Fußball-Bundesliga:Reif für Costa Rica

Die einst so starke linke Seite enttäuscht, Sosa und Demichelis müssen künftig einen Stift mitbringen, und Toni gelingt nicht mal ein Schuss mit der Pieke. Die Bayern in der Einzelkritik.

Johannes Aumüller, Fröttmaning

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Hans-Jörg Butt

Bisher hatte Jürgen Klinsmann den Wechsel von Rensing zu Butt in der Schublade "richtige Entscheidungen" abheften dürfen, weil der Routinier Butt bei seinen Einsätzen immerhin nichts falsch machte. (Eine Feststellung, die noch nicht die Frage beantwortet, wie viel er denn gut machte.) Doch gegen Schalke gab es erstmals Anlass, diese Entscheidung in Frage zu stellen: Beim Eckball zum 0:1 hätte Butt rauskommen müssen, bei einem Pander-Schuss in der zweiten Hälfte wehrte er den Ball so ab, dass sich daraus eine Schalker Chance entwickelte. Dafür hatte er im Gegenzug aber auch ein paar Gelegenheiten zu zeigen, dass er doch etwas gut machen kann.

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Christian Lell

Wenn Christian Lell (zweiter v. links) diagonal über den Platz schaute, konnte er einen potentiellen direkten Konkurrenten erblicken. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Münchner für die neue Saison nach einem neuen Rechtsverteidiger umschauen, und es ist auch kein Geheimnis, dass Schalkes Rafinha zu den möglichen Kandidaten zählt. So konnte Lell am rechtsverteidigenden Objekt nachvollziehen, was ihm so fehlt (sehr viel) - was bisweilen offenbar anspornend wirkte. Kämpfte und lief viel, ging manchmal mit nach vorne, und kam einmal gefährlich nahe ans gegnerische Tor, worüber er wohl überrascht war, weil er so selten in die Nähe des gegnerischen Tores kommt - und verstolperte.

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Martin Demichelis

War zunächst weit davon entfernt zu verstehen, dass dieses Spiel Finalcharakter hatte. Wirkte steif, köpfte in aussichtsreicher Position unbedrängt weit übers Tor, vertändelte Bälle (unter anderem vor der Ecke zum 0:1) und spielte so ungenaue lange Pässe, dass er ab sofort den Adressaten auf den Ball kleben sollte, um kenntlich zu machen, an wen sein Pass überhaupt gehen soll. Stabilisierte sich später etwas.

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Lucio

Es gibt die These, dass Lucio (links) immer nur dann gut spielt, wenn er in Finalspielen auf dem Platz steht, respektive in den Partien, die einen gewissen Final-Charakter haben (vgl. Hinrundenspiel gegen Hoffenheim). Dann und wann war dem Brasilianer anzumerken, dass auch dieses Spiel gegen Schalke so etwas wie Finalcharakter haben könnte, dass im Fall einer Niederlage Klinsmanns Job wieder massiv gefährdet und die Meisterschaft so gut wie unerreichbar geworden wäre, dann stürmte und fightete er. Allein: Lucio war einer der wenigen Bayern-Spieler, denen das anzumerken war. Deshalb dachte er nach einer Weile wohl, er habe sich geirrt, dieses Spiel habe doch keinen Finalcharakter und er könne so spielen wie die meisten seiner Nebenleute.

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Philipp Lahm

Immer dann, wenn Philipp Lahm (am Pfosten stehend) zu einem Solo ansetzt, dass ihn von der linken Seite in die Mitte führt, in dem er dann mit einer Körpertäuschung den Ball vom linken auf den rechten Fuß legt und das er dann mit einem Rechtsschuss aus rund 20 Metern abschließt, steigt im Fußballfan die Costa-Rica-Erinnerung hoch. Das probierte er gegen Schalke kurz nach der Halbzeitpause auch mal, doch er zog übers Tor. Ansonsten war Lahms Leistung durchaus Costa-Rica-reif - reif für die Nationalelf von Costa Rica.

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José Sosa

In den Tagen vor dem Spiel waren überall Bilder zu sehen, die Bayern-Manager Uli Hoeneß zeigten, wie er an der Säbener Straße mittrainierte. Für die Anfangself hatte es wohl nicht ganz gereicht, im Mittelfeld lief dafür José Sosa auf. Eine Entscheidung, die Trainer Jürgen Klinsmann wohl bald bedauern haben dürfte. Bis auf einen Freistoß an die Latte zeigte der Argentinier nichts Wirkungsvolles, er blieb auf der rechten Seite blass und kann sich bei Demichelis den Stift leihen, um bei Pässen den Adressaten auf den Ball zu schreiben.

