Fußball international:Wenn der Torwart den einzigen Punkt holt

Der schlechteste Aufsteiger aller Zeiten in Italien blamiert den AC Mailand und in Österreich ringen mehrere deutsche Trainer um den Titel. Kuriositäten aus Europas Fußball-Ligen.

Von Martin Wallentich

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Schweiz

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Quelle: AP

In Basel hatten sie jüngst einigen Grund zu jubeln, Anfang Dezember haben sie das Achtelfinale der Champions League erreicht (wo der Gegner nun Manchester City heißt). Aber in der Schweizer Liga ereignet sich gerade eine rechtschaffene Unerhörtheit: Tabellenführer ist - nicht der FC Basel, Meister der Jahre 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017. Nach 19 Spieltagen führen die Young Boys Bern tatsächlich knapp vor dem Abonnement-Meister und haben Chancen, Basels neunten Titel in Serie zu verhindern. Bern, in den letzten drei Jahren jeweils Vizemeister, gewann bereits am ersten Spieltag mit 2:0 gegen den Konkurrenten, seither blieb das Team von Trainer Adi Hütter vor den Konkurrenten aus Basel und hat aktuell zwei Punkte Vorsprung.

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Österreich

Heiko Vogel

Quelle: dpa

Viermal in Folge Doublesieger: In den letzten Jahren hat sich die Trophäensammlung bei Red Bull Salzburg deutlich vergrößert. Doch nach Abgängen wie jenen von Konrad Laimer (zu RB Leipzig) und Valentino Lazaro (Hertha BSC) tat sich das Team zunächst schwer, verkürzte später immerhin den Rückstand auf Sturm Graz (nach einem 0:1 im Hinspiel gewann Salzburg im Rückspiel 5:0) und liegt einen Punkt hinter dem Tabellenführer. Weshalb nun zwei oder - je nach Zählweise - drei Trainer aus Deutschland um den Titel kämpfen: Marco Rose mit Salzburg. Franco Foda mit Sturm Graz. Und Heiko Vogel, ebenfalls mit Sturm Graz. Weil Foda ab Januar offiziell Nationaltrainer in Österreich wird, brauchte man in Graz einen Nachfolger. Also kam Vogel, einst in Basel (und dort natürlich Meister) und bei Bayerns U19 und U23 (dort nie Meister).

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England

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Quelle: AP

Die Premier League hat sich ja den Ruf erarbeitet, spannender zu sein als andere Ligen. In dieser Saison ist das mit der Spannung aber ein bisschen schwierig, was an Pep Guardiola und Manchester City liegt. Nach 17 Siegen in 18 Spielen wirkt die aktuelle Saison fast vorzeitig entschieden, Stadtrivale Manchester United liegt als erster Verfolger bereits elf Zähler zurück. Besonders im Mitelpunkt standen bislang auch die Leistungen von Leroy Sané und Kevin De Bruyne, beide kommen auf jeweils acht Vorlagen. Am vergangenen Wochenende hätte nochmal so etwas wie Spannung aufkommen können, City spielte gegen Champions-League-Team Tottenham. Am Ende stand es 4:1. Für Manchester City. Nächster Gegner an diesem Samstag: der AFC Bournemouth. Das Team steht derzeit auf Platz 16 der Premier League.

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England

Premier League - Brighton & Hove Albion vs Burnley

Quelle: Action Images via Reuters

Der FC Burnley ist nicht so gut wie Manchester City, aber das ist auch nicht der Anspruch im Klub. Immerhin ist Burnley, mit Transferausgaben von rund 34 Millionen Euro tatsächlich sparsamer als alle anderen Teams der Liga, Sechster - also vor Tottenham. Trainer Sean Dyche formte ein effizientes und zweikampfstarkes Kollektiv, bestes Beispiel dafür ist die kuriose Torbilanz: 16:12 nach 18 Spielen. Sechs Mal gewann das Team 1:0. Mit so einer Bilanz kann man, das bewies Burnley, 32 Punkte holen. Andererseits stehen jetzt ein paar gemeine Spiele an: Die nächsten Gegner heißen Tottenham und Manchester United.

