Fußball-Gehälter:Neue Lösungen

Aleksander Ceferin

Will mehr Ausgeglichenheit im europäischen Fußball: Uefa-Päsident Aleksander Ceferin.

(Foto: Nick Potts/dpa)

Dem Uefa-Präsidenten, Aleksander Ceferin, sind Steuerprivilegien für Profis und Klubs ein Dorn im Auge. Auch EU-Politiker wollen sich des Themas annehmen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der europäischen Fußball-Union Uefa sind Steuerprivilegien für Fußballprofis, wie sie lange Zeit in Spanien existiert haben, aus Angst vor einer Verzerrung der internationalen Klub-Wettbewerbe offenbar ein Dorn im Auge. Dies geht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus einem Brief von Uefa-Präsident Aleksander Ceferin an den Europaabgeordneten Fabio De Masi hervor. "Wir prüfen derzeit aktiv mehrere konkrete Maßnahmen, um im europäischen Fußball eine größere sportliche Ausgeglichenheit wiederherzustellen", schreibt Ceferin. Dies geschehe "nicht zuletzt deshalb, weil wir feststellen müssen, dass die 'Marktkräfte' allein ein solches Ergebnis nicht bewerkstelligen werden", fügt der Uefa-Präsident hinzu. Über die Natur der angedachten Maßnahmen oder etwaige Zeiträume schreibt Ceferin nichts.

Ceferin ist froh darüber, dass die EU das Thema auf dem Zettel hat

Ausgangspunkt des Briefwechsels zwischen dem Ökonomen De Masi und Ceferin waren die Bestrebungen von Champions-League-Sieger Real Madrid, Spaniens konservative Regierung zu einer Reform der Steuergesetzgebung zu bewegen. Die spanischen Spitzenklubs hätten zunehmend Schwierigkeiten, Top-Stars zu verpflichten, da die Steuerlast für Fußballprofis insbesondere in England geringer sei, erklärte Real Madrids Generaldirektor José Ángel Sánchez. Der Präsident des spanischen Ligaverbandes LFP, Javier Tebas, pflichtete soeben in einem Interview der Einschätzung bei, dass die Steuerlast für Profis in Spanien die Verpflichtung von Stars durch Klubs der Primera División erschwere. Spanien hatte vor einigen Jahren das sogenannte "Beckham-Gesetz" für den Geltungsbereich des Fußballs abgeschafft: Es erlaubte Fußballprofis, die aus dem Ausland nach Spanien kamen, für einen Zeitraum von fünf Jahren nur 25 Prozent Einkommenssteuer auf ihre millionenschweren Gehälter zu zahlen. Steuern auf Einnahmen aus Bildrechten, also auf Werbeeinnahmen, mussten sie nur zahlen, sofern diese Gelder in Spanien selbst generiert wurden. Das "Beckham-Gesetz" ist einer der zentralen Aspekte von Ermittlungs- und Strafverfahren, die in den letzten Monaten gegen diverse nichtspanische Profis eingeleitet wurden - unter ihnen Reals Weltfußballer Cristiano Ronaldo.

In seinem Brief betont Ceferin die Notwendigkeit, für eine größere Transparenz in der Fußballindustrie zu sorgen. Dabei seien auch "einfallsreiche Lösungen" vonnöten. Zwar erinnert Ceferin daran, dass die Steuerpolitik in der Europäischen Union Sache der Mitgliedsstaaten sei und völlig jenseits der Einflusssphäre der Uefa liege. Allerdings lässt er in seinem Brief einiges Wohlwollen dafür erkennen, dass "die Europäische Kommission nun schon mehrmals" gegen unzulässige staatliche Beihilfen im Fußball vorgegangen ist, "vor allem in Bezug auf spanische Klubs".

De Masi, seit 2014 für die Linkspartei im EU-Parlament, sagte der SZ, es mache Mut, dass die Uefa "den Handlungsbedarf nicht leugnet und zumindest auf die Krücke des EU-Wettbewerbsrechts verweist". De Masi erkennt darin die Aufforderung der Uefa an die EU-Kommission, sich im Fußball "aktiv für mehr Fair Play in der Steuerpolitik" einzusetzen. "Diesen Elfmeter sollte die EU-Kommission verwandeln", sagt De Masi.

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