Fußball-EM:Irland, schenk uns deine Fans!

Fußball-EM: Zehn Punkte für die besten Fans der EM gehen an: Irland.

Zehn Punkte für die besten Fans der EM gehen an: Irland.

(Foto: AFP)

Schlaflied fürs Baby? Frag die Iren. Reifenschaden? Frag die Iren. Fehlende Wertschätzung? Frag die Iren. Es ist unmöglich, sich diesen Fans zu entziehen. Ein Best-of in Videos.

Von Jan Geißler

Wenn uns diese Fußball-EM bisher eines gelehrt hat, dann vermutlich, dass Fans nicht gleich Fans sind, und das in positiver als auch negativer Hinsicht. Während sich das Wort "Fan" nach Meinung mancher Beobachter für einige russische, englische und deutsche Randalierer verbietet, ist dasselbe Wort für die irischen Anhänger eine Untertreibung. Denn obwohl ihre Mannschaft sportlich nicht besonders auffiel - Unentschieden gegen Schweden, deutliche Niederlage gegen Belgien - ist der Anhang von der grünen Insel immer gut drauf. Die Iren sind zumindest während der EM durchgehend singende, tanzende, trinkende, stets freundliche Menschen.

Das beweisen unzählige Videos im Netz, eines lustiger als das andere. Da bleibt nur zu hoffen, dass die "Boys in Green" an diesem Mittwoch Italien schlagen und damit nicht schon nach der Vorrunde wieder nach Hause fliegen. Denn eine EM ohne den Fan-Europameister, das will doch niemand.

  • Anspielung auf die Vorzüge Schwedens

Schweden fahren alle Volvo, kaufen grundsätzlich bei Ikea ein und haben durchweg schnieke Ehefrauen. Es mögen alles Klischees sein, den irischen Fans ist das aber herzlich egal. Nach dem 1:1 ihrer Mannschaft zum EM-Auftakt verabschiedeten sie die schwedischen Anhänger auf ganz spezielle Art.

  • Baby in den Schlaf singen

Gut gelaunt sein und gleichzeitig den Lautstärkepegel in einigermaßen erträglichem Rahmen halten - zwei Dinge, die für Fußball-Fans eigentlich nicht zu vereinen sind. Erst recht nicht für die Iren, die meistens schon aus der Ferne anhand ihrer lauten Gesänge identifizierbar sind. Ein Video beweist nun allerdings, dass sie es auch anders können - mit samtig weicher Stimme.

  • Ständchen für die Schönheit

Hunderte Fußball-Fans umringen eine einzelne Frau. Was zunächst böse klingt, war vermutlich eine der bisher schönsten Gesten dieses Turniers. Da dürften selbst dem härtesten Hooligan die Tränen der Rührung gekommen sein. Auch der jungen Französin gefiel es augenscheinlich.

  • Irische Kehrwoche

In Schwaben ("Dreckig isch jeden Tag") kennt man sie, und scheinbar auch in Irland: die Kehrwoche. Statt den eigenen Müll nur wild in der Gegend zu verteilen, machten sich einzelne irische Anhänger in Paris nützlich. Sauber im doppelten Sinn.

  • Irisch-schwedische Co-Produktion

ABBA wären stolz gewesen: Vor dem Spiel der Iren gegen Schweden schlossen sich Fans beider Lager spontan zusammen und trällerten die Strophen des Klassikers "Dancing Queen". 1-A-Performance. Über Querschläger auf der Tonleiter sehen wir hinweg. Wird schon seine Gründe gehabt haben.

  • Stadionstimmung außerhalb des Stadions

Wenn der Immobilienmakler die Wohngegend anpreist, aber gleichzeitig verschweigt, dass die Iren an der Europameisterschaft teilnehmen und im Erdgeschoss demnächst ein Irish Pub eröffnet: Dann gibt es Stadionatmosphäre statt Vogelzwitschern im Eigenheim. Ist sowieso viel schöner!

  • "Mama, ich bin im Fernsehen"

Gruß in die Heimat - ein absolutes Muss, wenn man auf Reisen geht. Manch einem ist dafür das Mittel der Postkarte recht, die Iren gehen lieber live auf Sendung. Blöd nur, wenn man sich dafür den falschen Kanal aussucht. Ungarisches Fernsehen ("I'm live on TV") dürfte in Irland nicht ganz einfach zu empfangen sein. Eine lässige Aktion war es dennoch - und Zeit für die Postkarte bleibt ja trotzdem noch.

Reifenwechsel? Kein Problem für die "Boys in Green"

  • Feierstimmung

Der Yaya-Kolo-Song entstand einst bei Manchester City, als Yaya und Kolo Touré beide noch das Trikot des Premier-League-Klubs trugen. Inzwischen sind die Brüder nicht mehr vereint, der Song ist auf den Inseln offenbar nach wie vor bekannt. Vor allem bei den Iren, die die Töne anstimmten, als ihnen auf der Straße ein Herr afrikanischer Herkunft begegnete. Könnte man sich doch stundenlang anschauen, diese Humba-Iren.

  • Reifenwechsel auf Irisch

Autowerkstatt? Kennste? Brauchste aber gar nicht, weil die Iren ja da sind. Die Frage sei erlaubt: Was können diese irischen Fans eigentlich nicht? Übrigens, auch wenn es keinen interessiert: In der Formel 1 dauert ein Reifenwechsel inzwischen keine zehn Sekunden mehr. Dafür ist die Stimmung aber nicht so gut.

  • Automechaniker die Zweite

Langen Arbeitstag gehabt, eigentlich soll es nur noch nach Hause gehen, das Auto ist allerdings plötzlich voll mit Münzen, in der Dichtung klemmen Geldscheine? Gibts nicht? Gibts doch! Ok, wem das Auto gehört, ist nicht überliefert, das mit dem Geld ist aber kein Witz. Der Grund dafür ist kurios. So viel sei verraten: die irischen Fans hatten ihre Finger im Spiel.

  • Nonnen-Spalier

Ein Spalier irischer Fans, dazu Kirchenmusik - schöner geht es nicht. Außer vielleicht im Himmel, aber für den Anfang dürfte sich diese Gesandte Gottes auch damit zufrieden geben.

  • Shane Long's on fire

Was die Iren aus dem Norden können, können die Iren aus der Republik schon lange. Angelehnt an "Will Grigg's on fire" dichteten sie: "Shane Long's on fire". Long ist übrigens Stürmer und erzielte in der Qualifikation das 1:0 gegen die DFB-Elf.

  • Straßenblockade (ab 2:50 Min.)

Straßenschlachten, herumfliegende Feuerwerkskörper, rassistische Parolen - wenn Polizisten bisher während der EM zum Einsatz kamen, war die Ursache meist eher unerfreulich. Hier der gegenteilige Fall: Der Heimweg der Iren aus dem Stadion in Bordeaux gestaltete sich nach dem Spiel gegen Belgien höchst amüsant.

  • Tierisch guter Treffer

Wenn sich die irische Mannschaft im bisherigen Turnierverlauf genauso treffsicher gezeigt hätte, wie das die eigenen Fans in diesem Video tun, man müsste wohl gegen Italien nicht um den Einzug ins Achtelfinale bangen. Besonders schön auch, der ausgelassene Jubel. Eben ein echter Volltreffer, also die Fans jetzt.

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