Fußball-Bundesliga:Götze auf der Bank: "Beste Lösung für Bayern München"

1.FC Cologne v Bayern Munich - German Bundesliga

Bankkollegen: Mario Götze (links) und Sportvorstand Matthias Sammer.

(Foto: REUTERS)

Von Ulrich Hartmann, Köln

Robert Lewandowski sprach von "Gefahr". Aber er lächelte dabei. Es wirkte beinahe so, als habe er es sogar genossen. "Die letzten Minuten waren ein bisschen gefährlich", sagte der Mittelstürmer des FC Bayern München nach dem 1:0-Sieg beim 1. FC Köln, zu dem er in der 10. Minute mit seinem 25. Saisontor den Siegtreffer beigesteuert hatte. Ein zweites Tor blieb den Bayern verwehrt. Am Ende hatten sie sogar Glück, dass den zunehmend mutigen Kölnern der Ausgleich nicht mehr gelungen ist. Der wäre nicht unverdient gewesen. Thomas Müller, der sich das gesamte Spiel über auf der Bank hatte ausruhen dürfen, formulierte als Quintessenz: "Der Abpfiff hat uns gut getan."

Am vergangenen Mittwoch hatte der Kölner Trainer Peter Stöger im Fernsehen ein Spiel angeschaut, "eines der besten Spiele seit langem", wie er sagte, "mit unfassbar guten Mannschaften". Mit den siegreichen Spielern aus dieser prächtigen Partie mussten es seine Kölner am Samstag aufnehmen. Mit ein paar jedenfalls: Franck Ribéry, Mario Götze, Philipp Lahm, Arturo Vidal, Thomas Müller - sie alle saßen zu Beginn bloß draußen. Eine wertvollere Bank gibt es in Deutschland nicht.

Arjen Robben fehlte mit lädierten Adduktoren. Fünf Neue hatte der Trainer Pep Guardiola in die Startelf rotiert. Rafinha verteidigte anstelle Lahms rechts, Juan Bernat statt Medhi Benatia links. David Alaba spielte mit Joshua Kimmich innen. Vor dem Bindeglied Xabi Alonso im zentral-defensiven Mittelfeld war die Offensivreihe mit Kingsley Coman (für Ribéry), Sebastian Rode (für Müller) und Thiago (für Vidal) nahezu komplett neu.

Bayern zeigt die erforderliche Seriosität

Mit einem äußerst defensiven 5-4-1 versuchten die Kölner den Bayern anfangs jeglichen Raum zum Spielen und Atmen zu nehmen, aber auch auf engstem Platz sind die Münchner die beste Mannschaft der Liga. Sie zeigten nach dem Mittwochsspiel die erforderliche Seriosität und den nötigen Willen.

Die Bayern belagerten die Kölner Verteidigungslinien hartnäckig mit steter Ballzirkulation, benötigten beim 1:0 aber dennoch die Hilfe ihrer Kontrahenten. Dominique Heintz übernahm das. Er retournierte einen langen Ball von Thiago so unglücklich, dass er ihn Lewandowski am Strafraumrand hinlegte. Lewandowski, der gern 40 Saisontore schießen würde, nutzt gerne solche Gelegenheiten. Er schlenzte den Ball links ins Kölner Tor.

Köln vergibt Chancen zum Ausgleich

Erst danach rückten die Gastgeber mit ihren zwei langen Ketten etwa zehn Meter auf und störten die Bayern nun schon ab der Mittellinie. Das ersparte ihnen weitere Bredouillen, und nach der Pause wagten sie sogar ein offensives 4-4-2. "Wir haben es in der zweiten Halbzeit besser gemacht", sagte Stöger, "mutiger verteidigt." Nun setzten sie die Münchner aggressiv ganz früh unter Druck. Leonardo Bittencourt schoss in der 50. Minute als erster Kölner aufs Münchner Tor, Anthony Modeste vergab drei Chancen zum Ausgleich.

Die Bayern hatten in der zweiten Halbzeit kaum mehr eine gute Gelegenheit. Vidal, Ribéry und Lahm kamen nach und nach ins Spiel. Müller blieb draußen. Mario Götze auch. Der Siegtorschütze des WM-Finales schlich später mit hängendem Kopf aus dem Kabinentrakt. "Es war die beste Lösung für Bayern München. Und wenn wir gewinnen, liege ich richtig", sagte Guardiola später - mehr wollte er zur Diskussion um den Nationalspieler nicht beitragen. "Ich werde jetzt hier kein Fass aufmachen", sagte Thomas Müller. Und ergänzte dann doch: "Er kann sich ja jetzt bei der Nationalmannschaft wieder in Spielform bringen."

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge wollte zu Götze nichts sagen, sondern lieber zum Spiel - er sprach sogar von Glück: "Wir hatten Glück, dass wir am Anfang das Tor gemacht haben." Aber an ansehnlichem Fußball war Rummenigge am Samstag auch nicht besonders interessiert. "Das Wichtigste ist der Sieg, damit haben wir jetzt zwei Wochen Ruhe." Über Ostern ist frei, da spielen die Nationalteams. Die Spieler kriegen zumindest den Kopf ein bisschen frei. "Weil Dortmund uns im Nacken hängt, haben wir schon in jedem Spiel auch den Druck, gewinnen zu müssen", sagte Kimmich.

"Bayern raus aus Deutschland!"

Guardiola sprach seinen Fußballern angesichts des kraftraubenden Spiels am Mittwoch explizit "ein Kompliment" aus. "Nach 120 emotionalen Minuten gegen Turin war es zweieinhalb Tage später sehr schwierig für uns." Mit allerhand Stars auf der Bank und einer emotional kalkulierten Leistung mühten sich die Münchner zu einem unspektakulären und fast schmeichelhaften Sieg. Das hätte auch schief gehen können. Dann hätte Guardiola sich rechtfertigen müssen.

Wie bei selbst in solch anfälligen Momenten siegreichen Bayern die Bundesliga künftig wieder spannender werden könnte, darüber hatten sich unter der Woche offenbar Kölner Fans Gedanken gemacht. Das Ergebnis ihres Brainstormings hängten sie während der ersten Halbzeit als Banner an den Tribünenzaun. "Werdet endlich selbstständig - Bayern raus aus Deutschland!", lautete ihre Aufforderung an den Freistaat. Nach fünf Minuten zerrissen sie das Banner. Die einzelnen Teile sanken zu Boden wie mit jeder Spielminute die Hoffnungen der Gastgeber auf ein Unentschieden. Mehr als ein bisschen Gefahr haben die Kölner selbst rotationsfreudigen Bayern am Samstag nicht beibringen können.

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