Fußball: Hoffnung für 1860 München:Erste Papiere aus Abu Dhabi

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Die angestrebte Rettung des TSV 1860 München über die Banken ist unsicher. Nach SZ-Informationen steht dafür aber ein Geschäftsmann aus Abu Dhabi kurz vor dem Einstieg.

Andreas Burkert und Klaus Ott

Am Donnerstag haben die Trainingsgäste der Münchner Löwen ganz genau hingeschaut, welche Limousinen vorfuhren. Sitzt hinter einer verdunkelten Scheibe vielleicht tatsächlich ein Scheich? Dummerweise begegneten ihnen dann doch nur die etablierten Großkopferten aus den Klubgremien, die am finanziellen Desaster des TSV 1860 wegen ihres Versagens als Kontrolleure nicht ganz unschuldig sind. Auch diese Herren können die Ankunft jenes geheimnisvollen Investors nun kaum erwarten, mit dem der Fußball-Zweitligist seit einer Woche Kontakt hat.

Rettung vom Scheich? Jedenfalls neue Hoffnung für die Löwen-Fans auf Zweitligafußball. (Foto: imago sportfotodienst)

Denn mit dem Mann aus Abu Dhabi verbinden die Sechziger eine ihrer beiden letzten Hoffnungen, die Insolvenz abwenden zu können. Die andere Lösung sind die Banken, die zehn Millionen Euro Kredit gewähren sollen, was sich aber als immer schwieriger erweist. Die bislang federführende Privatbank hat sich soeben zurückgezogen, eine andere könnte dafür hinzustoßen. Zusagen von Banken liegen aber nicht vor. Dafür gestalten sich die Verhandlungen mit dem möglichen Investor vom Persischen Golf nach Informationen der Süddeutschen Zeitung recht aussichtsreich.

Aus Bankenkreisen ist inzwischen sogar zu hören, dass der Mann sein Engagement nach und nach ausbauen wolle - deutlich über die zunächst geplanten zehn bis zwölf Millionen Euro hinaus.

Ursprünglich wollte der TSV 1860, der 14 Millionen Euro Schulden hat und sofort zehn Millionen Euro an frischem Geld benötigt, bis Freitag das Resultat der wochenlangen Verhandlungen mit Banken und Gläubigern präsentieren. Zwar waren die März-Gehälter auch am Donnerstag noch nicht überwiesen, doch die Insolvenz-Meldung dürfte in dieser Woche ausbleiben. Wie die SZ erfuhr, haben sich die Löwen bereits an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gewandt und für ihre Lizenz-Papiere erste Unterlagen zum Einstieg des Investors avisiert. Demnach nähme der Deal bereits Formen an.

Und: Angeblich plant der Geldgeber, bald nach München zu kommen.

Vermutlich deutete 1860-Vizepräsident Franz Maget auch deshalb am Donnerstag an, dass man die selbst auferlegte - und auch durch die Lizenz-Auflagen der DFL gesetzte - Erklärungsfrist über das Wochenende hinaus verlängere: "Wir leben heute, und wir leben auch morgen noch. Wir brauchen noch ein paar Tage, und wir haben noch ein paar Tage. Und wir werden das hinkriegen."

Bei dem Interessenten handelt es sich angeblich um einen anerkannten Geschäftsmann, der in Abu Dhabi sehr erfolgreich ist - und der jene gut zehn Millionen Euro, die er sofort für 49 Prozent der Anteile an der Fußball-KGaA der Löwen bietet, "aus der Portokasse bezahlen würde", wie ein Eingeweihter sagt. Die Verbindung zu dem als seriös eingestuften Investor, der bei seinen Geschäften vom Öl-Reichtum am Persischen Golf profitiert und gute Kontakte zur Herrscherfamilie des Emirats Abu Dhabi unterhalten soll, war durch die Vermittlung eines renommierten Münchner Bankers zustande gekommen.

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Käme der spektakuläre Einstieg tatsächlich zustande, würde erstmals arabisches Geld in den deutschen Sport fließen. Voraussetzung ist die Zustimmung der DFL. Laut deren Statuten dürfen Profiklubs gemäß der 50+1-Regel maximal 49 Prozent ihrer Anteile veräußern; Investoren dürfen zudem keinen Einfluss auf die Leitung des Klubs nehmen.

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Die Löwen müssten sich zudem noch mit ihren Gläubigern einigen. Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern, der den Löwen bislang drei Millionen Euro gestundet hat, würde den Einstieg des Investors begrüßen. "Mir sind die Besitzverhältnisse wurscht, das würde unsere Haltung nicht ändern.

Wenn das jetzt klappen sollte, wäre endlich mal ein einziger Geldgeber da", sagte er der SZ: "Sechzig müsste sich nicht mit zwölf Gläubigern herumschlagen, wäre schuldenfrei, müssten keine Zinsen mehr zahlen und könnten endlich mal die Zukunft planen."

Die Bayern haben als Besitzer der Münchner Arena ein pragmatisches wirtschaftliches Interesse am Überleben des Lokalrivalen, zwei bis drei Millionen Mieteinnahmen würden ihnen wohl bei einer Insolvenz von 1860 künftig pro Jahr fehlen. Sollte der Nachbar ausziehen, "dann werden wir uns wirtschaftlich neu orientieren - und dann werden die Sitze rot, dann ist das Ding rot, basta", sagt Hoeneß: "Wenn die Tür in die Arena zu ist - dann ist und bleibt sie zu!"

Die neue Führung um Präsident Dieter Schneider hat stets betont, für den Profisport bei 1860 gebe es zur Arena keine Alternative. Seit Dienstantritt im Herbst realisierten er und Geschäftsführer Robert Schäfer neun Millionen Euro an Einsparungen. Trotzdem könnte die Sanierung scheitern. Der Herr aus Abu Dhabi hat 1860 nun aber unverhofft eine weitere Variante im dramatischen Abstiegsspiel ermöglicht. Das befindet sich jetzt aber bereits in der Verlängerung.

© SZ vom 01.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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