Fußball: 1. FC Nürnberg:Klebstoff am Fuß

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Gekommen, um zu spielen: Eric-Maxim Choupo-Moting soll den Sturm des 1. FC Nürnberg beleben - und wird bei den Franken dazu reichlich Gelegenheit bekommen.

Fabian Heckenberger

Die Fans seien toll, ja, in Nürnberg mindestens so toll wie in Hamburg, super Atmosphäre, da mache es Spaß zu spielen, einen Treffer hätte er gerne erzielt, natürlich, aber so sei es eben im Fußball, da denke man plötzlich nach vor dem Tor, aber naja, mal habe man Pech, dann laufe es wieder, man müsse eben kämpfen, das werde er tun, er wolle ja einen Stammplatz, sagt Eric-Maxim Choupo-Moting. Ein nettes Lächeln. "Tschüss."

Ein feiner Fußballer und freundlicher Gesprächspartner: Eric-Maxim Choupo-Moting (re.), Neuzugang des 1. FC Nürnberg. (Foto: Foto: dpa)

Der 1. FC Nürnberg hat sich einen jungen Stürmer ausgeliehen, und sicher ist: Das Phrasendribbling in der Interviewzone beherrscht die Neuverpflichtung bereits in Perfektion. Choupo-Moting ist in Hamburg zu einem feinen Fußballer und freundlichen Gesprächspartner erzogen worden, und beim Club legen sie viel Wert darauf, diese Erziehung fortzusetzen. Einzelinterviews mit dem 20-Jährigen sind untersagt. Der Junge soll sich auf Fußball konzentrieren. "Wir werden ihn nicht verheizen, sondern behutsam aufbauen", sagt Nürnbergs Manager Martin Bader. Mit dem "behutsam" könnte das so eine Sache werden.

Signal im Sommer

So sparsam sie in Nürnberg die Auftritte von Choupo-Moting neben dem Platz dosieren, so dringend benötigen sie ihn auf dem Feld. Ende August lieh der Club den Angreifer für ein Jahr vom HSV aus, wo er bis 2011 unter Vertrag steht. Es folgte die Länderspielpause, und in der nächsten Bundesligapartie lief Choupo-Moting gleich im Nürnberger Trikot auf: Beim ersten Saisonsieg, dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Samstag im Frankenstadion, kam er in der 62. Minute für Dario Vidosic auf der linken Offensivseite ins Spiel. "Er hat Punkte auf unserem Zettel gesammelt", sagt Bader.

Zweimal spielte der Eingewechselte seinen Sturmpartner Angelos Charisteas nach feinen Dribblings frei. Der Grieche allerdings vergab beide Großchancen und stand damit sinnbildlich für das hinkende Angriffsspiel der Nürnberger. In fünf Partien hat das Sturmpersonal erst ein Tor erzielt (Albert Bunjaku), je einmal trafen die Mittelfeldspieler Marek Mintal und Peer Kluge. Kein Bundesligist hat in dieser Saison weniger Tore auf dem Konto, Hannover und Köln trafen ebenfalls je dreimal.

Ein Schnellschuss war der Transfer des Stürmers dennoch nicht. Seit einem Jahr stand Nürnberg mit Just Choupo-Moting, dem Vater und Berater des Spielers, und den HSV-Verantwortlichen in Kontakt. Im Winter, als der damals 19-Jährige sich von zwei Operationen am Meniskus erholte, blieben Transfergespräche noch ohne Ergebnis. Im Sommer 2009 gab der Spieler mit dem doppelten Doppelnamen dann das Signal, dass er sich einen Wechsel zu den Franken vorstellen könnte. "Er will spielen, und das wird er bei uns auch", sagt Bader.

Bis Saisonende beim Club

Gerüchte, die Hamburger könnten nach dem Kreuzbandriss ihres Angreifers Paulo Guerrero versuchen, den Nachwuchsstürmer zurückzuholen, bezeichnet Bader als "Blödsinn". Eine entsprechende Klausel gebe es im Vertrag nicht, der HSV müsste den ausgeliehenen Spieler schon zurück leihen oder aus dem Vertrag herauskaufen, sagt der Manager, der aber sehr wohl weiß: "Wenn sich Guerrero drei Wochen früher verletzt hätte, dann würde Maxim heute sicher nicht bei uns spielen." Jetzt allerdings sei er in Nürnberg, und da werde er auch bis Saisonende bleiben.

Das hat der Club auch dem Deutschen Fußball-Bund mitgeteilt. Am 25. September beginnt in Ägypten die U20-WM, und Choupo-Moting, der bereits sechs Spiele für die U19 und zwei für die U20 absolviert hat, war von DFB-Trainer Horst Hrubesch fest eingeplant für das Turnier. Der Wechsel nach Nürnberg ging aber nur unter der Bedingung über die Bühne, dass der Deutsch-Kameruner nicht zur U20-Auswahl reist. Ebenso wie Dennis Diekmeier, Ilkay Gündogan und Marcel Risse stellt ihn der Club nicht frei für die WM, die mitten im Bundesliga- und DFB-Pokal-Spielplan liegt.

Am Samstag spielt Nürnberg beim FCBayern, am Dienstag kommt Hoffenheim zur Pokalpartie ins Frankenstadion. "Würde ich in Nürnberg arbeiten, hätte ich ihn jetzt auch nicht gehen lassen", sagt Hrubesch, der Choupo-Moting den Wechsel zu seinem früheren Assistenten und heutigem Club-Trainer Michael Oenning nahegelegt hat: "Er ist genau der Spieler, den Nürnberg braucht. Der Ball klebt an seinen Füßen, er ist ein Erlebnisfußballer, der alle Anlagen mitbringt." Nur in einem Punkt, so sagt Hrubesch - und das werden sie in Nürnberg nicht gerne hören - müsse der Angreifer sich noch verbessern: "Er muss gefährlicher vor dem Tor werden. Er muss lernen, aggressiv zu sein." Anders gesagt: Manchmal ist Eric-Maxim Choupo-Moting einfach zu gut erzogen.

© SZ vom 16.09.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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