Fußball-EM:"Er hat ihn nicht gehalten, also war er unhaltbar"

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Jonas Hector (li.): "Ich wusste, ich hab einen kleinen Puffer" (Foto: Christian Charisius/dpa)

Aus dem zurückhaltenden Verteidiger Jonas Hector wurde durch seinen finalen Elfmeter gegen Italien der Ritter mit den eisernen Nerven. Im SZ-Interview erklärt er, was das Tor mit ihm gemacht hat.

Von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Das Halbfinale gegen Frankreich wird für den deutschen Fußball-Nationalspieler Jonas Hector das bisher größte seiner Karriere sein. Die Begegnung in Marseille sei ein Spiel "auf einer Bühne, auf der ich noch nie war. Das ist für mich schon eine große Sache", sagt Hector im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Mittwochausgabe).

Dass die deutsche Mannschaft überhaupt im Halbfinale steht, hat sie zu einem großen Teil ihrem Linksverteidiger zu verdanken. Hector, 26, verwandelte im Viertelfinale gegen Italien den entscheidenden 18. Elfmeter - seinen allerersten Elfmeter als Profi überhaupt. Sein Schuss geriet zwar etwas unplatziert, doch er überwand den italienischen Torhüter Gianluigi Buffon dennoch. Hector spricht über den bislang wohl wichtigsten Moment seiner Karriere mit Selbstironie: "Er hat ihn nicht gehalten, also war er unhaltbar."

Vor dem Anlauf habe er sich mehrere Optionen durch den Kopf gehen lassen, wie er den Elfmeter schießen werde. "Ich wusste, ich hab einen kleinen Puffer, und das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich verschieße und es dann in die nächste Runde geht", sagt Hector.

"Es könnte von mir aus gerne etwas ruhiger sein"

Vor dem Viertelfinale war der gebürtige Saarländer wohl der unscheinbarste Spieler im DFB-Kader. Im Gegensatz zu seinen Kollegen hat der Verteidiger des 1. FC Köln noch nie in der Champions League gespielt und noch keine Meisterschaft gewonnen, erst mit 20 wurde er Profifußballer - und deshalb wird er manchmal noch immer unterschätzt. Dabei war er schon zuvor einer der zuverlässigsten Nationalspieler gewesen und auf der linken Seite regelmäßig ins deutsche Angriffsspiel eingebunden. "Ich werte das als gutes Zeichen. Wenn ich so oft ins Spiel einbezogen werde, heißt das ja, dass die Mitspieler mir vertrauen", sagt Hector.

Nun steht er plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. "Es könnte von mir aus gerne etwas ruhiger sein", sagt er - das gilt auch für die Spekulationen über einen Vereinswechsel. Neuerdings gilt der Premier-League-Klub Tottenham Hotspur als Interessent. Doch laut Hector "spricht nichts dagegen", dass er in Köln bleibt.

Allerdings dürfte sein langfristiger Verbleib beim FC mit einer weiteren starken Leistung im Halbfinale unwahrscheinlicher werden. Ob er dabei Teil einer Dreier- oder Viererkette sein wird, lässt er im Interview offen: "Das werden wir noch zu Ende analysieren."

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