Fußball-Bundesliga:Schalke gewinnt im Di-Matteo-Stil

Fußball-Bundesliga: Kämpfen auf Schalke: Kevin-Prince Boateng, r., und Klaas-Jan Huntelaar, M.

Kämpfen auf Schalke: Kevin-Prince Boateng, r., und Klaas-Jan Huntelaar, M.

(Foto: AP)

Von Thomas Hummel

FC Schalke 04 - Hertha BSC 2:0

Spiel-Telegramm: Lange dauerte es nicht, da brummte der Ausdruck "Di-Matteo-Fußball" durch die Fußball-Welt. Schalke spielte unter dem neuen Trainer sehr konservativ, konzentriert und sachlich. Hertha hatte zur Pause mehr Ballbesitz, sogar mehr Torschüsse. Einmal musste Christian Fuchs einen Schuss von Pekarik ans Außennetz grätschen. Doch die größten Möglichkeiten hatte Klaas-Jan Huntelaar: Einmal legte er den Ball am leeren Tor vorbei, dann köpfte er einen Draxler-Flanke zum 1:0 ein (19.). Zuvor gab es einen heiklen Zweikampf zwischen Choupo-Moting und Schulz, wo der Schiedsrichter auch auf Foulspiel für Berlin hätte pfeifen können. Nach der Pause änderte sich am Spiel nichts: Berlin hatte meist den Ball, doch Di Matteos Schalker verstellten den Weg. Und Julian Draxler schickte einen abgefälschten Schuss zum 2:0 ins Netz.

Schalkes Beste: Natürlich, die Innenverteidiger. Benedikt Höwedes und Kaan Ayhan verloren in der ersten Halbzeit keinen Zweikampf. Höwedes' Bilanz mit 9:0-Zweikämpfen war dabei noch beeindruckender wie Ayhans 5:0. In der zweiten Halbzeit hielten die beiden nicht ganz das Niveau, doch für Berlin reichte es allemal.

Berlins Phantom: Der zuletzt gefeierte Salomon Kalou ging in Schalke völlig unter. 21 Pässe spielte der Stürmer, von 23 Zweikämpfen verlor er 17. Lag es daran, dass Di Matteo den Stürmer kannte, weil sie zusammen beim FC Chelsea die Champions League gewonnen hatten?

Stimmen: Julian Draxler bei Sky: Ob dieses Spiel im Chelsea-style gewonnen wurde? "Wir haben sicher kein Offensiv-Feuerwerk abgebrannt, aber wir haben gewonnen." Jan-Klaas Huntelaar zu seinem Zweikampf vor dem 1:0 gegen Heitinga: "Er will Kontakt mit mir, aber ich nicht mit ihm,. Ich mach ihn weg und dann mach ich einen Kopfball.

VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen 3:3

Spiel-Telegramm: Zur Halbzeit wandten die Fans in der Canstatter Kurve dem Spiel den Rücken zu. 0:3! Die VfB-Spieler machten den Eindruck, im Streikmodus angetreten zu sein. Die Leverkusener wirkten schneller, aufmerksamer, besser, präziser. Nach vier Minuten kombinierten sich die Leverkusener sagenhaft schnell durch die Defensive der Gastgeber, Heung-Min Son schoss das 1:0. Dann traf Torwart Thorsten Kirschbaum bei einem Befreiungsschlag die Brust von Son, der den Ball aus 28 Metern Entfernung sofort ins Tor wuchtete (9.). Stefan Kießling scheiterte am Pfosten, kurz vor der Pause wurstelte sich Neu-Nationalspieler Karim Bellarabi durch fünf, sechs Stuttgarter und vollendete zum 3:0 (41.). Die heimischen Zuschauer hatten längst die Geduld verloren, zur Pause gab es viele Pfiffe. Doch dann die Wende: Timo Werner 1:3 (57.), Florian Klein 2:3 (67.), Martin Harnik 3:3 (76.). Die Fans sahen längst wieder dem Spiel zu und erlebten eine mitreißende Partie. Am Ende feierten sie auch ihre Spieler wieder.

