Fußball in Ägypten:Elf Todesurteile nach Stadionkatastrophe

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  • 74 Menschen kamen vor drei Jahren bei einer Massenpanik in einem Stadion in Port Said ums Leben.
  • Nun verurteilt ein ägyptisches Gericht elf Angeklagte zum Tode.
  • 21 Todesurteile in erster Instanz hatte das Gericht zuvor aufgehoben.

Gericht spricht zwölf Todesurteile

Etwa drei Jahre nach der Stadionkatastrophe im ägyptischen Port Said mit 74 Todesopfern sind elf angeklagte Verantwortungsträger von einem Gericht in der Hauptstadt Kairo zum Tode verurteilt worden. Das Gericht gab seine Entscheidung im Verfahren gegen insgesamt 62 Beschuldigte am Sonntag bekannt. Bei der Tragödie von Port Said waren inmitten der politischen Umwälzungen in Ägypten bei der Begegnung zwischen Al-Masry und Al-Ahly 74 Menschen bei einer Stadion-Panik zu Tode getrampelt, erstochen oder erschlagen worden.

Polizeikräfte schritten damals kaum ein und wurden danach beschuldigt, Al-Ahlys Anhänger wegen ihrer bedeutenden Rolle beim Sturz des früheren Staatspräsidenten Hosni Mubarak in einer Art Racheakt geradezu geopfert zu haben. Der nun abgeschlossene Prozess in Kairo war das zweite Verfahren wegen der größten Katastrophe im ägyptischen Sport. Im Vorjahr hatte ein Berufungsgericht 21 erstinstanzliche Todesurteile aufgehoben und außerdem angeordnet, das gesamte Verfahren noch einmal neu aufzurollen.

Weitere Tragödie soll aufgearbeitet werden

Nach dem juristischen Schlussstrich unter die tödlichen Ereignisse in Port Said wartet die ägyptische Öffentlichkeit nunmehr auf die Aufarbeitung der Stadiontragödie zu Jahresbeginn in Kairo. In der Metropole waren Anfang Februar bei gewalttätigen Ausschreitungen am Rande des Premier-League-Spiels zwischen Zamalek Kairo und dem Lokalrivalen ENPPI im Stadion der Luftwaffe 19 Menschen ums Leben gekommen. Nach bisherigen Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft von einem terroristischen Hintergrund der Krawalle zur Destabilisierung der innenpolitischen Lage aus und plant eine Anklage gegen 16 Zamalek-Fans wegen Mitgliedschaft in der als terroristisch eingestuften Muslim-Bruderschaft.

Weitere Anschuldigungen lauten auf Mord, Vandalismus, Besitz von Sprengstoff und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Im Gegensatz dazu müssen sich bislang noch keine Polizeibeamte wegen der Schüsse, die in Kairo zur verhängnisvollen Panik und zu Todesopfern führten, vor Gericht verantworten.

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