Fußball-EM:Ungarn quält Ronaldo beim 3:3

Fußball-EM: Cristiano Ronaldo (re.): Zwei Tore gegen Ungarn

Cristiano Ronaldo (re.): Zwei Tore gegen Ungarn

(Foto: AFP)

In einer wilden Partie stellt Ungarn die Portugiesen vor große Probleme. Mit zwei Toren rettet Portugals Kapitän sein Team vor dem EM-Aus.

Von Javier Cáceres, Lyon

Eine von einem alten Mann in grauer Jogginghose angeführte, ersatzgeschwächte ungarische Mannschaft hat den Beau des Weltfußballs, Cristiano Ronaldo, an den Rand einer Blamage gebracht. Am letzten Spieltag der Gruppe F der EM in Frankreich lag das vorzeitig fürs Achtelfinale qualifizierte Ungarn drei Mal gegen Ronaldos Portugiesen in Führung. In einem spektakulären Spiel glichen die Portugiesen aber immer wieder aus, bis es 3:3 stand - damit qualifizierten sie sich ebenfalls fürs Achtelfinale.

"Wir hätten das Spiel dreimal verlieren können und sind dreimal zurückgekommen", lobte Trainer Fernando Santos: "Das Team hat eine tolle Einstellung bewiesen und gut geantwortet."

Den Portugiesen war mit Beginn der Partie im gleichen Maße Beklommenheit anzumerken, wie die Ungarn unbekümmert aufspielten. Sie waren schon vor der Partie fürs Achtelfinale qualifiziert und scherten sich erklärtermaßen nicht darum, ob sie als Gruppen-Erster, -Zweiter oder -Dritter weiterkamen. Ungarns deutscher Trainer Bernd Storck verzichtete daher auch auf vier gelbbelastete Spieler, die beim Sieg gegen Österreich und dem Unentschieden gegen Island tragende Rollen gespielt hatten: Tamás Kadar, Adam Nagy, Kriztzian Nemeth und Laszlo Kleinheisler. Die Portugiesen hingegen hatten durchaus noch etwas zu verlieren. Eine Pleite hätte das EM-Aus bedeutet. Und sie hatten es immer wieder vor Augen.

Zum ersten Mal nach 19 Minuten: Nach einer Ecke der Ungarn wehrte Ronaldo den Ball mit dem Kopf ab. Das Spielgerät landete bei Ungarns "Zehner" Zoltan Gara, der zentral vor dem Strafraum stand. Er legte sich den Ball mit der Brust zurecht und jagte ihn volley ins Tor der Portugiesen. Bis diese sich wieder vom Schock erholt hatten, verging eine lange Zeit, in der Ronaldo seine Freistöße Nummer 37, 38 und 39 bei internationalen Turnieren verschoss.

Partie entgleitet jeder Kontrolle

Der Ausgleich der Portugiesen kam dennoch zustande. In der 42. Minute traf Nani nach feinem Pass von Ronaldo mit einem Flachschuss, den der Mann mit der Jogginghose, Ungarns Torwart Gabor Kiraly, zu Beginn seiner Karriere, also vor mehr als 20 Jahren, vielleicht sogar gehalten hätte. Wer meinte, der Ausgleich würde das Ende der ungarischen Herrlichkeit bedeuten, sah sich nach der Pause getäuscht. Denn die Partie entglitt jeder Kontrolle.

Sie mutierte zum Torfestival. In der 47. Minute traf Ungarns Kapitän Balasz Dzudzsak mit einem direkten Freistoß, den André Gomes mit der Schulter abfälschte, zum zwischenzeitlichen 2:1. Portugal war damit wieder ausgeschieden. Kurz darauf verpasste Gergö Lovrecsics bei einem Konter die Gelegenheit zu erhöhen - und lud die Portugiesen damit zu einer kunstvollen Antwort ein. Nach einer Hereingabe von Joao Mário traf Ronaldo mit der Ferse wie weiland Rabah Madjer vom FC Porto im Landesmeisterfinale von 1987 gegen den FC Bayern (51.). Portugal war wieder weiter. Doch die Ungarn hatten ihre Lust, die Portugiesen im Allgemeinen und Ronaldo im Besonderen zu quälen, noch lange nicht gestillt.

Nach einem Freistoß von Dzudzsak, der an der Mauer abgeprallt war, probierte es der ungarische Kapitän einfach noch einmal und traf aus 15 Metern. Diesmal fälschte Nani den Ball entscheidend ab (56.). Ungarn führte 3:2, Portugal war draußen. Sechs Minuten später köpfelte Ronaldo eine Flanke von Ricardo Quaresma ein: Portugal war wieder im Achtelfinale. Das Leiden hatte aber kein Ende. Ungarns Mittelfeldspieler Akos Elek hatte noch einen Pfostentreffer (64.), Ronaldo eine weitere Chance (76.). Er schraubte die Zahl vergebener Freistöße noch auf 40. Aber er ist weiter - so wie die tapfer aufspielenden Ungarn.

"Für ganz Ungarn ist es ein Traum, mir fehlen die Worte", sagte Storck. "Es war ein fantastisches Spiel von meiner Mannschaft. Wir haben noch einen draufgelegt gegenüber unseren letzten Spielen, haben uns noch einmal verbessert." Deshalb steht Ungarn als Tabellenerster zwei Plätze vor Portugal.

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