Fußball-Bundesliga:Schielende Grasfresser

Ein Rostocker profitiert von seiner Radikal-Diät, Bochums Trainer bemängelt Sehfehler, und Bremen fliegt gleich weiter. Die Vorschau auf den 23. Bundesliga-Spieltag.

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Josip Simunic Hertha BSC Fußball Bundesliga

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Borussia Dortmund - Hertha BSC (Fr. 20.30 Uhr)

Die Borussia schießt kleine Giftpfeile in Richtung Hauptstadt: Nur 800 gegnerische Fans werden erwartet, teilt die Pressestelle mit. Das ist eine Mini-Zahl - sogar im Vergleich zu Drittligist TSG Hoffenheim, der zum Pokalduell an einem Dienstag 4.500 Schlachtenbummler mit nach Dortmund gebracht hatte.

Die Hertha muss sich aber nicht nur um mangelnde Unterstützung Gedanken machen, sondern auch um Innenverteidiger Josip Simunic (Foto, links). Der kündigte im Fachmagazin Kicker sinngemäß an, er wolle lieb zu Dortmunds Mladen Petric sein. Schließlich werde sein kroatischer Nationalmannschaftskollege bei der EM dringend gebraucht. Hertha-Coach Lucien Favre wird es nicht gerne gehört haben. Petric traf in der laufenden Saison schon elf Mal.

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Heiko Westermann Schalke Fußball Bundesliga

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Arminia Bielefeld - FC Schalke 04 (Sa. 15.30 Uhr)

Bielefeld gegen Schalke, das ist nicht nur ein Teil der inoffiziellen Westfalenmeisterschaft, das ist vor allem und neuerdings auch die Geschichte des Heiko Westermann (Foto, rechts). Zwei Jahre kickte der Verteidiger bei den Arminen, war eine wichtige Stütze, spielte fast immer - doch die Fans, die in ihm damals schon einen künftigen Nationalspieler sahen, wurden eher belächelt.

Dann wechselte Westermann vor der laufenden Spielzeit zum FC Schalke. Auch dort ist er aufgrund seiner Flexibilität mittlerweile eine wichtige Stütze, spielt fast immer - und die Fans, die in ihm einen Nationalspieler sehen, werden nicht mehr belächelt. Zwar fiel sein Debüt gegen Österreich schwach aus, aber eine sinnvolle Alternative für die Zukunft ist er allemal.

Während Spieler, die mit ihrem neuen Verein an ihre ehemalige Spielstätte zurückkehren, oftmals ausgepfiffen werden, ist das bei Westermann in Bielefeld wohl eher anders. Die Fans nahmen ihm den Wechsel nicht übel und freuen sich nun darüber, einen bei ihnen gereiften Nationalspieler empfangen zu dürfen.

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Thomas Schaaf Werder Bremen Fußball Bundesliga

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VfB Stuttgart - Werder Bremen (Sa. 15.30 Uhr)

Ist es die generell eher zurückhaltende hanseatische Art? Oder ist es noch einmal im Besonderen das Auftreten von Trainer Thomas Schaaf (Foto) und Manager Klaus Allofs? Wie dem auch sei: Während alle betroffenen Mannschaften lautstark lamentieren, wenn sie nur wenig Pause zwischen zwei Spielen haben, kommt in dieser Frage aus der Bremer Richtung kaum ein Mucks.

Dabei trifft es die Werderaner nun schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochenenden. Vor zwei Wochen mussten sie in der Nacht auf Freitag in Portugal beim SC Braga spielen, hatten nur 39 Stunden Pause und verloren dann in Frankfurt mit 0:1. Nun mussten sie am Donnerstag bei den Glasgow Rangers antreten und haben immerhin fast 41 Stunden Pause, bevor sie beim VfB Stuttgart auflaufen.

Doch die Bremer lamentieren nicht, sondern machen das beste aus den miesen Umständen: Trainer Schaaf ordnete nach dem Spiel gegen Glasgow an, erst gar keinen Zwischenstopp mehr in Bremen zu machen, sondern sofort nach Stuttgart zu fliegen.

