermochten kaum zu stören. Daniel Adlung zog es aus dem Zentrum oft auf die rechte Seite, aber auch er musste in der 30. Minute hilflos mitansehen, wie Bellinghausen diesmal flach in die Mitte vorbereitete (nicht gestört von Schindler) und wie dann Didier Ya Konan zum 2:0 traf. Die Löwen, offensiv eine Halbzeit lang durchaus unerschrocken, agierten hinten rechts zu zögerlich. Fröhlings zuvor ausgerufenes Motto ("Beißen, kratzen!") hatte sich bis dorthin nicht herumgesprochen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam dann Okotie für den unauffälligen Liendl, der überfordert wirkte. Zunächst hatten die Münchner aber Glück, dass sie nicht höher in Rückstand gerieten. Ya Konan (49.) und Sercan Sararer (58.) trafen für Düsseldorf die Latte beziehungsweise den Pfosten. In der 66. Minute erhöhte Ya Konan auf 3:0. Er stand beim Nachschuss ungestört im Strafraum, nachdem 1860-Torwart Vitus Eicher einen Fernschuss von Kerem Demirbay hatte abprallen lassen. "Danach konnten wir das Spiel leider nur noch verwalten", klagte Fröhling und fand als Grund für die deutliche Niederlage, "dass wir zu viele einfache Fehler gemacht haben". Mangelnde Laufbereitschaft und Aggressivität nannte der Trainer jedoch nicht als Ursache.

Als "gebrauchten Tag" beklagte Mittelfeldmann Liendl den Sonntag. Ohne Verletzung war er zur Pause aus dem Spiel genommen worden - in jenem Stadion, in dem er bis vor zwei Wochen noch für die Fortuna gespielt hatte. "Komisch" sei zunächst das Gefühl gewesen, in der Düsseldorfer Arena im Löwentrikot aufzulaufen, aber hinterher, nach Niederlage und Okoties Abtransport "noch viel komischer". Da spielte Liendls Rückkehr an die alte Wirkungsstätte schon gar keine Rolle mehr.

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