Verpasster Blitz-Hattrick: Eine Minute nach seinem zweiten Tor durfte Heung-Min Song komplett alleine auf das Stuttgarter Tor zusteuern. Der Koreaner lupfte, der Ball flog - an die Latte. Es wäre der zweitschnellste Hattrick der Bundesliga-Historie gewesen, nach dem Gladbacher Herbert Laumen 1967. Am Ende verschuldete Son noch das 3:3, indem er zuerst einen Freistoß verursachte und bei der anschließenden Flanke Harnik frei köpfen ließ.

Stürmerlos: Nach 22 Minuten hatte Vedad Ibisevic noch kein Mal auf das Tor geschossen, womit der nun 1000 Minuten ohne eigenen Bundesliga-Treffer war. Bis zur Halbzeit schoss kein Stuttgarter Offensivspieler Richtung gegnerisches Tor. Ibisevic schaffte das bis zum Schluss nicht.

Nationalspieler-Duell: Antonio Rüdiger und Karim Bellarabi hatten zuletzt zweimal in Serie zusammen auf der rechten Seite der Nationalmannschaft gespielt. Trotz der misslichen Ergebnisse in Polen und gegen Irland boten die beiden ordentliche Partien. Diesmal dribbelte Bellarabi, Rüdiger ließ sich austricksen. Der Stuttgarter wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

Historisch: Der VfB hat zum ersten Mal seit 1980 einen Drei-Tore-Rückstand aufgeholt, damals in Dortmund (Quelle: opta)

Stimmen des VfB: Thorsten Kirschbaum: "Wir haben uns in der Kabine angeschaut und wussten gar nicht, was passiert ist. Es ging alles so schnell." Trainer Armin Veh: "Es war still in der Kabine. Da hau ich nicht drauf, wenn jemand am Boden liegt, und wir lagen am Boden."

Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach 0:3

Spiel-Telegramm: Das Tor von Max Kruse raubte den Gastgebern alles: Mut, Leidenschaft, Können. Nach 15 Minuten war die Partie praktisch entschieden. Dabei hatte Hannover stark begonnen, attackierte früh und war in der ersten Viertelstunde besser. Danach stand der Gladbacher Sieg praktisch fest. Wie eine Spitzenmannschaft verwaltete, gestaltete die Borussia die Führung. Granit Xhaka donnerte einen Freistoß in das Torwarteck von Ron-Robert "Weltmeister" Zieler, Kruse machte das klare 3:0 in der Schlussminute perfekt.

Weltmeister: Manche Spieler haben ja seit dem Sommer ihre Vornamen verloren. Herr Kramer zum Beispiel heißt es nur noch Weltmeister Kramer. Ebenso Herr Zieler. Weltmeister Zieler hatte aber keinen weltmeisterlichen Tag. Von vier Schüssen auf das Tor waren drei drin. Zum 0:2 sagte er bei Sky: "Das war natürlich ein schöner Hammer. Aber das ist nie schön für einen Torwart, wenn er im Torwarteck reingeht."

Serie: 13 Saisonspiele - keine Niederlage. Borussia Mönchengladbach entpuppt sich als konstantester Klub der Bundesliga (der FC Bayern spielt ja nur noch aus Trainingsgründen für die Champions League mit). Das gab es für den Klub zuvor nur 1970/71, als es erst nach 17 Spielen ohne Niederlage ein 2:4 bei Hertha BSC gab. Kommenden Sonntag wartet das Außer-Konkurrenz-Spiel zu Hause gegen den FC Bayern.

Stimme von Max Kruse: "Wir haben uns gesagt: Wir müssen heute rennen wie die Weltmeister, um in diesem Spiel bestehen zu können. Jetzt können wir uns freuen über die 16 Punkte und nächste Woche haben wir ein schönes Spiel zu Hause gegen die Bayern."

