Fußball in Argentinien:Maradona wird Nationaltrainer

Es ist eine atemberaubende Wiederauferstehung: Der einst todkranke Diego Maradona trainiert künftig die argentinische Nationalmannschaft.

Peter Burghardt

Man hatte es erst für einen Scherz gehalten, aber in Argentinien ist immer alles möglich. Zum Beispiel wird das Land von einem Ehepaar regiert, den Kirchners. Den anderen Chefposten der Republik übernimmt nun allen Ernstes der berühmteste aller Argentinier: Diego Armando Maradona, bis vor nicht so langer Zeit drogensüchtig und herzkrank, wird tatsächlich Trainer der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft.

Diego Maradona; Reuters

Kaum Erfahrung, aber großen Willen: Diego Maradona wird neuer argentinischer Nationaltrainer.

(Foto: Foto: Reuters)

Am Dienstagabend meldete der einst wohl beste und oft auch kurioseste Fußballer aller Zeiten nach einer Sitzung mit Verbandspatron Julio Grondona, man habe sich "für das Projekt entschieden", also für seines, es sei gar kein anderes zur Debatte gestanden. Zuvor hatte es zwar geheißen, der Fifa-Vize Grondona treffe auch noch die anderen drei Kandidaten für die Nachfolge von Alfio Basile, der am 16. Oktober nach dem 0:1 gegen Chile zurück getreten war. Doch dazu kommt es offenbar nicht mehr. Maradona verkündete, sein großer Traum gehe in Erfüllung.

Seit seinem Rücktritt als Profi im Mai 1995 träumt der ehemalige Wunderknabe von der Leitung der Albiceleste, für die er 1977 zum ersten Mal gedribbelt und 1986 die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, damals nach einem legendären Alleingang gegen England und einem Treffer mit der "Hand Gottes". Die Gegenbewerber Sergio Batista, Carlos Bianchi, Carlos Bilardo und Miguel Ángel Russo durften da keine Konkurrenz sein.

Gerade war Maradona, der am Freitag 48 Jahre alt wird, mit einem Sieg vom Show Ball in Georgien zurück gekehrt, einem Kleinfeld-Kick, da führt er die argentinische Auswahl als Spielmacher, Kapitän und Manager an. Jetzt übernimmt er also die erste Elf des südamerikanischen Landes, zu der ein Künstler wie Lionel Messi gehört.

Es ist gleichzeitig eine Fortsetzung in einer der atemberaubendsten Wiederauferstehungen der Sportgeschichte. In den vergangenen Jahren war Maradona nach Alkohol- und Kokainexzessen verfettet und dreimal fast gestorben. Jetzt führt er mit operiertem Magen Argentiniens Selección, im günstigen Fall bis zur WM 2010 nach Südafrika und im besten Fall bis zum Titel. In jedem Fall wird es ein Abenteuer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: