Fußball-EM:Blaszczykowski zwirbelt Polen weiter

EURO 2016 - Group C Ukraine vs Poland

Jakub Blaszczykowski erzielte das 1:0 gegen die Ukraine.

(Foto: dpa)
  • Polen zieht als Gruppenzweiter hinter Deutschland ins Achtelfinale der Fußball-EM in Frankreich ein.
  • Torschütze beim 1:0-Sieg gegen die Ukraine ist der Ex-Dortmunder Jakub Blaszczykowski.
  • In der nächsten Runde treffen die Polen auf die Schweiz.
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Von Ulrich Hartmann, Marseille

Dass vor dem finalen Gruppenspiel zwischen Polen und der Ukraine auf die obligatorische Choreografie mit turnenden Jugendlichen und überdimensionalen Nationaltrikots verzichtet wurde, musste kein schlechtes Omen für die Partie sein. Der Rahmen wirkte dadurch bloß ein bisschen schmucklos. Womöglich wollte man den ramponierten Rasen im Stade Vélodrome schonen.

Für fußballerische Verzierungen fühlten sich anschließend nicht nur die favorisierten Polen zuständig. Obwohl für die Ukrainer schon festgestanden hatte, dass sie nach der Vorrunde wieder heim müssen, spielten sie munter mit und brachten ihre Kontrahenten in Verlegenheit. Die Polen gewannen trotz eines gefühlt limitierten Kraftaufwands durch einen Treffer von Jakub Blaszczykowski, Spitzname Kuba, mit 1:0 (0:0) und dürfen als Gruppenzweiter (schlechteres Torverhältnis gegenüber Deutschland) am Samstag in Saint-Etienne ihr Achtelfinale gegen die Schweiz bestreiten.

Es gehört bei dieser EM ja zum guten Ton, im letzten Gruppenspiel ordentlich zu rotieren, und zwar unabhängig davon, ob man schon weiter ist, ausgeschieden oder noch in der Ungewissheit. Der ukrainische Trainer Michail Fomenko hatte fünf neue Männer in der Startelf, Polens Trainer Adam Nawalka vier. Bei ihm fielen der Rotation mit Kamil Grosicky, Blaszczykowski und Lukasz Piszczek drei ausgewiesene Stützen zum Opfer.

Robert Lewandowski hingegen durfte natürlich von Anfang mitspielen, denn er hat ja bei dieser EM noch keinen Treffer erzielt. Beim Versuch, dieses Defizit schnellstens auszuräumen, brachte er sich in der vierten Minute gleich in Position. Eine Hereingabe seines Sturmkollegen Arkadiusz Milik lenkte er aus sechs Metern übers ukrainische Tor.

Vor dem Spiel hatte die Polizei kleinere Scharmützel zwischen Fans in der Stadt unter anderem mit Tränengas gestoppt. Im Spiel ging es dann deutlich fairer zu, auch wenn es in der 16. Minute einen Elfmeter für die Ukrainer hätte geben dürfen. Der Stürmer Andrej Jarmolenko war vom polnischen Abwehrmann Andrej Jedrzejczyk im Strafraum gefoult worden. Das Spiel war flott, fühlte sich aber ein bisschen an wie ein Freundschaftsspiel.

Sich echauffieren? Och nö

Das lag einerseits an der Perspektivlosigkeit der ukrainischen Mannschaft und andererseits womöglich daran, dass sich die Polen gegen parallel früh führende Deutsche nicht mit letzter Leidenschaft an einem tabellarischen Überholvorgang versuchten. Für sie schien ein Achtelfinalspiel gegen die Schweiz okay zu sein.

Und so genossen die mehrheitlich polnischen Zuschauer und die immer noch in respektabler Anzahl erschienenen Ukrainer das milde Mittelmeerklima im Stadion. Beide Fanlager brauchten sich nicht mehr allzu sehr zu echauffieren. Die Polen nicht, als die Ukrainer mehrfach zu zwingenden Einschuss-Möglichkeiten kamen, und die Ukrainer nicht, als die Polen in der 54. Minute durch ein ansehnliches Tor des eingewechselten Blaszczykowski zur 1:0-Führung gelangten. Diese brachten sie gewieft über die Zeit.

Für die Ukrainer ist mit dem dritten verlorenen Spiel und ohne ein einziges Tor eine enttäuschende Europameisterschaft zu Ende gegangen. Trainer Michail Fomenko hat seinen Abschied angekündigt. "Wir haben unser Ziel verpasst - welchen Sinn hat es da weiterzumachen?", sagte er. Als Grund für die schwachen Auftritte nannte der 67-Jährige Zerwürfnisse in der Mannschaft.

Spieler der rivalisierenden Klubs Dynamo Kiew und Schachtar Donezk hatten in einem Ligaspiel geprügelt, sollten nun aber Harmonie demonstrieren. "Wir sind eine Familie", hatte Fomenko vor dem EM-Auftakt behauptet. Nun gab er zu, dass der Graben "die Psychologie des Teams beeinträchtigt hat". Fomenko empfiehlt als Nachfolger seinen Assistenten Andrej Schewtschenko. Ein Neuaufbau deutet sich an.

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