FC Bayern gegen italienische Teams:Im Bann des Inzaghi

Maradona, Matthäus und ein Bayern-Schreck: Die Aufeinandertreffen des FC Bayern mit italienischen Mannschaften endeten nicht immer glücklich. Anlässlich des Münchner Champions-League-Intermezzos mit Juventus Turin lohnt sich ein Rückblick auf bayerisch-italienische Duelle.

Von Jonas Beckenkamp

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FC Bayern Muenchen v Juventus - UEFA Champions League Quarter Final

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Maradona, Matthäus und ein Bayern-Schreck: Die Aufeinandertreffen des FC Bayern mit italienischen Mannschaften endeten nicht immer glücklich. Anlässlich des Münchner Champions-League-Intermezzos mit Juventus Turin lohnt sich ein Rückblick auf bayerisch-italienische Duelle.

Von Jonas Beckenkamp

Bayern gegen Juventus hieß es im diesjährigen Viertelfinale in der Champions League - und es war nicht klar, was die Münchner gegen den souveränen Tabellenführer der Serie A erwarten würde. Eine taktisch gewiefte "Alte Dame" oder ein offensiv limitiertes Ensemble ohne viel Gefahr in der Offensive? Es wurde dann - zumindest im Hinspiel - einer der besten Auftritte der Bayern in dieser ohnehin sehr starken Saison. Erst überraschte David Alaba Juve-Keeper Buffon mit einem Kullerschuss aus 25 Metern, dann besorgte Thomas Müller (Bild) das 2:0. Es war ein komfortables Ergebnis fürs Rückspiel. Dort mühte sich der frisch gekürte deutsche Meister nur in der ersten Halbzeit, ehe Mario Mandzukic und Claudio Pizarro ein letztlich lockeres 2:0 herausschossen. 

Champions League - FC Bayern München - SSC Neapel

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Vor gar nicht allzu langer Zeit hatten es die Bayern schon einmal mit einer italienischen Mannschaft zu tun - und das Duell endete ebenso positiv aus Sicht des FCB: Im Herbst 2011 hieß einer der Vorrunden-Gegner der Münchner in der Champions League SSC Neapel. Es sollten zwei spannende Duelle werden, was gar nicht unbedingt nötig gewesen wäre, wenn Mario Gomez beim 1:1 im Hinspiel einen Handelfmeter verwandelt hätte. Doch der Nationalstürmer scheiterte und so blieb es nach Treffern von Toni Kroos und Holger Badstuber (Eigentor) beim Remis.

Im Rückspiel zeigten sich die Bayern dann stärker, sie führten schnell 3:0 (dreimal Gomez), ehe die Italiener noch einmal bis auf 2:3 herankamen. Dabei blieb es - und der deutsche Rekordmeister zog letztlich locker ins Achtelfinale ein. Und schließlich ins Viertelfinale. Und dann ins Halbfinale. Erst im Finale gegen Chelsea war der große Traum vorbei. 

Selten klappte es für die Bayern gegen die Italiener so gut. Wer ganz weit zurück blickt, findet sogar einige richtig bittere Pleiten gegen Mannschaften aus der Serie A.

Trappatoni

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Ihre lange Geschichte beginnt im Europapokal der Pokalsieger der Saison 1967/68, als es die Münchner im Halbfinale mit dem AC Mailand zu tun bekamen. Die Italiener gewannen das Hinspiel mit 2:0 und erreichten nach einem torlosen Rückspiel das Finale. Dass die Bayern sich in beiden Spielen an der Mailänder Abwehr die Zähne ausbissen, lag unter anderem auch an Vorstopper Giovanni Trapattoni (vorne), der viele Jahre später als Trainer des FC Bayern seine Spieler und leere Flaschen in einem unvergessenen Wut-Aphorismus vergleichen sollte.

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Es dauerte 17 Jahre, bis es zum nächsten bayerisch-italienischen Intermezzo kam - und wieder war es der Pokalsieger-Cup: Der FC Bayern gewann im Viertelfinale beide Spiele gegen den AS Rom (2:0 und 2:1) und schaffte es eine Runde weiter. Beim Rückspiel brachte ein junger Mann namens Lothar Matthäus die Münchner per Elfmeter in Führung, später traf noch Ludwig Kögl.

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Matthäus spielte auch beim nächsten Aufeinandertreffen zwischen den Bayern und einer italienischen Mannschaft mit - doch er hatte inzwischen die Seiten gewechselt: 1988 traf er mit Inter Mailand im Achtelfinale des Uefa-Cups auf seinen ehemaligen Klub, konnte jedoch das Ausscheiden nicht verhindern. Nach einer ernüchternden 0:2-Pleite zu Hause gewannen die Münchner um Armin Eck (li.) im San-Siro-Stadion mit 3:1 und erreichten die nächste Runde. Mit von der Partie  waren bei den Mailändern übrigens Giovanni Trapattoni (nein, nicht als Vorstopper, sondern als Trainer) und Andreas Brehme, damals ein Weltklasse-Linksverteidiger.

