Fußball-Bundesliga:Hoeneß sendet ein Signal an die Liga

Uli HOENESS Höness Ex Praesident Bayern Muenchen vor Vereinsemblem Vereinswappen Einzelbild anges

Endlich zurück: Uli Hoeneß beim FC Bayern.

(Foto: imago/Sven Simon)

Von wegen "Feinde": Der neue Bayern-Präsident ist der Konkurrenz aus Leipzig und Dortmund sogar dankbar.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Eines der bekanntesten Zitate von Uli Hoeneß dreht sich um den Wert optischer Hilfsmittel, es war ein Satz voller Größenbewusstsein und auch mit einem Hauch von Größenwahn, gesprochen in einer Situation der eigenen Schwäche. "Wir müssen dafür sorgen", sagte Hoeneß im Frühjahr 2007, "dass nächstes Jahr wieder das Wehklagen einsetzt, wenn uns die anderen in der Tabelle mit dem Fernglas anschauen." Der FC Bayern hatte eine selten miserable Saison hinter sich, aber weil Hoeneß nichts einfach so dahin sagt, kamen selbstverständlich nicht viel später die Jahre, in denen die anderen den FC Bayern selbst mit dem Fernglas in der Tabelle kaum noch anschauen konnten.

Es war eine besonders ironische Note der Fußballgeschichte, dass die Rückkehr von Uli Hoeneß ins Amt des Präsidenten am Freitagabend fast auf die Minute zusammenfiel mit dem 4:1 von Leipzig in Freiburg, einem Ergebnis, das den anderen den Griff nach dem Fernglas weiterhin erspart, und den FC Bayern zur Lesebrille zwingt - so ungewohnt ist für den Klub zurzeit der Anblick der Tabelle. Denn auch nach dem zwölften Spieltag sieht sie so aus: Tabellenführer - RB Leipzig. Erster der Anderen - der FC Bayern.

Die Fußballgeschichte hatte sich für ihre ironische Unverschämtheit allerdings gleich einen Tag später beim Präsidenten Hoeneß entschuldigt. In den Chroniken wird nun zu lesen sein, dass mit Hoeneß der Erfolg beim FC Bayern zurückkehrte, nach zuvor zwei lange nicht dagewesenen Hinrundenniederlagen in Serie. Und zurückgekehrt sind mit Hoeneß auch gleich ein paar historische Referenzen. Ein Spiel gegen Leverkusen, das vom Verlauf her an die Zeiten unter Ottmar Hitzfeld erinnert, als der FC Bayern nicht perfekt war, als er auch mal bis zum Abpfiff um den Sieg zittern musste. Und natürlich der fast vergessene Bayern-Dusel beim Handspiel von Javier Martínez kurz vor Schluss.

Hoeneß sendet ein Signal: Wir nehmen euch ernst

Hoeneß kommt zum FC Bayern also zurück in einer Zeit, in der die Bundesliga wieder eine größere Herausforderung geworden ist, zumindest vorübergehend. Und er kommt zurück als einer, der sich darüber ausdrücklich freut. Zumindest vorübergehend.

Dass Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung Leipzig erwähnt, dass er sie adelt, indem er sie zu einem "anderen Feind" neben Dortmund erklärt, das ist - auch wenn er seine Wortwahl tags darauf relativierte - ein Signal an die Liga. Unter dem Präsidenten Hoeneß gewinnt der Wettbewerb in der Heimat wieder an Bedeutung, er muss allerdings auch an Bedeutung gewinnen. Hoeneß' Rückkehr fällt in eine Situation, in der der FC Bayern in der Liga die eigene Schwäche deutlicher zeigt als in den Jahren zuvor, das war auch beim 2:1 gegen Leverkusen so. Wir nehmen euch ernst, das ist das Signal von Hoeneß, gemeint hat er Leipzig und all die anderen Emporkömmlinge; ein bisschen klang auch durch: Wir sind froh, dass es euch gibt. Wir sind froh, weil wir wissen, dass es nicht schaden kann, wenn auch die Bundesliga wieder spannend wird, wenn es nicht nur darum geht, ob der FC Bayern das Finale der Champions League erreicht oder nicht.

Es bleibt also spannend an der Spitze der Bundesligatabelle, und es wird auch spannend zu beobachten sein, wie lange Hoeneß und sein Verein es aushalten werden, sich diese als Erster der Anderen anzuschauen.

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