Fußball in England:Endlich wird Will Grigg für seine Tore gefeiert

FA Cup Fifth Round - Wigan Athletic vs Manchester City

Im Achtelfinale des FA-Cups erzielte Will Grigg (links) das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg von Wigan gegen kein geringeres Team als Manchester City.

(Foto: Andrew Yates/Reuters)

"Will Grigg's on fire": Die Fußballwelt reduzierte den Stürmer lange auf das berühmte Fan-Lied. Jetzt schreibt er seine eigene Geschichte, als Außenseiter im FA-Cup.

Von Daniel Wagner

Eine Bäckerei im Industriestädtchen Wigan, rund 30 Kilometer von Manchester entfernt, führt seit neuestem ein mit Hühnchen, Chorizo und Zwiebeln gefülltes Törtchen im Sortiment. Das Besondere daran ist ein Pokal auf der Kruste. Ihr Kunstwerk haben sie "Will Grigg FA Cup pie" genannt, anlässlich des FA-Cup-Viertelfinaleinzugs von Drittligist Wigan Athletic, für das sein berühmter Namensgeber fast im Alleingang verantwortlich war. William Grigg, 26, Stürmer.

Beim sensationellen 1:0-Sieg im Achtelfinale des FA Cups gegen Pep Guardiolas Manchester City im Februar erzielte Grigg das goldene Tor. Es war in der siebten FA-Cup-Begegnung seiner Latics in der laufenden Spielzeit bereits sein siebter Treffer. Vor dem Sieg gegen ManCity war Grigg unter anderem bereits als Doppeltorschütze beim 2:0 gegen Premier-League-Klub West Ham United in der vierten Runde aufgefallen. Und am Sonntag hoffen sie in Wigan auf seine Tore im Viertelfinale gegen Southampton.

"Ich wollte nur auf dem Platz stehen, was nicht passierte"

Man kann das in diesen Tagen kaum oft genug erwähnen: William Grigg, 26, Stürmer, siebenmaliger Torschütze im FA Cup, dem wichtigsten Pokalwettbewerb in England. Denn die Fußballwelt kennt Grigg ja immer noch vor allem als Protagonist eines berühmten Fan-Liedes. "Will Grigg's on fire" sangen die nordirischen Fans bei der EM 2016 zur Melodie von "Freed from Desire". Und bald hatte halb Europa einen Ohrwurm.

Grigg hat schon im Januar in der Zeitung The Telegraph ausführlich über den Hype gesprochen, und er erzählte, dass er ihn nicht immer so lustig fand. Die Saison 2015/16 war die beste Spielzeit seiner Karriere gewesen, er hatte 28 Tore für Wigan Athletic in der dritten Liga erzielt. Sportlich spielte Grigg bei der Europameisterschaft dann jedoch kaum eine Rolle, er war im nordirischen Team nur Stürmer Nummer vier. Stattdessen wurde der heute 26-Jährige lediglich für sein Lied gefeiert, das in den iTunes-Charts im Vereinigten Königreich sogar eine Top-Ten-Platzierung erreichte.

Grigg äußerte den Verdacht, dass die ständigen Fragen nach dem Fangesang ihn in der Gunst von Trainer und Mitspielern nicht unbedingt hätten steigen lassen. Auch wenn Grigg die plötzliche internationale Aufmerksamkeit schon etwas genießen konnte, sei die Europameisterschaft für ihn insgesamt nicht zufriedenstellend gewesen, sagte er: "Ich wollte nur auf dem Platz stehen, was nicht passierte". In der bis dahin besten Phase seiner Karriere einerseits zwar zur EM eingeladen zu werden, dort andererseits nicht eingesetzt zu werden, sei für ihn sehr hart zu akzeptieren gewesen.

Sein Siegtor gegen ManCity hatte etwas von einem Rugby-Spielzug

Doch nun ist alles anders. Anstatt durch Musikcharts-Platzierungen bekommt er Aufmerksamkeit für seine sportlichen Leistungen. Und anstatt über ein Fan-Lied spricht er darüber, wie es ist, in vollen Stadien zu spielen. 20 000 Fans gegen Manchester City, sein Tor, der Erfolg: "Davon hätte ich nie zu träumen gewagt."

Der Zeitung The Times erzählt Griggs nun seine Geschichte, die auch ohne den berühmten Song eine schöne ist. In seiner Jugend hatte er noch Rugby und Fußball gespielt. Einfach durch die Gegenspieler durchzulaufen, ohne getackelt zu werden, sei "leicht" gewesen, sagt er. Auch wenn sich Grigg schließlich dem Fußball verschrieb, profitiere er auch heute noch von Fähigkeiten, die er im Rugby erlernt hätte. "Rugby härtet dich ab", sagt er, und natürlich mögen sie solche Sätze auf der Insel, wo sie die kämpferischen Fußballer besonders feiern. Sein Siegtor gegen ManCity hatte tatsächlich etwas von einem Rugby-Spielzug: Grigg erlief einen steilen Pass und setzte sich gegen die halbe Abwehrreihe Manchesters durch, bevor er den Ball ins lange Eck schoss.

Grigg weiß die anstehende Aufgabe einzuordnen: "Wir wissen, dass wir in den vorherigen Spielen im FA Cup Außenseiter waren. Und gegen Southampton wird das genauso sein." Southampton hat gerade den Trainer gewechselt, Mauricio Pellegrino wurde entlassen, Mark Hughes eingestellt. Grigg sagte, er befürchte den positiven Effekt, den das auf die Mannschaft haben könne. Es war eine typische Fußballerfloskel von einem Mann, der vor zwei Jahren noch vor allem eine Kunstfigur war, und jetzt einfach ein erfolgreicher Fußballer ist.

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