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Im Halbfinale desselben Wettbewerbs ging es für den FC Bayern um Kapitän Klaus Augenthaler (re.) dann wieder nach Bella Italia: Gegen den SSC Neapel mit dem genialen Wuschelkopf Diego Maradona kam es zu zwei spannenden Spielen (0:2 und 2:2), in denen vor allem der Brasilianer Careca famos auftrumpfte. Seine drei Tore und Maradonas Spielkunst besiegelten das Schicksal der Münchner. Getragen von der "Hand Gottes" gewann Neapel das Finale gegen den VfB Stuttgart und holte den Cup. Die nächste Chance auf einen Sieg gegen ein Serie-A-Team hatten die Bayern ein Jahr später im ...

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... Europapokal der Landesmeister: Dass Milans Marco van Basten (im rot-schwarzen Trikot) den Elfmeter zum entscheidendem 1:0 im Halbfinal-Hinspiel gegen den deutschen Rekordmeister verwandelte, war ...

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... bei diesen Platzverhältnissen im San-Siro-Stadion keine Selbstverständlichkeit. Auf gepflegtem grünen Münchner Geläuf gewannen die Bayern zwar das Rückspiel mit 2:1 nach Verlängerung, Milan zog jedoch aufgrund der Auswärtstorregel ins Finale ein, das später gegen Benfica Lissabon mit 1:0 gewonnen wurde.

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Während in den Nullerjahren vor allem der AC Milan die Bayern mehrfach piesackte, landeten die Münchner ausgerechnet im Mailänder San Siro ihren größten Triumph der jüngeren Vereinsgeschichte. 2001 besiegten die Bayern um ihre Helden Effenberg, Kahn und Lizarazu den FC Valencia im Finale der Champions League im Elfmeterschießen und sicherten sich so Europas Fußballkrone.

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Dann startete die tragische Episode des Oliver-Kahn-Traumas gegen Milan: Der Grund für Kahns Hoffen auf himmlischen Beistand war in der Vorrunde der Champions-League-Saison 2002/03 gegen den AC Mailand ...

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... Filippo Inzaghi, genannt "Superpippo", der fieseste aller Bayern-Schrecks und italienischste aller Strafraumstürmer. Über ihn sagte einst Sir Alex Ferguson, er sei im Abseits zur Welt gekommen, während Johan Cruyff mutmaßte, Inzaghi könne eigentlich überhaupt nicht Fußball spielen, sondern sei einfach immer nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Da fand er sich auch gegen die Bayern wieder: Mit drei Treffern in zwei Spielen trug er maßgeblich zum enttäuschenden Aus der Münchner in der Vorrunde bei.

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Das erste Aufeinandertreffen zwischen Juventus Turin und dem FC Bayern München endete in der Vorrunde der Champions-League-Saison 2004/05 zweimal mit dem Lieblingsergebnis italienischer Mannschaften: 1:0. Das Hinspiel-Tor in der "Partie für Experten" (Uli Hoeneß), also im von Taktik geprägten Schlafwagenfußballspiel, schoss der Tscheche Pavel Nedved. Trotz der beiden Niederlagen gegen Juve überstanden die Bayern die Gruppenphase - und schieden erst im Viertelfinale gegen den FC Chelsea (2:4; 3:2) aus.

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In der Vorrunde der Saison 2005/06 musste Nedved (im Bild hinten rechts) dann aber zuschauen, wie Sebastian Deisler und die Bayern das Hinspiel 2:1 gewannen (Tore von Deisler und Demichelis). Das Rückspiel ging dann mit 1:2 in Turin verloren. Letztlich zogen Juventus und der FCB gemeinsam ins Achtelfinale ein. Dort wartete dann aber ...

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... the same procedure as every year: Wieder war es der ewige Bayern-Bändiger Inzaghi, der die damals von Felix Magath trainierten Münchner beim 4:1 Milans im Rückspiel im San Siro (Hinspiel: 1:1) mit zwei Toren fast im Alleingang aus dem Turnier warf  - und ihnen die bis dato höchste Champions-League-Niederlage bescherte. Im Hintergrund am Boden liegt übrigens wieder einmal Oliver Kahn, der gegen die Treffer der Mailänder machtlos war.

