Fußball-EM:Kein Kroos, kein Ibrahimovic

Fußball-EM: Stark am Ball: Toni Kroos hat bei der EM bisher viel Werbung für sich gemacht.

Stark am Ball: Toni Kroos hat bei der EM bisher viel Werbung für sich gemacht.

(Foto: AFP)

Der FC Bayern wird während der EM ständig mit Transfer-Optionen in Verbindung gebracht. Dabei hat der Klub seine Kaderplanung nahezu abgeschlossen.

Von Christof Kneer, Évian

Carlo Ancelotti hat früher schon einmal mit Toni Kroos telefoniert, zwei Sommer ist das jetzt her, und Kroos hat nur die besten Erinnerungen an das Gespräch. Ancelotti hat ihm damals mitgeteilt, dass er das Spiel von Real Madrid verändern wolle, und dass er dafür unbedingt ihn, Toni Kroos, brauche. Nach dem Gespräch war beiden Männern klar, dass sie künftig miteinander arbeiten wollen, Kroos wechselte zu Real, wo er unter Ancelotti ein, wie er sagt, angenehmes Jahr verlebte.

Der Mittelfeldspieler Kroos hält eine Menge vom Trainer Ancelotti, und Ancelotti hält eine Menge von Kroos - das darf man als Nachricht werten und, sofern man möchte, in die Welt hinausposaunen. Aber ob das bedeutet, dass Toni Kroos jetzt, im deutschen EM-Quartier in Évian, schon wieder auf einen Anruf von Ancelotti wartet, der in der kommenden Saison den FC Bayern trainiert?

Mehrere spanische Medien berichteten am Freitag, Kroos sei unzufrieden bei Real und liebäugele mit einer Rückkehr zum FC Bayern. Das passt hübsch zu einer Meldung von vor ein paar Wochen, wonach der große Xabi Alonso aus Toni Kroos' Grünwalder Villa ausziehen müsse, weil Kroos - Achtung - "Eigenbedarf angemeldet" habe. Für alle, die Grundzüge der Grundrechenarten beherrschen, ergibt das natürlich eine wunderbare Rechnung mit einem wunderbaren Ergebnis - das allerdings nicht stimmt. Toni Kroos wird nicht zum FC Bayern zurückkehren - genauso wenig, wie Zlatan Ibrahimovic für die Bayern stürmen wird.

Die Bayern planen offenbar keine größeren Verpflichtungen mehr

Beim FC Bayern arbeiten Menschen, die seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten zur Branche gehören, aber selbst diese Menschen staunen, was die Kombination "Große Bühne EM plus durchdrehender Transfermarkt" gerade anrichtet. Die halbe Euro ist den Münchnern in den letzten Tagen schon angedichtet worden, neben Kroos und (ganz ernsthaft) Ibrahimovic wurde auch der albanische Außenverteidiger Elseid Hysaj, 22, vom SSC Neapel von mehreren Quellen bereits als baldiger Münchner veranschlagt.

Natürlich kennen die Bayern diesen Hysaj, ebenso wie sie den Innenverteidiger Kalidou Koulibaly (25, ebenfalls Neapel) kennen, aber keiner dieser Spieler wird in München spielen. Der FC Bayern gehört inzwischen wie die englischen und spanischen Topklubs zu jenen Unternehmen, die sich prächtig eignen, um Spieler aus allen Märkten interessant zu machen.

Natürlich schicken die Münchner immer wieder mal eine Abordnung zu ausgewählten EM-Spielen, so werden Bayerns Kaderexperten am Wochenende bei diversen Achtelfinal-Partien auf der Tribüne sitzen, aber daraus lassen sich keine konkreten Kaufinteressen ableiten. Solche Besuche dienen eher dem Marktüberblick und der Kontaktpflege. Nach den sehr teuren Verpflichtungen von Mats Hummels (35 Millionen) und Renato Sanches (37 Millionen plus ein großes X) planen die Bayern für diese Transferperiode offenbar keine größeren Verpflichtungen mehr - wobei sie den Weg des Schalkers Leroy Sané, 20, zumindest aufmerksam verfolgen.

Und für alle, die sich um Xabi Alonso Sorgen machen: Er hat inzwischen ein schönes neues Haus gefunden, in der Straße von Thiago und Karl-Heinz Rummenigge.

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