Fußball: Investor prüft 1860 München:"Gemeinsam Großes schaffen"

Mitarbeiter des Geschäftsmannes Hasan Abdullah Ismaik haben bereits mit dem Finanzcheck des verschuldeten Traditionsklubs begonnen. In drei Wochen soll das Investment des Jordaniers bei den "Löwen" perfekt sein.

Andreas Burkert

Am Dienstag ist Hasan Abdullah Ismaik in Deutschland gewesen. Aber nur ganz kurz. Auf dem Weg in die USA machte sein Flugzeug Zwischenstation in Hamburg. Das kam dem jordanischen Geschäftsmann gelegen, denn so konnte er sich rasch jene Zeitung besorgen, die dank seiner Stellungnahmen über sein beabsichtigtes Engagement beim angeschlagenen Fußball-Zweitligisten 1860 München berichtete (SZ vom 5.4.). Ismaik kann kein Deutsch, aber er hat sich den Bericht gleich übersetzen lassen. "Alles korrekt", ließ er übermitteln.

1860 München

Jordanische Millionen sollen die Zukunft der "Löwen" sichern.

(Foto: dpa)

In drei Wochen, so haben es seine engsten Berater angekündigt, soll das erste Investment eines arabischen Investors in der Fußball-Bundesliga perfekt sein. Bis zu 33 Millionen Euro möchte der hauptsächlich in Abu Dhabi, Amman und New York lebende Besitzer von Öl-Beteiligungen, Bauträgern und Immobilienfirmen in die "Löwen" stecken, sofern die bisherigen Kennzahlen zur finanziellen Notsituation von 1860 den Tatsachen entsprechen.

In der Nacht zu Dienstag trafen nun bereits zwei seiner Mitarbeiter in München ein und begannen dann mittags mit der sogenannten Due Diligence, einem Finanzcheck des mit 14 Millionen Euro verschuldeten Traditionsklubs. Wahrscheinlich bis Donnerstag soll die Sichtung und Übersetzung der Papiere andauern, der komplette Vorgang dürfte zwei Wochen in Anspruch nehmen.

Die öffentliche Beachtung seiner Absichten und das insgesamt wohlwollende Echo der zuletzt so kritischen "Löwen"-Kundschaft auf seine nun offizielle Offerte hat Ismaik offenbar weiter bestärkt, in 1860 zu investieren: Er spricht bereits von "wir" und "uns". "Unser Primärziel ist der Aufstieg, dann müssen wir uns in der ersten Bundesliga einige Jahre etablieren", bekräftigte er. "Danach muss man sehen, was man noch mit der Mannschaft erreichen kann. Aufgrund der hervorragenden Jugendarbeit, der Infrastruktur, der Anzahl und Treue der Fans und der Historie sind wir aber fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam Großes erreichen können."

Stevic wird gehen müssen

Voraussetzung für den Einstieg des Investors ist neben der Buchführung von Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer eine Einigung mit den Gläubigern, wie sie auch für die zunächst angestrebte große Bankenlösung zugesagt war. Nach SZ-Informationen ist eine Schuldenreduzierung über einen teilweisen Verzicht der Gläubiger Voraussetzung für das Investment von Ismaiks Firmengruppe.

Verhandlungen auf Eis

Zudem ist offenbar vergangene Woche mit Schneider und Schäfer besprochen worden, dass beabsichtige Verhandlungen mit Spielern, dem Trainer und Sponsoren bis zum Abschluss der eigenen Konsultationen Ende April auf Eis liegen. Dies gilt somit auch für Trainer Rainer Maurer, dessen Vertrag ausläuft, der aber gehalten werden soll; auch die unterschriftsreifen Verträge mit dem Wettanbieter Bet3000, der für drei Jahre Trikotsponsor werden will, bleiben so lange unangetastet.

Nach Lage der Dinge dürfte sich der Investor mit der Klubführung wegen der womöglich vielversprechenden Zukunftsplanung um einen deutlich höher dotierten Sponsoren-Deal bemühen. Als bald beendet gilt nach übereinstimmenden Ansichten der Parteien die Amtszeit des umstrittenen Sportchefs Miroslav Stevic, der sich zuletzt verstärkt wegen überteuerter Personalpolitik und mutmaßlicher Vermischung von privaten und beruflichen Geschäften konfrontiert sah; eine entsprechende Beschlusslage zu Stevic, der die Vorwürfe zurückweist, war schon vom Aufsichtsrat signalisiert worden.

Am Samstag zum Heimspiel gegen Cottbus wird Ismaik einfliegen. Vor fünf Wochen ist er zuletzt in der Arena gewesen, beim K.o. des FC Bayern gegen Inter Mailand. Womöglich hat ihn der Stadtrivale mit der Dramatik damals entscheidend begeistert für den Standort München (wobei nicht mal die derzeit im Aufruhr befindlichen Fan-Fundamentalisten beider Klubs dies als nächste verwerfliche Hilfestellung deuten werden).

Zuvor hatte sich Ismaik auch in England nach Klubs seiner Kragenweite umgesehen, bei Coventry zum Beispiel und Queens Park; auch bei seinen Finanzgeschäften bevorzugt er mittelständische Firmen. Für Samstag wird er sich nun einen freundlichen Empfang wünschen und ein gutes Spiel. "Bisher habe ich keine bestimmte Mannschaft verfolgt", sagt er, "aber ich mag schönen Fußball sehen."

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