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2006 begegneten sich einmal mehr der FC Bayern und Inter Mailand - diesmal in der Vorrunde der Champions League. Die Norditaliener unterlagen zu Hause mit 0:2 (Tore: Claudio Pizarro und Lukas Podolski), während in München der Franzose Patrick Vieira die Bayern-Führung durch Roy Makaay in letzter Minute egalisierte (im Bild Luis Figo und Owen Hargreaves). Am Ende kamen beide Teams ins Achtelfinale - dort schied Inter gegen Valencia aus, und die Bayern schlugen Real Madrid. Im Viertelfinale war für die Münchner dann Endstation gegen den AC "Inzaghi" Mailand. Denn ...

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... nach dem Trauma ist vor dem Trauma: Erneut kannte "Superpippo" keine Gnade. Zum gefühlten 34. Mal traf Inzaghi gegen die Bayern (in Wahrheit traf er in sechs Spielen sechsmal), hier beim letztlich entscheidenden 2:0-Erfolg Milans in der Münchner Arena. Im Hintergrund am Boden, von den Kollegen getröstet ... Oliver Kahn.

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Mit dem AC Florenz duellierten sich die Münchner 2008 in der Champions-League-Vorrunde. Zunächst schickten die Bayern die Fiorentina damals mit 3:0 nach Hause (Tore durch Klose, Schweinsteiger und Zé Roberto), in der Toskana bewahrte dann Tim Borowski eine schwach aufspielende Klinsmann-Truppe mit seinem Ausgleichstreffer vor einer Niederlage.

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"Augen zu und durch", schien sich Bastian Schweinsteiger (im Bild rechts) zu denken, als sein Keeper Hans-Jörg Butt im Winter 2009 zum Elfmeter gegen Gianluigi Buffon antrat. Die Sorgen waren unbegründet: Butt traf sicher, der FCB glänzte beim 4:1 im Vorrunden-Rückspiel in Turin gegen Juventus, beendete die Diskussionen um Trainer Louis van Gaal und zog doch noch ins Achtelfinale der Champions League ein.

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Dort wartete wieder die Fiorentina. Im Februar dieses Jahres stand, zumindest im Hinspiel, erneut Miroslav Klose im Mittelpunkt, als er kurz vor Schluss aus klarer Abseitsposition den "Diebstahl von München" (Gazzetta dello Sport) beging und die Bayern zum glücklichen 2:1-Sieg schoss. In Florenz gab es dann zwar keine Diebstähle zu beklagen, dafür aber ...

AFC Fiorentina v Bayern Munich - UEFA Champions League

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... orkanartige Windverhältnisse. Bei Sturm und Wetter geriet zunächst auch die Bayern-Abwehr ins Wanken, die Italiener gingen mit 2:0 in Führung, weil Daniel Van Buyten überfordert wirkte und auch der Rest der Bayern-Abwehr den Angriffen der schnellen Florenzer Stürmer wehrlos gegenüber stand. Van Bommel verkürzte auf 1:2, doch postwendend schlug die Fiorentina noch einmal zu - es stand 1:3 und die Bayern vor dem Aus. Dann setzte Arjen Robben (Bildmitte) zu einem Fernschuss an und zimmerte den Ball in den Winkel. Durch das 2:3 schafften es die Bayern gerade so in die nächste Runde und verloren erst im Finale ...

Bayern Muenchen v Inter Milan - UEFA Champions League Final

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... gegen Inter Mailand. Obwohl die Münchner nach einer überragenden Champions-League-Saison als leichter Favorit in die Partie gegangen waren, mussten sich Robben & Co. José Mourinhos Mannschaft mit 0:2 geschlagen geben. Die Mailänder hatten mit ihrer Defensivtaktik genau das richtige Gegenmittel gegen den Münchner Angriffsdrang. Immer wieder verpufften die Versuche der Bayern am Bollwerk der Inter-Hintermannschaft. Und in der Abwehr ließ sich einmal mehr Daniel Van Buyten austanzen, was Diego Milito zu den zwei entscheidenden Toren zugunsten Inters nutzte.

Champions League FC Bayern München - Inter Mailand

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Thomas Müller schrie unmittelbar nach dem Abpfiff seinen Ärger hinaus in die Münchner Luft, Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos schauten enttäuscht drein: Wieder hatten die Bayern verloren, wieder gegen Inter! 2:3 hieß es im März 2011 im Achtelfinale der Champions League, ein Tor von Goran Pandev besiegelte in der 88. Minute das Aus der Münchner - aus Bayern-Sicht schlichtweg unfassbar. Das Hinspiel hatten die Münchner 1:0 gewonnen, im Rückspiel dominierten sie die erste Halbzeit klar und deutlich, führten nur 2:1. Wie sie gegen die nur mäßig angsteinflössenden Italiener erneut verlieren konnten? Es lag letztlich an einer Vermengung von Umständen: Zu schlecht verteidigt, zu wenig Chancen verwertet und dann einfach auseinandergefallen. Immerhin hieß der Bayern-Erdolcher diesmal nicht Inzaghi. 

© SZ.de/jbe
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