Fußball: Financial Fairplay:Kampf den Gönnern

Die Idee vom Financial Fairplay im europäischen Fußball ist gut, obwohl sich die Uefa viel zumutet. Der Verband muss umfassend als Kontrollbehörde agieren - dann könnten Investoren wie Roman Abramowitsch zur Vernunft kommen.

Philipp Selldorf

Michel Platini hält die Einführung des "Financial Fairplay" in den Europapokal für eines der wichtigsten Projekte seiner zweiten Regierungszeit. Dieses Versprechen des Uefa-Präsidenten beruht nicht auf französischem Pathos und nicht auf politischer Übertreibung. Was die Uefa plant, um den Wettbewerb in den Europacups zu begradigen, ist tatsächlich ein drastischer Eingriff in die wirtschaftliche Freiheit der Klubs.

Es geht dabei nicht um die Schuldenstände der Vereine, sondern um die Verluste im laufenden Betrieb. Klubs dürfen Schulden haben, aber nicht mehr die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben sprengen. Zustände, wie sie in England herrschen, wo etwa das Scheichtum Manchester City fürs vorige Spieljahr Verluste in Höhe von 150 Millionen Euro verbuchte, sollen künftig nicht mehr erlaubt sein.

Die Regel tritt im Sommer in Kraft, sie sieht eine Übergangszeit von drei Jahren vor, in denen den Klubs bis zu 45 Millionen Euro Verluste gestattet sind, auf Dauer sind ausgeglichene Bilanzen jedoch Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme am Europacup. Sonst droht der Ausschluss aus dem Wettbewerb.

Die Idee ist gut, obwohl sich die Uefa viel zumutet. Der Verband muss umfassend als Kontrollbehörde agieren. Er muss die Bücher der Klubs lesen, Transfergeschäfte und Investitionen überwachen, Tricks und Täuschungsmanöver verhindern. Juristische Debatten drohen, etwa bei der qualitativen Bewertung von "guten" und "schlechten" Ausgaben. Als gute Ausgaben dürfen Investitionen in Infrastruktur und Nachwuchsarbeit gelten. Riesige Ablösesummen und Gagen für Profis firmieren als schlechte Ausgaben.

Für Klubs, die sich bisher darauf verlassen konnten, dass ihre Gönner die jährlichen Defizite ausgleichen, brechen andere Zeiten an. Insofern hat der FC Chelsea nach der Niederlage gegen Manchester United in der Champions League doppelt Grund zur Melancholie. Bei den Londonern, die mit Roman Abramowitschs Spenden aus Englands Mittelstand in Europas Jet-Set aufstiegen, geht ein Zyklus zu Ende.

Das Team ist älter und müde geworden, es muss erneuert werden, aber das lässt sich nicht mehr mit einem Schlag teurer Transfers erledigen. Inter Mailand, wo es ähnliche Symptome gibt, teilt solche Sorgen. Ein paar der alten Bekannten könnten aus dem erlauchten Kreis verschwinden, wenn Platinis Projekt Wirklichkeit wird.

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