Fußball-Bundesliga:Naiv zum Wasserlassen

Den Hoffenheimer Profis Ibertsberger und Janker droht wegen einer verspäteten Dopingprobe eine Sperre. Gladbach hat gegen die Wertung des betroffenen Spiels Einspruch erhoben.

Andreas Burkert

Als die ohnehin etwas eingetrübte Heiterkeit beim Aufsteigerphänomen Hoffenheim nun auch durch eine Affäre belastet wurde, in welcher das unschöne Wort Doping vorkam, haben die Beteiligten zunächst souverän reagiert. "Doping bringt doch im Fußball nichts!", so lautet ja weiterhin ein beliebter Irrtum, doch diesen dummen Satz sprach niemand aus.

Fußball Bundesliga Hoffenheim Doping, dpa

Hoffenheimer Kicker Janker (links), Ibertsberger: Für zehn Minuten Verspätung bei der Dopingprobe droht eine einjährige Sperre - falls sich der Verband zu einer harten Haltung durchringt.

(Foto: Foto: dpa)

Vielmehr betonte Rainer Koch, Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des DFB, er könne sich zwar "keine Manipulationen vorstellen" bei 1899. Aber er ergänzte auch: "Wir müssen peinlich genau auf die internationalen Regeln achten - der Fußball darf auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als würde er die Vorgaben der Wada für unbedeutend halten."

Der Vorsatz, die Regeln der Welt-Antidopingagentur Wada seriös umsetzen zu wollen, müsste für Andreas Ibertsberger und Christoph Janker eine längere Sperre nach sich ziehen. Die Hoffenheimer Profis waren vor zwei Wochen in Gladbach (1:1) mit zehnminütiger Verspätung zur Dopingprobe erschienen; angeblich hatten sie erst an einer Teambesprechung teilgenommen.

Gladbach legt Protest ein

Die Verspätung wurde im Kontrollbericht festgehalten, weshalb ab Montag der DFB ermitteln wird. Denn Ibertsberger und Janker verstießen gegen Paragraf 7, Nr.1 der DFB-Anti-Doping-Richtlinien. Dort heißt es, die Vereine sind "verantwortlich, dass seine zur Kontrolle bestimmten Spieler von einer (...) Begleitperson unmittelbar nach Spielende direkt vom Spielfeld zum Raum für die Dopingkontrolle gebracht werden".

Die vom Abstieg bedrohte Borussia legte am Sonntag etwas überraschend Protest gegen die Spielwertung ein, was Leverkusens Sportchef Rudi Völler am Rande der Partie gegen den HSV (1:2) etwas überraschend als "absoluten Witz" bezeichnete", während der Hamburger Kollege Dietmar Beiersdorfer kundtat: "Das hat mit Solidarität nichts zu tun."

Was dagegen das internationale Sportrecht von derlei Verfehlungen hält, hat soeben in Italien für Aufsehen gesorgt. Und der Fall der Zweitligaprofis Daniele Mannini und Davide Possanzini weist nahezu identische Details auf: Nach einer 0:3-Pleite ihres damaligen Klubs Brescia bat der Trainer zur Strafpredigt - erst 30 Minuten nach Spielende ließen die Herren Wasser. Die Proben waren - wie jetzt auch bei Ibertsberger und Janker - negativ, Italiens Verband FIGC beließ es bei 15 Tagen Sperre.

Präzedenzfall als Maßstab

Die Wada legte jedoch gemäß ihres Antidoping-Codes Widerspruch ein - und der Internationale Sportgerichtshof verurteilte die Italiener zu einer einjährigen Sperre. Die Behinderung einer Kontrolle sei als Dopingvergehen zu werten.

In Italien protestierte die Spielergewerkschaft. Nicht gegen das unprofessionelle Verhalten der Spieler, sondern gegen das Urteil. Der DFB dürfte jedoch den Präzedenzfall als Maßstab für sein Verfahren nehmen. Hoffenheims Trainer Rangnick sagte jedoch: "Nach meinem Rechtsverständnis sollte nichts passieren." Und auch DFB-Vize Koch weichte seine Haltung in Nebensätzen etwas auf. Er sagte: "Ich kann mir hier eine Manipulation in diesen zehn Minuten nicht vorstellen."

Dies klang dann nicht mehr besonders verantwortungsvoll. Denn die Dopinghistorie belegt, dass wenige unbeobachtete Sekunden ausreichen für eine Manipulation, etwa mit verschleiernden Pulvern. Den Hoffenheimern wirft niemand Doping vor. Doch dass der Fußball bestenfalls naiv mit Tests umgeht - diesen Vorwurf müssen sie sich stellvertretend für eine millionenschwere Profibranche machen lassen.

Es gelten nun härtere Regeln

Vor zwei Jahren lieferte sich Bayern-Torhüter Oliver Kahn ein Wortgefecht mit einem Kontrolleur, er warf mit dem Urinbecher umher - nachdem er vor dem Test erstmal duschen gewesen war. Kahn erhielt ein Spiel Sperre.

Inzwischen ist der Weltverband Fifa - widerwillig und verspätet - dem Wada-Code beigetreten. Es gelten nun auch im Fußball härtere Regeln. Wie nötig er sie ein gutes Jahrzehnt nach dem aktenkundigen Teamdoping bei Juventus Turin hat, belegen neben der mutmaßlichen Kundschaft von Topkickern beim Madrider Dopingarzt Eufemiano Fuentes regelmäßige Dopingfälle; erst im Januar wurde der Bulgare Pawlow (Lok Sofia) wegen Testosteron-Dopings für zwei Jahre gesperrt. Zudem sind Bluttests weiterhin rar, wie lange Zeit auch Trainingstests: 2007 waren es in Deutschland, von der A-Jugend über die Regional- bis zur Eliteliga: 87.

Doch der DFB hat Besserung gelobt, wohl auch deshalb hat Vize Rainer Koch zum Fall Hoffenheim auch noch dies gesagt: "Um den Kampf gegen Doping gewinnen zu können, müssen wir die Richtlinien genau einhalten."

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