Fußball-Bundesliga:FC Augsburg verpasst den Anschluss

FC Augsburg v 1. FC Nürnberg - Bundesliga

Der Augsburger Jan Moravek (links) im Duell mit Markus Feulner vom 1. FC Nürnberg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor dem Spiel wurden noch mutige Reden geschwungen - schließlich war die Partie gegen den 1. FC Nürnberg die perfekte Gelegenheit, den Abstand zum hinteren Mittelfeld zu verringern. Doch gegen defensivstarke Nürnberger bleibt der FC Augsburg ohne Chance. Jetzt heißt das Ziel: Relegationsplatz sichern.

Stefan Reuter ist ein Mensch, der seine Worte gewöhnlich mit Vorsicht und Bedacht wählt. "Für uns ist es entscheidend, den Abstand nach unten zu halten", sprach der Manager des FC Augsburg also vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg, also: den Abstiegs-Relegationsplatz gegenüber Hoffenheim und Fürth abzusichern. Das schien ein eindeutiger Reuter-Satz zu sein, aber, siehe da, er ging noch weiter. Der Manager ergänzte, es wäre schon "schön, mit einem Sieg ein bisschen Druck auf die Mannschaften vor uns auszuüben".

Der FCA hatte ja gegen die sieben Punkte entfernten Nürnberger tatsächlich die Chance, den im Winter kaum mehr für möglich gehaltenen Anschluss an jene Plätze herzustellen, die den Verbleib in der Fußball-Bundesliga ohne Umwege ermöglichen. Reuters verbaler Mut wurde jedoch nicht belohnt: Die Augsburger verloren 1:2. "Nürnberg hat es uns sehr schwer gemacht, hat sich hinten reingestellt, und dann haben wir auch noch zwei unnötige Tore bekommen", klagte FCA-Torschütze Tobias Werner.

Die Augsburger rackerten fleißig, kamen aber nicht zu Chancen

Der FCA, bei dem Trainer Markus Weinzierl den gesperrten Daniel Baier im zentralen Mittelfeld durch den früheren Nürnberger Andreas Ottl ersetzte, bestimmte die erste Spielhälfte ganz deutlich, was die Statistik belegte, die fast 70 Prozent Ballbesitz für die Heimmannschaft auswies. Den Nürnbergern gehörten jedoch sowohl die erste Chance der Partie, als Markus Feulner nach drei Minuten am entfernten Pfosten vorbeischoss, als auch der erste Treffer: Einen weiten Abschlag von Club-Torwart Raphael Schäfer verlängerte Tomas Pekhart mit dem Kopf zu Alexander Esswein, der sich auf der linken Seite durchsetzte und zurücklegte auf Hiroshi Kiyotake; der ungedeckte Japaner traf mit einem satten Volleyschuss aus 13 Metern (21.).

Die Augsburger rackerten fleißig und spielten ganz ordentlich, kamen aber nicht zu Chancen. Dass sie den Ausgleich schafften, hatten sie Schäfer zu verdanken. Nach einem Diagonalball von Ragnar Klavan und einer schönen Kombination von Ja-Cheol Koo und Sascha Mölders kam André Hahn zur Flanke - alles an diesem Angriff war perfekt, bis auf den Abschluss von Werner. Das machte allerdings nichts, weil Schäfer den harmlosen Kopfball, den er eigentlich schon sicher gefasst hatte, aus den Händen gleiten ließ; das Spielgerät flog zu Boden und hüpfte Schäfer frech durch die Beine hinter die Torlinie (36.).

Der starke Hahn bereitete Nürnbergs Linksverteidiger Marvin Plattenhardt nicht nur in dieser Szene große Probleme; Club-Trainer Michael Wiesinger reagierte und brachte nach der Halbzeitpause Javier Pinola für den gelb-rot gefährdeten Plattenhardt. Am Spielverlauf änderte sich nichts: Die Augsburger dominierten, durch Koo hatten sie die erste Möglichkeit (48.) - doch den Treffer erzielte wieder Nürnberg: Jan-Ingwer Callsen-Bracker hatte Kiyotake an der Strafraumgrenze gefoult, den Freistoß drosch Esswein humorlos ins Tor (54.). Ein Treffer, eine Vorlage - ein großer Abend für Nürnbergs schwererziehbares Talent, das von Wiesinger umgehend gelobt und ermahnt wurde: "Er ist ein junger Spieler mit viel Potenzial", sagte er, "ich kann ihm nur raten, keinen Millimeter nachzulassen, und darauf werden wir ganz genau achten."

Die Augsburger müssen jetzt den Abstand nach hinten im Auge behalten

Den erneuten Rückstand steckten die Augsburger nicht mehr so leicht weg. Trotz zweier Wechsel - Torsten Oehrl kam für Werner (63.), Jan Moravek für Ottl (71.), Aristide Bancé für Dong-Won Ji (82.) - vermochten sie gegen die defensiv gut geordneten Franken nichts mehr auszurichten. Um das Bollwerk auszuhebeln, fehlte es schlicht an Ideen. Und einen weiteren Patzer wie beim 1:1 erlaubten sich die Nürnberger nicht mehr. Stattdessen hätte der beim Club eingewechselte Berkay Dabanli fast sein erstes Bundesligator erzielt - er traf per Kopf den Pfosten (84.).

Nürnbergs Trainer Wiesinger war nach dem Schlusspfiff die Erleichterung anzusehen. "Nach dem 1:1 waren wir kurz davor, das Spiel wegzugeben. Da hat Augsburg sehr viel Druck gemacht, da haben wir keine Luft mehr bekommen." Er redete über eine kurze Phase, so dass er bilanzieren durfte, "verdient gewonnen" zu haben.

Wiesinger hatte ja vor dem Derby betont, es handele sich dabei keinesfalls um ein Endspiel im Kampf gegen den Abstieg. Das wird er nun aus Nürnberger Sicht gerne anders interpretieren - der Abstand des 1. FCN auf Platz 16 beträgt nun satte zehn Punkte, und das neun Spiele vor Saisonende. Angemessen euphorisiert hüpften die Spieler nach dem Schlusspfiff über den Rasen. Die Augsburger hingegen müssen nun weiter den Abstand nach unten im Auge behalten. Schrumpfen wird er an diesem Samstag in jedem Fall, denn Fürth und Hoffenheim treffen direkt aufeinander.

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