FSV Mainz 05 - FC Augsburg 2:1

Spiel-Telegramm: Spiel ausgeglichen, Ergebnis deutlich. So lautete das Fazit nach 45 Minuten. Jonas Hofmann nach 20 und Jairo Samperio nach 23 Minuten verblüfften die Augsburger mit einem Doppelschlag. Es blieb ausgeglichen. Mainz musste nicht mehr, Augsburg konnte nicht richtig. Tobias Werner verkürzte nach 78 Minuten auf 1:2, doch danach hatten die Augsburger keinen Torschuss mehr. Torschütze Hofmann verletzte sich später und musste mit der Trage vom Platz. Er erlitt einen Außenbandanriss im rechten Knie.

Serie: Zum ersten Mal in ihrer Bundesliga-Geschichte hat der FSV Mainz 05 keines der ersten acht Spiele verloren. Zuletzt hatte der Klub 2010 die ersten sieben Partien gewonnen. Deshalb hatte er damals auch trotz der ersten Pleite nach acht Partien sieben Zähler mehr als heute.

Schwalbe: Wie Henrikh Mkhitaryan von Borussia Dortmund so sank auch Jinji Okazaki recht dilettantisch dahin. Okazaki? Hat der das nötig? Führt er doch mit fünf Treffern die Torschützenliste an.

Turbulente Anreise: Abdul Rahman Baba verpasste laut Auskunft von Augsburgs Trainer Weinzierl seinen Rückflug am Mittwochabend in Ghana nach einem Länderspiel. Danach folgte offenbar eine Odysse mit vielstündigen Autofahrten und einer Übernachtung auf einem Flughafen in Marokko. Erst am Freitag um 22 Uhr sei er in Frankfurt angekommen. Es reichte immerhin zur Einwechslung nach 45 Minuten und zur Vorlage für Werners 1:2.

Fans: Knapp 300 FCA-Fans zogen am Samstagvormittag unter dem Motto "Grundrechte auch für Fußballfans" durch die Innenstadt. Die Polizei hielt sich nach eigenen Angaben sehr zurück. 200 Mainzer Anhänger beobachteten die Demonstration schweigend. Beim letzten Gastspiel des FC Augsburg im März hatten sich Fans ungerecht behandelt gefühlt. "Heute hat sich die Polizei hier in Mainz so verhalten, wie man es sich wünscht", sagte Demo-Organisator Mario Riedel aus der Augsburger Ultraszene der Mainzer Allgemeinen.

SC Freiburg - VfL Wolfsburg 1:2

Spiel-Telegramm: Es gab nur einen Grund für den Wolfsburger Sieg: Daniel Caligiuri. Der Mann war im Nahen Villingen-Schwenningen geboren wurden, hatte lange in Freiburg gespielt, jetzt verdient er etwas mehr Geld in Wolfsburg. Und schoss zwei Tore gegen seinen Ex-Klub. Mit seinen Treffern nach acht und nach 66 Minuten entschied er das Spiel. Sonst waren die Freiburger aktiver, mühten sich aber umsonst. Torwart Diego Benaglio reagierte ein paar Mal glänzend. Erst in der Nachspielzeit traf Sebastian Kerk per Freistoß - zu spät.

Serie: Acht Bundesliga-Spiele - null Siege. Der SC Freiburg ist neben Werder Bremen der einzige Klub ohne Saisonsieg und kann am Sonntag bei einem Punktgewinn des Hamburger SV folgerichtig knapp vor den Bremern auf den vorletzten Tabellenplatz sinken. Hoffnung macht Freiburg aber immerhin ein Blick in die vergangene Saison: Da dauerte es bis zum elften Spieltag, ehe der erste Sieg gelang. Trotzdem schaffte der SC den Klassenerhalt.

Extra-Lob: Kevin de Bruyne machte für Wolfsburg ein ganz starkes Spiel. Der Belgier bereitete beide Tore vor, schoss einen Freistoß an die Latte und war von den Freiburgern nicht zu kontrollieren. Sein erstes Saisontor schaffte er aber nicht.

Stimme von Daniel Caliguiri: Er habe zuletzt immer wieder Torabschlüsse trainiert, "dass es heute in Freiburg gelingt, ja, ... einerseits freu ich mich darüber, andererseits tut es mir für den Verein leid."

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