Fußball-Bundesliga:Greuther Fürth entlässt Mike Büskens

Die Zusammenarbeit zwischen Trainer Mike Büskens und der SpVgg Greuther Fürth war stets von Harmonie geprägt. Doch wegen anhaltender Erfolglosigkeit wird am Ende auch er entlassen. Gegen Bayer Leverkusen werden der sportliche Leiter Rouven Schröder und U23-Trainer Ludwig Preis die Mannschaft betreuen.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Präsident kam gemeinsam mit dem Trainer in das Besprechungszimmer, es war ein letztes Zeichen der Verbundenheit, die die beiden so lange betont hatten. In dem Zimmer im Fürther Ronhof wurden sie von den Spielern der SpVgg Greuther Fürth erwartet, und diese ahnten bereits, dass diese Verbundenheit nicht mehr ganz so eng sein konnte.

Sonst würden sie nicht hier sitzen, an einem Mittwoch, um 17.30 Uhr. Die Ahnung täuschte nicht. Helmut Hack, der Fürther Präsident, verkündete, dass Mike Büskens als Trainer des Bundesliga-Tabellenletzten entlassen worden sei.

Es war das ungewöhnliche Ende einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit. Im Dezember 2009 wurde Büskens Trainer in Fürth, die Zusammenarbeit war vom ersten Tag an von Harmonie geprägt. Dort dieser Verein, der das Familiäre so sehr betont, der auf Talente setzt, und den doch keiner ernst nahm, nach all den gescheiterten Versuchen, in die Bundesliga aufzusteigen.

Und eben dieser Trainer, der auf Emotionen setzt, der die jungen Spieler mit seinen Ansprachen motiviert. Der Trainer, dem die Familie ebenfalls so wichtig war: In jedem Frühjahr ließ er sich mehrere Monate Zeit bis zur Vertragsverlängerung. Immer wieder überlegte er, ob er sich die Trennung von seiner Familie, die in Gelsenkirchen lebte, noch länger zumuten wollte.

Im Sommer 2011 scheiterte auch Büskens mit Fürth am Aufstieg in die Bundesliga, so knapp wie noch nie in der Vereinsgeschichte. Ein Jahr später wurde die Mannschaft souverän Zweitliga-Meister, sie begeisterte zudem mit ihrer Spielweise Anhänger in der gesamten Republik, gerade im Halbfinale des DFB-Pokals, als das Team mit Borussia Dortmund mithalten konnte. Und kurz vor Schluss ausschied, weil der Ball an den Pfosten prallte, dann an den Torwart, dann ins Tor.

Lange keine Diskussionen

Vor der ersten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte stärkte Präsident Helmut Hack seinen Trainer, er sagte, dass dieser nie zur Diskussion stehen werde. Und diese Diskussionen blieben lange aus, überraschend lange, angesichts der Erfolglosigkeit der Mannschaft. Fürth gewann zwar am zweiten Spieltag in Mainz, danach aber 17 Spiele lang nicht mehr.

Bis zum Winter sagten Hack und Büskens und die Spieler: weil ein guter Stürmer fehlt. Dann verpflichtete der Verein Nikola Djurdjic, für eine Rekordablösesumme in Höhe von angeblich 1,2 Millionen Euro. Djurdjic traf in seinem ersten Spiel von Beginn an, beim überraschenden 2:1 bei Schalke 04. Es war nur ein kurzer Moment der Hoffnung.

Fürth verlor die beiden nächsten Spiele, am vergangenen Wochenende 0:1 bei Fortuna Düsseldorf. Anschließend äußerte Hack ungewöhnlich deutlich Kritik. "Das hatte mit Bundesliga nichts zu tun. Wir haben nicht die Mindest-Qualität, die man für diese Liga braucht." Den Nürnberger Nachrichten sagte er am Mittwoch, dass es "Impulse" brauche.

Für die Verhältnisse von Helmut Hack war das die maximale Distanzierung von Büskens, den er ja weiter schätzt, fachlich und menschlich. Im Heimspiel am Sonntag gegen Bayer Leverkusen betreuen der sportliche Leiter Rouven Schröder sowie der U23-Trainer Ludwig Preis die Mannschaft, in der nächsten Woche soll ein neuer Trainer gesucht werden. Fürth hat erst zwei Spiele gewonnen, das Team hat vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz.

Die Mannschaft reagierte überrascht auf die Beurlaubung. Zwar gab es einzelne Stimmen, die ihre Verwunderung darüber geäußert hatten, dass Büskens von dem System aus der Aufstiegssaison abgerückt sei. Damals hatte das Team mit zwei Stürmern gespielt, mit schnellen Gegenangriffen über die Außenbahnen. In der Bundesliga wechselte Büskens häufiger die taktische Formation, richtete sie nach den Stärken des Gegners aus, und nicht nach denen der eigenen Mannschaft.

Die Spieler hatten dennoch stets betont, dass sie sich gut mit Büskens verstehen. "Trotz der schlechten Lage war die Stimmung gut", sagt Edgar Prib, "das hatte der Trainer sehr gut geregelt." Es ist inzwischen nur so: Auch in Fürth geht es schon lange nicht mehr um Harmonie. Es geht um die Bundesliga-Zukunft der Familie.

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