Fußball-Bundesliga:Zehn Frankfurter bremsen den FC Bayern

Fußball-Bundesliga: Ausgetrickst: Marco Fabián läuft den Bayernn davon, nachdem er zum 2:2 getroffen hat.

Ausgetrickst: Marco Fabián läuft den Bayernn davon, nachdem er zum 2:2 getroffen hat.

(Foto: AFP)

Der Tabellenführer der Bundesliga kommt bei der Eintracht nicht über ein 2:2 hinaus - weil das Team von Niko Kovac auch in Unterzahl mutigen Fußball spielt.

Von Dominik Fürst

Der Fußball hält eine reiche Auswahl an Demütigungen bereit, es gibt Eigentore, verschossene Elfmeter, Ausrutscher, Abklatscher und Niederlagen. Nichts von alldem gilt jedoch als so beschämend wie ein Schuss durch die Beine. Es kann Arjen Robben insofern nicht gefallen haben, als im Spiel des FC Bayern bei Eintracht Frankfurt sein Gegenspieler Jesus Vallejo bereits nach einer Minute Spielzeit den Ball präzise zwischen Robbens Schenkeln hindurch auf einen Mitspieler passte - das alles im Frankfurter Strafraum.

Robben erholte sich, doch die Szene blieb bei den Frankfurtern haften: der Serien- und Rekordmeister, die Ballbesitzmaschine der vergangenen Jahre: man kann sie jetzt tunneln. Und der Respekt vor dem Tabellenführer, der zuletzt Unentschieden gegen Köln gespielt und bei Atlético Madrid verloren hatte, war verflogen. Am Ende trotzten erstaunlich ballsichere Frankfurter den Münchnern ein 2:2-Unentschieden ab.

Zunächst zeigte sich aber vor knapp 50 000 Zuschauern der getunnelte Robben von der Demütigung im gegnerischen Strafraum angestachelt. In der zehnten Minute erreichte ein langer Ball von Mats Hummels Bayerns Linksverteidiger David Alaba, der wiederum den im Sechzehner lauernden Robben bediente. Der Niederländer rannte fast bis zur Torauslinie und klatschte den Ball gerade noch rechtzeitig aus spitzem Winkel in Richtung Tor - vorbei an Frankfurts Torwart Lukas Hradecky und, Ironie des Schicksals, durch die Beine von Vallejo, der allerdings keine Abwehrchance mehr hatte und mit dem Ball ins Tor fiel. 1:0 für Bayern, Satisfaktion für Robben.

Doch Trainer Niko Kovac hatte den Frankfurtern einen Plan mit auf den Weg gegeben und von dem ließen sie nicht ab. Ein Rückstand gegen den Tabellenführer? Halb so wild. Die Eintracht blieb mutig und vergaß dabei nicht das Fußballspielen. So kam es, dass die Mittelfeldhoheit einmal nicht dem FC Bayern gehörte, ganz zu schweigen von den besseren Torchancen. Die hatten: Timothy Chandler mit einer Direktabnahme an den Pfosten (15.), Alex Meier mit einem Kopfball, den Manuel Neuer erst auf der Linie klärte (33.) und erneut Meier mit einem Kopfball, der knapp am Münchner Kasten vorbeiflog.

Die Bayern strauchelten jetzt, sie hatten sich von ihrer Schwächephase offensichtlich nicht erholt, und das nutzte Bastian Oczipka aus. Der Frankfurter überlief seine Gegenspieler im Mittelfeld und passte scharf in die Spitze zu Szabolcs Huszti. Der Ungar hatte etwas Glück bei der Ballannahme und haute dann den Ball wie zuvor Arjen Robben mit links ins lange Eck - selbst Manuel Neuer war zu kurz, um die Kugel noch zu erreichen. 1:1, die Bayern dürften froh über den Pausenpfiff von Schiedsrichter Bastian Dankert gewesen sein.

Gelb-Rot für Huszti - aber wofür?

Nach der Pause stolzierten die Münchner jedoch mit dem gewohnten Selbstbewusstsein aufs Spielfeld. Sie kombinierten sicherer und schneller als vor der Pause und folgerichtig traf Kingsley Coman bald den Pfosten (53.). Der Franzose war es auch, der wenige Minuten später an Frankfurts Schlussmann Hradecky scheiterte, ehe wieder einmal Joshua Kimmich nach einer Ecke plötzlich richtig stand und zum 2:1 für den FC Bayern einschob (62.).

Der Gegentreffer schockte die Eintracht und kurz darauf musste auch noch Torschütze Huszti nach einem Gerangel mit Renato Sanches - in dem sich der Ungar den TV-Aufnahmen zufolge wenig zuschulden kommen ließ - mit Gelb-Rot den Platz verlassen. Man hätte meinen können, dass es nun ums mutige Frankfurter Spiel geschehen war. Dass die Eintracht nur noch verteidigen konnte und auf Konterchancen hoffen würde.

Doch dass Team von Niko Kovac spielte einfach weiter Fußball. Ließ den Ball laufen und zeigte keine Angst. Und wurde wiederum belohnt. Frankfurts Fleißigster, Timothy Chandler, der neunzig Minuten lang die rechte Spielfeldseite auf- und abgeflitzt war, durfte im Bayern-Strafraum schießen, er traf die Brust seines Mitspielers Marco Fabián und von dort tropfte der Ball zum 2:2 ins Netz. Zehn Frankfurter hatten sich den Ausgleich mühsam erarbeitet. Sie verteidigten ihn bis zum Schlusspfiff.

Die bayerische Schwächephase hingegen scheint die Länderspielpause überdauert zu haben. Carlo Ancelottis Team wirkte über weite Strecken nicht wie der dominante FC Bayern der vergangenen Jahre, Robert Lewandowski wurde erst in der 67. Minute eingewechselt. Am Mittwoch ist der PSV Eindhoven in der Champions League zu Gast. Und die Münchner können bloß hoffen, dass die Niederländer nicht so frech wie Eintracht Frankfurt auftreten.

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