Fußball im Fernsehen:Der Zuschauer bleibt am Ball

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Fans können ihre Fernseh-Gewohnheiten weitgehend beibehalten und sparen auch noch Geld.

Klaus Ott

Die Bundesliga soll für viele Fernsehzuschauer billiger werden, deutlich billiger sogar. Wer an den 34 Spieltagen live dabei sein will, wenn sein Verein um die Meisterschaft oder gegen den Abstieg kämpft, der muss derzeit tief in die Tasche greifen. Mindestens 34,80 Euro im Monat verlangt der Bezahl-Sender Premiere für die Programm-Pakete mit "Fußball Live" für ein Zwei-Jahres-Abonnement.

Mehr als drei Millionen Kunden leisten sich Premiere, vor allem wegen des Fußballs. Doch der in München ansässige TV-Konzern, der seit zwei Jahrzehnten die Bundesliga im Abofernsehen (Pay TV) zeigt, verliert die Übertragungsrechte an einen plötzlich aufgetauchten, bislang unbekannten Konkurrenten mit Namen Arena.

Und der werde, für alle Spiele und alle Tore, weniger als 20 Euro pro Monat verlangen. Das erklärte die Deutsche Fußball-Liga (DFL), nachdem sie am Mittwoch diesem Neuling den Zuschlag für die Pay-Rechte erteilt hatte.

Von der nächsten Runde an, die im August 2006 beginnt, sollen alle 306 Spiele pro Saison live bei Arena laufen. Dahinter steht das Unternehmen Unity Media, ein Zusammenschluss von Kabelfernseh-Betreibern aus mehreren Bundesländern.

Übertragungsrechte bis 2009

Bis Mitte 2009 hat das Kabel-Konsortium die Übertragungsrechte erhalten. Unity Media will die Liga via Kabel und Satellit in ganz Deutschland zeigen. Arena-Geschäftsführer Bernard de Roos kündigte einen "attraktiven Preis" an. Die aktuellen Pay-TV-Angebote seien "vielen Fans zu teuer", ergänzte Unity Media, ohne Zahlen zu nennen.

Sind die Fußball-Anhänger unter den Fernsehzuschauern also die großen Gewinner des Rechte-Pokers, nachdem die DFL, TV-Veranstalter, Kabelfirmen und Medienkonzerne wochenlang um Spielpläne, Sendezeiten und Preise gezockt hatten? Es sieht so aus, aber Vorsicht ist einstweilen geboten. Vieles muss noch ausgehandelt werden, entscheidende Details sind bislang ungeklärt.

Jedenfalls bleibt die Sportschau am Samstag in der ARD erhalten. Von 18.30 Uhr an zeigt das Erste in der gewohnten Form die Samstagsspiele, künftig sechs an der Zahl statt wie bisher sieben. Eine Begegnung wird auf Freitag, 20.30 Uhr, vorverlegt und an diesem Abend voraussichtlich nur im Pay TV laufen.

Im frei empfangbaren TV wären die Freitagstore dann erst am Samstag in der Sportschau zu sehen. Auch am Sonntag müssen sich die Fans gedulden, ehe sie kostenlos Bilder von den zwei Spielen um 17 Uhr auf den Bildschirm bekommen. Bislang zeigt das Deutsche Sportfernsehen (DSF) gegen 19 Uhr Ausschnitte.

Mit Beginn der neuen Saison ist das DSF erst um 22 Uhr dran. Mit den Eingriffen in die Spiel- und TV-Pläne am Freitag und am Sonntag will die DFL dem Pay TV mehr Zulauf verschaffen, ohne jene Fans zu vergraulen, die für die Bundesliga auf keinen Fall extra zahlen mögen. Für diese Klientel gibt es ja weiterhin die Sportschau am Samstag, recht rasch nach dem Abpfiff. Auch das Sportstudio Samstagabend im ZDF bleibt.

Und wer die Liga live im Pay TV haben will, der spart künftig viel Geld - falls die schönen Pläne in Erfüllung gehen. Dazu bedarf es noch viel Arbeit und einiger Verträge.

Gut die Hälfte der Zuschauer in Deutschland holt sich das Fernsehen via Satellit aus dem Weltall ins Haus, knapp die andere Hälfte über Kabelnetze, ein kleiner Rest hängt an der alten Dachantenne. Premiere ist via Kabel und Satellit präsent, der neue TV-Partner der Bundesliga noch nicht.

Zu den meisten Haushalten haben Arena und Unity Media bisher keinen Zugang. Und dann braucht es auch noch Decoder, mit denen die Zuschauer Abosender wie Premiere empfangen und bezahlen können.

Das sei kein Problem, erklärte Arena. Wer noch keinen Decoder habe, bekommen ihn zusammen mit dem Programm, "günstig im Paket". Und wer bereits einen habe, der könne die Bundesliga über eine neue Zugangskarte freischalten lassen. "Anruf genügt."

"Stunde null"

Sogar die von Premiere in den Markt gebrachten Decoder könnten genutzt werden. Aber nicht umsonst, erwiderte Premiere-Chef Georg Kofler. "Es kostet was, auf unsere Decoder zu kommen." Arena fange mit dem Fußball im Pay TV "beim Stande Null und bei der Stunde Null an".

Nur ein bisschen Abofernsehen veranstaltet Unity Media bisher, ohne Fußball. Und auf den größten Teil der Kabelfernsehnetze in Deutschland hat das Unternehmen gar keinen Zugriff. Um alle interessierten Zuschauer zu erreichen, ist eine Kooperation mit Marktführer Kabel Deutschland nötig.

Gespräche laufen, offenbar noch ohne Ergebnisse. Außerdem braucht der neue Bundesliga-Partner auch Satellitenkanäle. Und einen funktionierenden Vertrieb über Handelsketten, Kaufhäuser und Call Center, damit Millionen Fans das neue Angebot abonnieren können. Das sei alles garantiert, erklärten Arena und die DFL.

Ein halbes Jahr hat Arena noch Zeit, das aufzubauen. Das wird nicht einfach, schließlich will Arena mehr Kunden haben als Premiere. Falls es nicht gelänge, stünde Premiere bereit, Arena die Pay-Rechte für die Liga abzukaufen. Dann bliebe womöglich alles beim alten.

© SZ vom 22.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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