Fußball-EM:Kobolde, Künstler, Käseköpfe

Manchen reicht eine Unterhose in Landesfarben, andere plündern einen ganzen Kiosk, um sich für ihre Mannschaft herauszuputzen. Eine Typologie der Fußball-Fans in Frankreich.

Von Tim Brack und Jan Geißler

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Die Unentschlossenen

Belgium v Italy - EURO 2016 - Group E

Quelle: REUTERS

Ganz schön schwer, sich bei 24 Nationen für ein Land zu entscheiden. Muss man auch gar nicht. Dieser belgische oder italienische oder belgisch-italienische Fan macht es vor. Seine Idee: Aus zwei mach eins - Trikots und Fahnen wurden einfach zusammengenäht. Grund zum Jubeln dürfte er so in jedem Fall haben.

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Die Körperbetonten

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Quelle: AFP

Monatelang haben sie im Fitnessstudio darauf hingearbeitet, ihre EM-Figur präsentieren zu können. Was eignet sich da besser als ein Skin Suit? Richtig: nichts. Nicht überliefert ist allerdings, wie viel die Körperbetonten letztlich vom eigentlichen Spiel mitbekommen.

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Die Künstler

EURO 2016 - Group D Turkey vs Croatia

Quelle: dpa

Für den Künstler beginnt das eigentliche Spiel bereits mehrere Stunden vor dem Anpfiff. Früher als alle anderen Fans muss er sich Gedanken machen, wie er die Landesflagge möglichst kunstvoll zwischen Mund, Augen und Nase platziert. Pinsel und Sprühdose sind dabei beliebte Hilfsmittel.

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Die Junggebliebenen

Republic of Ireland v Sweden - EURO 2016 - Group E

Quelle: REUTERS

Behalten sich ihre kindliche Freude und verkleiden sich als ihre Jugendhelden. In Schweden ist das oft Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf. Das Äffchen Herr Nilsson darf natürlich nicht fehlen.

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Die Spielkinder

EURO 2016 - Group E Belgium vs Italy

Quelle: dpa

Keine Angst, die wollen nur spielen. Dank der Spielkinder verirren sich immer wieder bekannte Videospiel-Figuren auf die Tribünen der Fußballstadien. Wie hier beim Spiel Belgien gegen Italien, als Mario und Luigi der Squadra Azzura Glück brachten.

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Die Fanshop-Plünderer

Euro 2016 Group C Germany - Ukraine

Quelle: dpa

Die Fanshop-Plünderer entstammen derselben Spezies wie die Lastminute-Fans. Diese merken erst, wenn alle im EM-Fieber sind, dass sie noch völlig undekoriert dastehen. Meistens hilft dann nur noch der Gang zum Kiosk um die Ecke. Ganz nach dem Motto "viel hilft viel" wird hier alles gekrallt, was irgendwie mit der Fahne des Heimatlandes verziert ist.

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Die Minimalisten

Poland v Northern Ireland - EURO 2016 - Group C

Quelle: REUTERS

Für sie ist weniger eindeutig mehr. Wozu Trikots, Gesichtsbemalung, Perücken oder Fahnen, wenn es auch eine Unterhose in landestypischen Farben tut? Präsentiert wird das Ganze dann, als sei es vollkommen selbstverständlich, und den schrägen Blicken der anderen Fans wird sowieso keine Beachtung geschenkt.

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Die Traditionalisten

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Quelle: AFP

Ihnen reicht ein Trikot ihres Lieblingsspielers, ein Schal und maximal noch eine Mütze, um ihre Mannschaft anzufeuern. Die Traditionalisten wollen nichts von Gesichtsbemalungen, Tieren oder ausgefallenen Kostümen wissen. Ihre Garderobe ist zeitlos, hängt meist griffbereit neben den Sonntagshemden im Schrank und kommt auch zum Einsatz, wenn sie am Grill stehen und Fußball nur im Fernsehen schauen.

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Die Feinschmecker

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Quelle: AFP

Sie sind stolz auf ihre landestypischen Köstlichkeiten. Bei der EM lassen sie all diesen stolzen Brust-raus- oder besser Bauch-raus-Gefühlen freien Lauf und tragen kulinarische Spezialitäten vor sich her. Die Schweizer kommen als Käseköpfe, die Franzosen schwingen Baguettes und die Deutschen nähmen am liebsten ihren Schweinebraten mit - ist aber zu unhandlich.

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Die Leidenden

France fans react during the EURO 2016 soccer match in Marseille

Quelle: REUTERS

Zugegeben: Die leidenden Fans sind nicht immer verkleidet. Sind sie es aber doch und ihre Mannschaft durchmacht eine schwere Zeit, verwandeln sich ihre Gesichtsbemalungen in picassoeske Gemälde, zerzausen ihre Perücken und verknoten ihre Finger. Das Leid macht ihre Fan-Aufmachung zu einem völlig neuen, verzerrten Kostüm, das aber meist viel mehr aussagt über ihr Engagement.

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Die Comic-Fans

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Quelle: AFP

Wer wollte als kleines Kind nicht so stark wie Obelix sein, oder so schnell wie Lucky Luke, oder so weise wie Papa Schlumpf? Die Comic-Fans nutzen die Spiele ihrer Mannschaften, um ihre Kindheitsträume auszuleben. Für sie ist eine Europameisterschaft gleichzeitig ein bisschen Karneval - die Stimmung ist ja vergleichbar: Fremde Menschen in ungewöhnlicher Aufmachung grölen folkloristische Lieder.

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Die Symbolträger

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Quelle: AFP

Ihnen reicht es nicht, eine einfache Flagge durch die Luft zu schwingen. Sie wollen die Kultur ihres Landes vorführen. Dafür nehmen sie alles Mögliche als Vorlage: mythische Gestalten (im Bild: irische Kobolde), historische Personen, Wahrzeichen. Ihre Kostüme sind ausgefallen und würden auch für Paraden taugen, auf denen der Nationalfeiertag zelebriert wird.

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Die Uniformierten

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Quelle: AFP

Diese Fans finden zu jedem Spiel eine passende Uniform, treten meistens im Rudel auf, so wie man das von Uniformierten eben gewohnt ist. Sie wollen Zusammenhalt für die eigene Mannschaft zeigen - und finden ihre Mitstreiter auch schneller in der Menge wieder.

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Die Tierliebhaber

England v Russia - EURO 2016 - Group B

Quelle: REUTERS

Diese Fans mögen Tiere nicht nur, sie beneiden sie auch für ihre Natürlichkeit, und dafür, dass sie sich im Gegensatz zum Menschen nicht in unbequeme Büroanzüge zwängen müssen. Bei Länderspielen brechen die Tierliebhaber dann aus, kleiden sich in Löwenanzug, Adlerflügel oder Hahnenkamm - und leben ihre animalische Seite aus; gerne mit viel Gebrüll. Am besten wird das Wappentier des Heimatlandes als Vorlage genommen. Wichtig: Bei den Fotoarbeiten zur EM sind keine Tiere zu Schaden gekommen.

© SZ.de/fued/feko
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