Fußball:Gruppe Großmaul!

In der Bundesliga wollen sie die Bayern jagen, im Uefa-Cup bis ins Finale vorstoßen. Doch die Realität sieht anders aus: Berlin, Schalke, Hamburg und Stuttgart scheitern seit Jahren an vermeintlichen Nobodys.

Jürgen Schmieder

Was war das für ein Gedöns vor der Saison: Spannend sollte sie werden, die Spielzeit vor der Weltmeisterschaft! Den Bayern wollten sie Feuer unterm Hintern machen. Und in den internationalen Wettbewerben so richtig weit kommen. Am besten ins Finale. Alle vier.

Marcelinho

Ganz allein: Marcelinho kann die Krise in Berlin nicht begreifen

(Foto: Foto: ddp)

"Habemus Mister" tönte es sakral aus Stuttgart, schließlich wurde der erfolgreichste Vereinstrainer der Welt geholt. Auf Schalke gab Fußballprofessor Rangnick Weisheiten zum Besten. Dieter Hoeneß sprach - wie schon seit fünf Jahren - vom großen Aufbruch in Berlin und vom Angriff auf die Konkurrenz. Und als der HSV am 7. Spieltag Bayern München besiegt hatte, ließen sie sich als der Jäger des Rekordmeisters feiern.

Große Gesten und markante Sprüche waren das überall in Deutschland, verbal standen sie alle schon ganz oben auf dem Podest.

Und nun?

Der VfB Stuttgart hat nach 21 Spieltagen genau 27 Punkte geholt, Bayern München doppelt so viele! Und im Uefa-Cup setzte es eine 1:2-Heimniederlage gegen den FC Middlesbrough. Der steht in der englischen Tabelle auf Platz 16. Mister Trapattoni ist längst weg, "Habemus Chaos" skandieren die Fans mittlerweile.

Auch Schalke ist seinen Trainer los, von der Meisterschaft sind sie so weit entfernt wie Jürgen Klinsmanns Wohnort von Deutschland. Im Uefa-Cup hatten sie Probleme mit Espanyol Barcelona, die Nummer 14 in Spanien.

Über Hertha und den HSV sollte man besser den internationalen Mantel des Schweigens breiten. Berlin unterlag daheim gegen Rapid Bukarest, die in der rumänischen Liga auf Platz sieben dümpeln. Und der HSV? Verlor beim FC Thun, dem sechsten der Schweizer Super League.

Woran kann es liegen, dass hochgelobte deutsche Mannschaften im internationalen Wettbewerb Jahr für Jahr an vermeintlich schwachen Mannschaften scheitern? An Schachtjor Donecz (Schalke 2004), an Groclin Dyskobolia (Hertha 2003), an Dnjepr Dnjepropetrowsk (HSV 2003).

Klar, man darf einen schlechten Tag erwischen und ein Spiel verlieren. Aber es geschieht zu regelmäßig, als dass man noch von Ausrutschern sprechen kann.

Kann es sein, dass sich manch deutscher Klub ganz einfach hemmungsslos überschätzt? Dass einige Vereine nur darin Meister sind, vor jeder Saison mit großen Sprüchen Hoffnungen zu wecken, die nicht zu erfüllen sind? Dass tatsächlich Qualität fehlt? Ist nur ein Gedanke...

Die Wahrheit liegt auf dem Platz, heißt es. Eine bittere Erkenntnis für sie selbst ernannten "Top-Clubs".

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