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Frankreich

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Quelle: AFP

Der derzeit erfolgreichste Torjäger in Europas großen Ligen spielt bei Paris Saint-Germain: Edinson Cavani. 55 Saisontore schoss Paris (also weniger als Manchester City mit 56), 18 davon der Uruguayer Cavani. Der soll kürzlich ja noch in einen kuriosen Streit verwickelt gewesen sein. 222-Millionen-Euro-Zugang Neymar hatte angeblich das Recht eingefordert, die Elfmeter schießen zu dürfen. Cavani soll sogar eine Million geboten worden, das Recht abzutreten - tat er anfänglich nicht und schoss in der Liga zwei Elfmetertore. Später traf Neymar seinerseits zwei Mal per Elfmeter.

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Italien

Benevento Calcio - AC Mailand

Quelle: dpa

Vom "schlechtesten Aufsteiger aller Zeiten" war nach dem 14. Spieltag der italienischen Serie A die Rede. Aufsteiger Benevento Calcio stand ohne einen einzigen Punkt am Tabellenende. Einen Spieltag später war die Geschichte des Klubs aus um einen Erstligapunkt und ein Kuriosum reicher: Gegen den AC Mailand, der im Sommer fast 200 Millionen Euro investiert hatte, lag Benevento bis zur 90. Minute mit 1:2 zurück. Beim letzten Eckball lief Torhüter Alberto Brignoli mit nach vorne, wie man das halt so macht als Torwart, wenn man nichts mehr zu verlieren hat. Und dann: Köpfelte er den Ball ins Mailänder Tor. Das Spiel, das nur nebenbei, war übrigens das erste des neuen Mailänder Trainers Gennaro Gattuso. Und es war das bislang letzte, in dem Benevento punkten konnte.

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Polen, Belgien

Antwerp s Jelle Van Damme celebrates after winning the Jupiler Pro League match between Zulte Warege; Royal Antwerpen Jelle Van Damme

Quelle: imago/Belga

Die Geschichten erinnern ein bisschen an den 1. FC Kaiserslautern, das Team, das 1998 als Aufsteiger Meister wurde - nur dass in den aktuellen Geschichten nirgendwo Olaf Marschall vorkommt. In Polen liegt Gornik Zabrze als Aufsteiger mitten im Meisterschaftsrennen. Nach zwischenzeitlicher Tabellenführung ist der Verein aus dem schlesischen Industriezentrum Dritter, nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Legia Warschau. Seit 1988 war Zabrze nicht mehr Meister.

Royal Antwerpen spielte 13 Jahre nicht in Belgiens erster Liga, aber nach dem Aufstieg im Sommer liegt das Team mit Spielern wie Jelle Van Damme (Bild) auf Platz fünf. Der Rückstand auf den dominanten Spitzenreiter FC Brügge beträgt zwar bereits 19 Punkte, durch das Play-Off-System in Belgien sind aber noch große Verschiebungen möglich.

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Spanien, Dänemark, Niederlande

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Quelle: AFP

Auch dieses Phänomen kennt der 1. FC Kaiserslautern: dass man als Meister im nächsten Jahr nicht unbedingt wieder Meister wird. Und womöglich auch nicht Vizemeister. Und womöglich auch nicht Dritter. Da ist etwa Feyenoord Rotterdam, im Sommer wurde die Elf von Giovanni van Bronckhost Meister, erstmals seit 1999. Und nun ist Rotterdam nur Fünfter, hinter einem Klub namens PEC Zwolle.

Da ist auch der dänische FC Kopenhagen, in der Vorsaison mit klarem Vorsprung Meister. Nun liegt das Team 18 Punkte hinter Tabellenführer Midtjylland. Und da ist Real Madrid, Meister der vergangenen Saison - derzeit auf Platz vier (was so ist, als würde der FC Basel nur Achter). "Real sagt Nein zur Liga", urteilte die Sportzeitung Marca nach der Niederlage gegen Aufsteiger Girona Ende Oktober. Mittlerweile ist Reals Rückstand auf Barcelona gar auf elf Punkte gewachsen, eine Niederlage im Clasico am Samstag würde umso mehr schmerzen.

© SZ.de/chge/liv
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