Fußball:Duell mit Rambo

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Beim Bundesligaaufsteiger FC Ingolstadt verschärfen die vier Zugänge den Konkurrenzkampf - besonders eng ist dieser zwischen dem bisherigen Stammtorwart Ramazan Özcan und Ørjan Nyland.

Von Maik Rosner

Die Rufe hallen nach jeder Aktion über den Platz. "Super, Rambo", feuern die Kollegen den Torwart Ramazan Özcan an, oder auch: "Weiter, Rambo." Im inzwischen beendeten Trainingslager des FC Ingolstadt war das, im beeindruckenden Ambiente der Hohen Tauern im österreichischen Mittersill. In dieser Kulisse wirkten die Paraden des 31-Jährigen gleich noch ein bisschen imposanter. Und zumindest akustisch ist die bisherige Nummer eins beim Bundesligaaufsteiger derzeit präsenter als sein Konkurrent. Doch die Verpflichtung des norwegischen Nationaltorwarts Ørjan Nyland könnte zu einem Rollentausch führen, wie ihn Özcan einst nach dem Aufstieg mit 1899 Hoffenheim schon einmal erlebte. Nyland, der Zugang von Molde FK, gilt spätestens mittelfristig als Anwärter auf einen Stammplatz.

Nylands große Stärke: Er kann gut in den Aufbau der Spielzüge einbezogen werden

Es ist eines dieser Duelle um die Gunst des Trainers, von denen sich Ralph Hasenhüttl eine Steigerung bei den bislang Etablierten verspricht. Vier Zugänge hat der FCI bisher verpflichtet, und vor allem Nylands Zusage für die kommenden vier Jahre sorgte dabei durchaus für Erstaunen. Denn an dem 24-Jährigen sollen auch mehrere Vereine aus Englands finanzstarker Premier League interessiert gewesen sein, darunter namhafte Klubs wie der FC Liverpool und der FC Everton. Dass sich Norwegens Nummer eins für den vergleichsweise unbekannten FC Ingolstadt entschieden hat, dürfte auch mit der Perspektive zu tun gehabt haben. Bei den Oberbayern hat der neue Torwart die Chance auf einen Platz in der ersten Elf offenbar als besonders aussichtsreich eingeschätzt. Das dürfte ihm auch in den Verhandlungen signalisiert worden sein. Vorgestellt hat er sich jedenfalls selbstbewusst als "moderner Torwart". Als ein Torhüter also, der gut einbezogen werden kann in den Aufbau der Spielzüge. Möglicherweise jene Stärke, die ihn für Ingolstadt besonders interessant gemacht hat.

Hasenhüttl mag sich über den Konkurrenzkampf durch die Zugänge allerdings nicht allzu konkret äußern, da er andernfalls sein Aufstiegspersonal enttäuschen könnte. Dieses habe es verdient, in der Bundesliga zu spielen, sagte er frühzeitig. Das scheint weiterhin zu gelten, mit punktuellem Spielraum allerdings.

Er habe "den großen Vorteil, dass ich aus der Vorsaison eine eingespielte Truppe habe", sagt Hasenhüttl, "wenn ich die Jungs wieder aufstelle, weiß ich, dass es funktioniert. Die Neuen müssen erst einmal zeigen, dass sie besser sind." Welcher Zugang die besten Aussichten habe, bereits zum Ligaauftakt am 15. August beim FSV Mainz in der Startelf zu stehen, lässt er bewusst offen. "Das weiß ich noch nicht, muss und will ich auch noch nicht wissen", sagt der Österreicher. Die Eindrücke aus der gesamten Vorbereitung möchte er zunächst auswerten und erst kurz vor dem Auftakt eine Entscheidung treffen. "Es ist noch alles offen", sagt Hasenhüttl, auch bei den Torhütern Nyland und Özcan, den Ersatzkeeper in der Nationalelf Österreichs.

Den Konkurrenzkampf zu fördern, gehört zum Trainer-Einmaleins. Und so hält es Hasenhüttl auch mit den weiteren Neuen. Mit dem Innenverteidiger Romain Brégerie, der vom Mitaufsteiger Darmstadt 98 kam. Mit Angreifer Elias Kachunga vom Bundesligaabsteiger SC Paderborn und mit Linksverteidiger Markus Suttner von Austria Wien. Letzterer könnte von der Verletzung seines Konkurrenten Danilo profitieren, der sich jüngst einer Zehen-Operation unterziehen musste und bis voraussichtlich Oktober ausfallen wird.

Es werden noch spannende Wochen für die Ingolstädter bis zu den ersten Pflichtspielen der Saison, beginnend mit dem Pokal beim Regionalligisten SpVgg Unterhaching am 9. August. Bis dahin dürfte zumindest eine Tendenz in Sachen Stammelf erkennbar sein. Beim 1:0 im Test gegen Udinese Calcio am vergangenen Samstag durfte sich Nyland 90 Minuten bewähren. Künftig will Hasenhüttl die Einsatzzeiten auch unter den Feldspielern zunehmend ausdehnen, beginnend mit dem Test am Samstag im Sportpark gegen den spanischen Erstligisten Celta Vigo. Um die Integration der Zugänge bis zum Saisonstart macht sich der Trainer die wenigsten Gedanken. "Wer es nicht schafft, sich in diese Mannschaft zu integrieren, der wird es schwer haben im Profifußball", sagt er. Für ihn ist es eine homogene Gemeinschaft, trotz des verschärften Konkurrenzkampfes. Gut möglich, dass Nyland auch akustisch künftig präsenter wird.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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