Fußball-EM:Gunnarsson nimmt Ronaldo in Schutz

EURO 2016 - Group F Portugal vs Iceland

Im Gespräch: Portugals Cristiano Ronaldo (links) und Islands Aron Gunnarsson

(Foto: dpa)

Hat Cristiano Ronaldo den Isländer beleidigt? Gunnarsson widerspricht. Einige Rasenplätze in den EM-Stadien stehen in der Kritik.

Cristiano Ronaldo: Ein kurzer Plausch, ein abschätziger Blick - die Szene zwischen Portugals Cristiano Ronaldo und Islands Kapitän Aron Gunnarsson nach Abpfiff am Dienstagabend sorgt nicht nur im Internet für viel Wirbel. Der Isländer war auf Ronaldo zugelaufen und hatte ihn nach einem Trikottausch gefragt, der Madrilene lehnte ab. Am Freitag widersprach Gunnarsson allerdings Lippenlesern, die behauptet hatten, Ronaldo habe den bärtigen Mann vom britischen Fußball-Zweitligisten Cardiff City obendrein auch noch beleidigt. "Er hat nicht gefragt: "Wer bist du denn überhaupt?"", berichtete Gunnarsson vor dem EM-Spiel gegen Ungarn. Stattdessen habe Ronaldo nach dem für ihn enttäuschenden 1:1 gesagt, dass er die Trikots lieber im Innenraum tauschen wolle.

Rasen: Die EM-Organisatoren haben die Platzverhältnisse in drei der zehn EM-Stadien kritisiert. "Mit einigen der Rasen sind wir nicht zufrieden. Sie könnten besser sein", sagte Turnierdirektor Martin Kallen am Freitag in Paris. In Marseille sind die Probleme am größten, im Stade de France in Saint-Denis und in Lille sei es "in Ordnung, aber nicht ideal", hieß es bei der Europäischen Fußball-Union. "Wir haben hier Probleme, die Plätze sind nicht in einem Top-Zustand, aber wir tun unser Bestes", sagte Kallen. Wegen des schlechten Zustandes des Rasens im Stade Vélodrome von Marseille können die Teams von Island und Ungarn am (heutigen) Freitag ihre Abschluss-Trainingseinheiten vor dem Duell nicht wie geplant im EM-Stadion absolvieren.

Nach dem 2:0-Sieg der Franzosen am Mittwochabend gegen Albanien hatte bereits Frankreichs Trainer Didier Deschamps den Platz als "Desaster" bezeichnet. Wenige Wochen vor Beginn der Europameisterschaft hatte die Rockgruppe AC/DC im Stadion von Marseille noch ein Konzert gegeben. Aber auch die Wetterbedingungen und der teilweise heftige Regen haben zuletzt zur Verschlechterung der Plätze beigetragen. Man könne im Notfall auch den Rasen kurzfristig austauschen lassen, sagte Kallen. "Aber das wollen wir eigentlich nicht. Das muss man sich gut überlegen."

TV-Quote: Das zweite EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft hat dem ZDF eine Traumquote beschert. 27,32 Millionen Zuschauer sahen am Donnerstag das 0:0 gegen Polen, der Marktanteil lag bei 73,3 Prozent. In der Zielgruppen der 14- bis 49-Jährigen betrug der Anteil sogar 79,1 Prozent. Zum Vergleich: Den Auftakt gegen die Ukraine (2:0) hatten in der ARD 26,57 Millionen gesehen (MA: 68,5 Prozent). Auch bei den Live-Übertragungen der beiden anderen Spiele erreichte das ZDF am Donnerstag starke Reichweiten. Die Begegnung zwischen Nordirland und der Ukraine (2:0) verfolgten 8,08 Millionen (MA: 35,2 Prozent), die "Battle of Britain" am Nachmittag zwischen England und Wales (2:1) sahen 5,89 Millionen (MA: 44,7 Prozent).