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Mark van Bommel

Der Bayern-Kapitän (vorne) hatte vor dem Spiel gegen Schalke seinem Ruf als Aggressive Leader mal wieder alle Ehre gemacht. "Ich finde es gar nicht so schlecht, wenn man sich mal prügelt auf dem Fußballplatz", kommentierte er die Trainingsrauferei zwischen zwei Wolfsburger Spielern. Insofern hatten die Schalker Glück, dass van Bommel an diesem Samstag nicht handgreiflich wurde, sondern lediglich eine kleine Handgreiflichkeit durch Jones provozierte. Dirigierte ansonsten so viel wie er immer dirigiert, aber rannte bedeutend mehr als er normal rennt (was aber noch nicht bedeutet, dass er viel rannte).

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Andreas Ottl

Prügelte nicht, provozierte nicht, dirigierte nicht - machte überhaupt ziemlich wenig. Hatte wohl mal gelesen, dass es für einen defensiven Mittelfeldspieler durchaus ein Kompliment sein kann, wenn er in seiner Beurteilung die Formulierung liest, er sei unauffällig gewesen. Hat aber wohl nicht gelesen, dass es ein Kompliment sein kann, aber nicht zwingend ein Kompliment sein muss. Darf beim nächsten Mal ein bisschen auffälliger werden, nein: nicht nur ein bisschen.

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Zé Roberto

Kehrte nach seiner Verletzungspause gegen Bielefeld wieder in die Mannschaft zurück und vollendete damit wieder die linke Bayern-Sahneseite. Blieb allerdings wie seine Sahneseiten-Mitstreiter Lahm und Ribéry den Nachweis schuldig, warum diese Seite jemals etwas Sahniges hatte. War zwar bemüht, aber nur wenig produktiv.

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Franck Ribéry

Wenn er ein paar Meter über den Platz schaute, konnte er sehen, was für tolle Rechtsverteidiger es auf dieser Welt so geben kann. Konnte sich gegen Schalkes Rafinha nur selten durchsetzen, was dessen Chancen auf einen Wechsel zu den Bayern eher steigerte. Die sonstigen Lektionen des Tages. Erstens: Selbst ein Fußball-Begnadeter wie der Franzose (rechts) muss manchmal mit der Pieke schießen. Zweitens: Wenn der Sahnefußballer von der Sahneseite eine Bälle oder nur ungenaue Zuspiele bekommt und von seinem Gegenspieler auch noch intensiv beackert wird, ist er verdammt sauer, wird sehr lustlos und lässt sich zu solch dummen Aktionen ansticheln, die zu einer gelb-roten Karte führen.

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Luca Toni

Der arme Luca (zweiter v. rechts) . Da hätten sich doch tatsächlich die Schiedsrichter gegen ihn verschworen und würden ihm andauernd unberechtigte gelbe Karten zeigen, klagte er unter der Woche. Und tatsächlich: Schon nach vier Minuten gab's nach einem Toni-Zweikampf Gelb - aber nicht für den Italiener, sondern für Gegenspieler Krstajic. Lieferte eine ganz schwache Leistung ab, schoss nicht mal mit der Pieke aufs Tor. Er ist wohl auch reif für Costa Rica: für einen Urlaub am Strand. Wäre wohl ausgewechselt worden, wenn Klinsmann auf der Bank eine Alternative hätte. Aber da saß ja nur Uli Hoeneß, und nicht Gerd Müller.

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Lukas Podolski

Dass Jürgen Klinsmann nach den schwachen ersten 45 Minuten auswechselte, war nicht überraschend. Dass er Uli Hoeneß entgegen der Trainingseindrücke doch nicht brachte, auch nicht. Dass aber nicht etwa Schweinsteiger oder Altintop kamen, sondern der eigentlich schon abgeschriebene Podolski (links), wunderte schon ein wenig. Wahrscheinlich war das wichtigste Argument, dass mit diesem Tausch Ribéry und Zé Roberto auf ihre angestammten Positionen wechseln konnten. Ein anderes Argument lieferte Podolski jedenfalls nicht.

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Tim Borowski

Vielleicht hat ihn Jürgen Klinsmann gebracht, weil er sich erinnerte, dass Borowski (rechts) schon einmal in dieser Saison, beim 4:2 gegen Wolfsburg, ein Spiel gedreht hatte. Und tatsächlich schoss er auch einmal aufs Tor -allerdings so weit daneben wie Altintop bei seinem Freistoß drüber.

Hamit Altintop

Kam für Sosa und spielte so wie Sosa. Nein, eine Ausnahme: Während Sosa seinen Freistoß an die Latte setzte, schoss Altintop seinen Freistoß noch weiter übers Tor als Demichelis übers Tor köpfte. Dafür prüfte er Schalkes Torwart Neuer aus dem Spiel heraus mit einem guten Schuss.

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