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Marcel Koller VfL Bochum Fußball Bundesliga

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Eintracht Frankfurt - VfL Bochum (Sa. 15.30 Uhr)

Im Ruhrgebiet gibt es derzeit einige Menschen mit Sehfehler. Das sagt zumindest Marcel Koller (Foto). "Der eine schielt nur nach unten, der andere nur nach oben. Wieder ein anderer schielt mit einem Auge nach unten und mit dem anderen nach oben", kritisierte Bochums Trainer. Er schiele dagegen gar nicht, sondern gucke geradewegs nach Frankfurt, sagte Koller.

Das ist beneidenswert, denn wer kann schon 240 Kilometer weit gucken? Auf der anderen Seite ist so viel Weitsichtigkeit gefährlich und Koller könnte verpassen, wie seine Mannschaft am Samstag in der Tabelle weiter klettert. Dann allerdings würden wohl noch mehr Menschen im Ruhrgebiet nach oben schielen.

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Bojan Prasnikar Energie Cottbus Fußball Bundesliga

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VfL Wolfsburg - Energie Cottbus (Sa. 15.30 Uhr)

Da kommt also ein Trainer aus dem Ausland, schaut sich den deutschen Fußball einige Wochen lang an und teilt dann mit Blick auf die technischen Qualitäten der Bundesliga-Profis mit: "Ich hatte ein anderes Bild von der Liga - ein besseres." Soso, dass die deutschen Fußballer etwas gepennt haben, als es um die Vergabe der technischen Fähigkeiten ging und stattdessen bei anderen Fähigkeiten zugegriffen haben, ist ja bekannt. Von daher kommt die Analyse also nicht so überraschend - es sei denn, der Verfasser des obigen Zitats habe gedacht, die ganze Bundesliga bestehe aus kleinen Ribérys und kleinen Diegos.

Aber wer war das noch mal gleich, der dieses große Urteil von sich gab? Carlo Ancelotti, der Trainer des letztjährigen Champions-League-Siegers AC Mailand? Oder Arsène Wenger, der Konstrukteur der so schön kickenden und kombinierenden Mannschaft von Arsenal London? Oder die englische Trainerlegende Alex Ferguson? Nein, es war: Bojan Prasnikar, der gerade versucht, mit Energie Cottbus dem Abstiegsstrudel zu entkommen. Bevor er in Cottbus anheuerte, war er lange Jahre Coach im fußballtechnisch starken Slowenien.

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Andreas Görlitz Karlsruher SC Fußball Bundesliga

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Bayern München - Karlsruher SC (Sa. 15.30 Uhr)

Was haben die früheren und aktuellen Bundesliga-Spieler Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Michael Tarnat, Oliver Kreuzer und Michael Sternkopf gemeinsam? Richtig, sie spielten alle für den FC Bayern München, und sie spielten vor ihrem Engagement alle beim Karlsruher SC. Der KSC war in den neunziger Jahren so etwas wie der Ausbildungsverein der Bayern, später flachte das Interesse der Münchner an den Badenern etwas ab. Doch damals waren die FCB-Vereinsbosse so wild auf KSC-Spieler, dass sie vermutlich sogar eine Schaufensterpuppe verpflichtet hätten, wenn diese denn nur aus Karlsruhe gekommen wäre.

Doch angesichts dieser Vergangenheit ist es überraschend, dass sich die Bayern nicht mehr um den einen oder anderen Akteur der zerfallenden Karlsruher Mannschaft kümmern (außer dem ausgeliehenen Andreas Görlitz/Foto, links). Einige interessante Möglichkeiten würde es schon geben. Den Eichner als Backup für links hinten; den Franz vor allem für die Trainingseinheiten, damit Toni und Klose internationale Härte simulieren können; und den Eggimann, damit man der werbenden Konkurrenz noch mal zeigen kann, wer denn im Transfer-Geschäft die Hosen an hat.