Frankreich: Paul Pogba hat Vorwürfe von sich gewiesen, er habe beim Sieg der französischen Fußball-Nationalmannschaft im EM-Spiel gegen Albanien eine abfällige Geste in Richtung der Tribüne mit Medienvertretern gemacht. Er habe sich an niemandem rächen wollen, er sei einfach glücklich über den Ausgang des Spiels gewesen. "Und ich habe mich in Richtung der Tribüne gedreht, denn ich wusste, dass meine Mutter und meine Brüder dort sitzen", erklärte Pogba in einer Mitteilung am Donnerstagabend. Dann habe er seine übliche Jubelpose gemacht. "Arm in die Luft, Faust erhoben. Nicht mehr und nicht weniger", erklärte Pogba.

Offensichtlich will der 23 Jahre alte Profi von Juventus Turin die Angelegenheit so schnell wie möglich wieder beenden. Am Donnerstag überschattete sein Verhalten nach dem Tor von Dimitri Payet in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum 2:0-Endstand gegen Albanien jedenfalls die Freude über den zweiten Sieg im zweiten Spiel und den vorzeitigen Einzug in das Achtelfinale der Heim-Europameisterschaft. Am kommenden Sonntag tritt Frankreich im Spiel um den Sieg in der Gruppe A gegen die Schweiz an, die zwei Punkte weniger nach zwei Spielen hat.

Schweden: Schwedens angeschlagener Fußball-Nationalspieler Mikael Lustig wird in den beiden verbleibenden EM-Vorrundenspielen gegen Italien und Irland nicht mehr zum Einsatz kommen. "Ich habe Zweifel, dass er noch spielen wird in der Gruppenphase, vielleicht, wenn wir weiterkommen", sagte Trainer Erik Hamrén vor der Partie gegen Italien am Freitag in Toulouse. Lustig hatte sich beim 1:1 zum EM-Auftakt gegen Irland eine leichte Zerrung in der Leiste zugezogen. Zunächst hatte es noch geheißen, die Verletzung sei nicht so schlimm. Schweden steht nach dem Remis zum Start bereits enorm unter Druck. Gegner Italien habe ihm beim 2:0-Auftaktsieg gegen Belgien "sehr beeindruckt", sagte Hamrén. "Sie haben vielleicht nicht so große Stars wie früher, aber sie haben ein wirklich starkes Team, sehr gut organisiert", lobte der Nationalcoach. Die Partie gegen den viermaligen Weltmeister werde "eine harte Herausforderung". "Aber wir freuen uns darauf. Im Fußball ist alles möglich", ergänzte er. Wichtig sei es, Italien nicht zu viele Räume zu geben und die eigenen Torchancen konsequent zu nutzen. "Wir müssen als Kollektiv die Lücken schließen", forderte Hamrén. Schwedens Mittelfeldspieler Kim Källström ergänzte: "Wir hoffen, dass wir sie schon in ihrer Hälfte angreifen können, das ist der Schlüssel für uns."

Schiedsrichter: Felix Brych hat nach Einschätzung des DFL-Schiedsrichtermanagers Hellmut Krug bei seinem ersten Auftritt bei der EURO beim Spiel England gegen Wales (2:1) alles richtig gemacht. Sowohl beim 1:1 durch Jamie Vardy (56.) aus abseitsverdächtiger Position als auch bei einem vermeintlichen Handspiel des Walisers Ben Davies (32.), habe Brych "alles korrekt gesehen", sagte Krug, Mitglied der DFB-Schiedsrichterkommission, dem SID. Vor dem Ausgleich sei der Ball "vom Abwehrspieler bewusst geköpft" worden, sagte Krug, demnach sei das Tor "absolut korrekt". Der Waliser Davies habe "kein ahndungswürdiges Handspiel begangen. Der Verteidiger wusste in dieser engen Situation offensichtlich nicht einmal, wo der Ball genau war. Von einem absichtlichen Handspiel kann demzufolge gar keine Rede sein, somit hat Felix Brych auch in diesem Fall alles richtig gemacht", betonte Krug.

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