Fußball:Ex-Bayern-Profi Costa gesteht Spielmanipulation

Fußball: Douglas Costa: "Wenn wir gewinnen würden, würden die Leute uns bis zum Flughafen jagen."

Douglas Costa: "Wenn wir gewinnen würden, würden die Leute uns bis zum Flughafen jagen."

(Foto: AFP)

Er habe 2009 mit Gremio Porto Alegre absichtlich im Meisterschaftsfinale in Brasilien verloren, sagt Douglas Costa. Ein seit der EM 2016 gesuchter russischer Hooligan wurde in München verhaftet.

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Fußball: Der ehemalige Bayern-Profi Douglas Costa hat eine Spielmanipulation aus dem Jahr 2009 gestanden. Unter Druck der Vereinsführung und zahlreicher Anhänger seines damaligen Klubs Gremio Porto Alegre habe er im Meisterschaftsfinale in Brasilien mit seinem Team absichtlich die Partie gegen Flamengo Rio de Janeiro verloren, sagte der Außenstürmer von Juventus Turin dem brasilianischen Sender Pilhado. Bei einem Sieg hätte Gremio dem bei den Fans verhassten Stadtrivalen Internacional zur Meisterschaft verholfen. Gremio unterlag Flamengo 1:2, das dadurch mit zwei Punkten Vorsprung auf Internacional seine sechste und bislang letzte Meisterschaft feierte.

Ob Costas Aussagen in Brasilien zu einer Untersuchung der Vorfälle führt, ist noch unklar. "Es wäre ein Fleck in der Geschichte von Gremio, Internacional beim Titelgewinn zu unterstützen", sagte Costa: "Deshalb wurde uns von der Vereinsführung gesagt, dass wir zwar machen können, was wir wollen. Aber wenn wir gewinnen würden, würden die Leute uns bis zum Flughafen jagen." Der Druck sei damals so groß gewesen, dass Costa um sein Leben fürchtete. "Wenn wir Flamengo geschlagen hätten, hätten wir sterben können. Die Fans von Gremio hätten uns töten wollen", schilderte der 27-Jährige. In der zweiten Halbzeit habe er deshalb "nur noch weit weg vom Tor gedribbelt. Flamengo gewann und alle waren glücklich", so Costa.

Fußball: Die Bundespolizei hat einen international gesuchten Hooligan am Flughafen in München verhaftet. Der Russe hatte bei der Euro 2016 in Frankreich bei Randalen in Marseille im Vorfeld des Gruppenspiels zwischen Russland und England einen britischen Fußballfan schwer verletzt.Die Behörden in Frankreich hatten seit November letzten Jahres nach dem 31-Jährigen mit internationalem Haftbefehl gesucht. Auf einem Flug von Moskau nach Spanien zum Europa-League-Spiel zwischen Athletic Bilbao und Spartak Moskau wurde er nun bei einem Zwischenstopp festgenommen und sitzt in München im Gefängnis.Dort muss er das durch die Generalstaatsanwaltschaft München betriebene Auslieferungsverfahren abwarten.

Den Russen erwarten in Frankreich bis zu fünfzehn Jahre Haft wegen versuchter vorsätzlicher Tötung und schwerer Körperverletzung.Die französischen Strafverfolgungsbehörden werfen dem Russen vor, zusammen mit weiteren Randalierern einen 51 Jahre alten britischen Fußballfan angegriffen und schwerst verletzt zu haben. Das Opfer soll neben Knochenbrüchen auch Verletzungen an Gehirn und Lunge erlitten haben.

Fußball: Mats Hummels ist fest davon überzeugt, dass Fußball-Profis in Zukunft noch unkritischer in ihren Aussagen werden. "Wer kritische Themen anspricht, löst gleich einen Skandal aus. Allerweltzitate werden zu großen Zeilen gemacht. Durch diese Entwicklung wird es in Zukunft inhaltlich viel weniger von den Spielern geben, wir werden uns alle mit viel Nichtssagendem abfinden müssen. Wie in der NBA", sagte Hummels in einem Interview mit dem Sportmagazin Socrates. Er finde es schade, "dass mittlerweile sehr normale Sachen nicht mehr gesagt werden können, ohne dass sie vielleicht als Hochmut oder Arroganz ausgelegt werden", fügte der 29-Jährige von Bayern München an.

Man müsse sich nur die Interviews in der nordamerikanischen Basketball-Profilliga NBA anschauen, "die sogar in der Kabine geführt werden. Das mögen ein paar Fans cool finden, aber ich habe das Gefühl: In keinem einzigen Interview wird von einem der Spieler oder der Trainer wirklich gesagt, woran beispielsweise eine Niederlage gelegen hat. Das sind alles nur hohle Phrasen", sagte Hummels. Im Fußball laufe es, so der Nationalspieler, "leider in eine ähnliche Richtung, weil die meisten Spieler keine Lust haben, in negative Schlagzeilen zu geraten". Es bedürfe deshalb schon Mut, sich inhaltlich stark zu äußern, sagte Hummels. Die Hemmschwelle, öffentlich etwas zu sagen, sinke daher nicht: "Im Gegenteil, sie steigt."

Hummels selbst gilt als kritischer Geist. Das soll auch so bleiben. Es wäre für ihn "manchmal wahrscheinlich leichter, wenn ich mich Floskeln bedienen oder mit Plattitüden antworten würde. Aber ich bin nach wie vor überzeugt, dass man den Leuten Fußball erklären oder ihnen zumindest ein bisschen aufzeigen kann, was hinter den Kulissen passiert - ohne dabei Vertraulichkeiten zu brechen. Dafür handele ich mir auch immer mal wieder Ärger ein, aber das nehme ich in Kauf".

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