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Gledson Hansa Rostock Fußball Bundesliga

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MSV Duisburg - Hansa Rostock (Sa. 15.30 Uhr)

Im Abstiegskampf heiligt der Zweck die Mittel. Duisburgs Klubchef Walter Hellmich war sich nicht zu schade, im Training zur Küchenpsychologie zu greifen und an alte Ruhrpott-Tugenden zu appellieren. Trainer Rudi Bommer übertraf das noch mit seiner Forderung: "Wir müssen Gras fressen."

Das wäre vermutlich nicht allzu empfehlenswert, aber immer noch gesünder als die Radikalkur, die Rostocks Verteidiger Gledson (Foto) hinter sich hat. Der Brasilianer verlor wegen einer Lungenentzündung zehn Kilo und bekam anschließend eine Rückwärts-Diät verordnet: Die medizinische Abteilung der Hansa fütterte Gledson mit Kalorienbomben, bis der Abwehrmann wieder "fünf bis sechs Kilo" (Trainer Frank Pagelsdorf) mehr auf den Rippen hatte.

Der Coach war anschließend zufrieden: "Jetzt hat er genau die richtige Figur." Diätwilligen Menschen sei gesagt: Zur Nachahmung wird diese Methode nicht empfohlen.

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Huub Stevens Hamburger SV Fußball Bundesliga

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1. FC Nürnberg - Hamburger SV (So. 17 Uhr)

Der Star ist die Mannschaft, der Trainer der Superstar. Obwohl beim Hamburger SV so außergewöhnliche Fußballkönner wie Rafael van der Vaart kicken, steht bei den Hanseaten meistens der Trainer im Blickpunkt des Interesses. Derzeit läuft die wohl professionellste Trainer-Suchaktion in der Geschichte der Bundesliga ab. Die Hamburger Vorständler scouten kreuz und quer durch Europa nach einem Nachfolger für Huub Stevens (Foto). Der Holländer Fred Rutten und der Kroate Slaven Bilic scheinen derzeit die heißesten Kandidaten zu sein. Auf Rutten würde sich die niederländische Fraktion des HSV besonders freuen, auf Bilic der Landsmann Ivica Olic.

Solange der neue Trainer noch nicht bekannt ist, steht der alte noch im Mittelpunkt. So oft wie kaum ein Trainer war Huub Stevens im Uefa-Cup-Spiel gegen Leverkusen auf dem Fernsehbildschirm zu sehen - permanent kritisierte und korrigierte er, und nach dem Spiel erklärte er, diese Partie sei eine der schlechtesten in seiner Amtszeit gewesen.

Stevens ist nicht der einzige, der hofft, dass die Fernsehkameras am Sonntag in Nürnberg einige andere Motive zeigen können.

aum/Foto: Reuters

Valerien Ismael Hannover 96 Fußball Bundesliga

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Bayer Leverkusen - Hannover 96 (So. 17 Uhr)

Im Dezember wechselte der französische Verteidiger Valerien Ismael (Foto) vom FC Bayern nach Hannover. Der Kicker hat neue Details über den Transfer in Erfahrung bringen können: Demnach kostete der Spieler zunächst gar keine Ablöse. Für jedes Spiel, dass Ismael macht, müsse Hannover allerdings 5.000 Euro nach München überweisen. Die Maximalsumme beträgt nach Kicker-Informationen 250.000 Euro und wäre folglich nach 50 Spielen fällig.

Da der Franzose zuletzt gut spielte und sich für weitere Einsätze empfahl, hat sein Verein gleich reagiert: Offenbar will 96 die steigenden Kosten für Ismael durch den Verkauf von Fanartikeln ausgleichen. Seit Anfang März ist der neue Internet-Shop der Roten online, der nun erstmals auch Lastschriftverfahren und Kreditkartenzahlung ermöglicht.

Ein Leverkusen-Bezwinger-T-Shirt ist noch nicht im Angebot, aber das kann ja noch kommen. In dem Fall gilt als sicher, dass sich Bayer-Coach Michael Skibbe im Hinblick auf die Uefa-Cup-Strapazen seines Teams bald ein neues Hemd zulegt. Darauf könnte zum Beispiel stehen: "Wir müssen alle viel länger schlafen!"

mikö/Foto: AP

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