Fußball-Bundesliga:Dortmunds Schwächen werden bestraft

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Bedient: Dortmunds Sokratis in Hannover. (Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund verliert 2:4 in Hannover und damit auch die Tabellenführung.
  • Zum Verhängnis wird dem BVB die eigene Anfälligkeit bei Kontern.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Sebastian Fischer, Hannover/München

Es wirkt immer etwas rechthaberisch, die Schwächen einer Mannschaft aufzuzählen, die zu dieser Zeit die beste in ihrem Wettbewerb ist. Aber manchmal geht es halt nicht anders. Borussia Dortmund zum Beispiel, vor diesem zehnten Spieltag Bundesliga-Tabellenführer, hat ein paar Schwächen, über die in den vergangenen Wochen immer wieder diskutiert worden ist.

Und es begab sich, dass diese Schwächen zur Geschichte des Spiels bei Hannover 96 am Samstagnachmittag wurden. Dortmund gewann in der Bundesliga zum dritten Mal in Serie nicht, und verlor mit 2:4 (1:2) beim Aufsteiger.

Dortmunds Probleme bei den Kontern

Das größte Problem des BVB, das insbesondere nach den bislang stets wenig erfolgreichen Auftritten in der Champions League thematisiert worden war, ist die Konteranfälligkeit des Systems von Trainer Peter Bosz. In der 60. Minute war es mal wieder so weit. Dortmund war im Angriff, die Außenverteidiger waren zu ihren Seiten ausgeströmt, sie machten das Spiel breit, wie es in der Fußballsprache heißt. Zu breit, sagen die Kritiker. Die beiden offensiven Mittelfeldspieler im offensiven 4-3-3, Mario Götze und Shinji Kagawa, orientierten sich nach vorne. Zu weit nach vorne, sagen die Kritiker. Und dann ging der Ball verloren.

Hannovers Bakalorz spielte einen simplen langen Pass auf Stürmer Jonathas. Dan-Axel Zagadou, Dortmunds Innenverteidiger, war als letzter Mann so allein und so weit aufgerückt, dass er Jonathas zwangsläufig hinterherlief. Er foulte, sah die rote Karte. Und als wäre es damit noch nicht genug, zirkelte Hannovers an diesem Nachmittag überragender Mittelfeldspieler Felix Klaus den Ball mit dem anschließenden Freistoß in den Winkel. 3:2 für Hannover.

Fußball-Bundesliga
:BVB patzt in Hannover

Dortmund kassiert vier Gegentore beim Aufsteiger und verliert die Tabellenführung. Beim 2:4 unterlaufen dem Team von Peter Bosz schlimme Fehler.

Draußen an der Seitenlinie jubelte André Breitenreiter, der Trainer des Aufsteigers, sein Lauf muss ihm mittlerweile recht unheimlich vorkommen angesichts der spielerischen Mittel der 96er, die ja eigentlich für nichts weiter als den Klassenverbleib eingeplant gewesen waren. Zwanzig Punkte, sagt man, braucht man dafür zur Winterpause; 18 hat 96 nun schon nach zehn Spielen. Und Breitenreiters Kollege Bosz sah ziemlich grimmig drein. Denn es war ja kurz vorher schon mal passiert: ein Gegentor nach einem Konter.

Die 40. Minute: Dortmund war weit und breit aufgerückt, der Ball ging verloren. Hannovers Klaus (wie gesagt, der überragende Hannoveraner) spielte den Ball in den Lauf des Stürmers Jonathas, der passte ihn maßgenau steil auf seinen Sturmpartner Ihlas Bebouh, und jener Sommer-Zugang aus Düsseldorf stand nach nicht mehr als zwei Pässen ganz allein im Dortmunder Strafraum und traf zum 2:1 aus Sicht der Hannoveraner.

"Der Schlüssel zum Sieg", sagte 96-Manager Horst Held, "war die taktische Idee des Trainers." Die Idee, Dortmunds Schwächen auszunutzen. Bosz selbst sah das etwas anders, seine taktische Idee wollte er im Fernseh-Interview nicht in Frage gestellt wissen. "Das hat nichts mit Räumen zu tun", sagte er, "die Räume sind immer da im Fußball." Der Grund für die Niederlage sei vielmehr gewesen, dass seine Mannschaft nicht genügend Druck ausgeübt, "zu weich" gespielt habe. Und vielleicht wäre sogar das zu verkraften gewesen für Borussia Dortmund, wären da nicht noch andere kleinere Probleme gewesen.

Aubameyang hat kaum Aktionen

Roman Bürki, der BVB-Torhüter, beherrscht zwar sein Metier, doch nach einigen Fehlern in dieser Spielzeit wurden seine Leistungen zunehmend kritischer wahrgenommen. Im Klub reagierten sie auf die Zweifel am Schweizer mit beachtlicher Loyalität und Bürkis Vertragsverlängerung bis 2021. In der 19. Minute allerdings stand Bürki wieder unrühmlich im Mittelpunkt, etwas zögerlich griff er den auf ihn zustürmenden Klaus an (wie gesagt, den überragenden Hannoveraner). Der suchte den Kontakt und es gab einen zweifelhaften Elfmeter, den Jonathas zum 1:0 verwandelte.

Pierre-Emerick Aubameyang, Dortmunds bester Stürmer, beherrscht sein Metier auch. Zehn Saisontore hat der beste BVB-Torjäger in dieser Saison bereits geschossen. Weil er in den vergangenen Spielen viele Torchancen vergab, was sonst eher in Schaltjahren mal passiert, hatte ihm Bosz unter der Woche drei Tage freigegeben, zum Verschnaufen und zum Auskurieren muskulärer Probleme. Doch in Hannover hatte Aubameyang wieder kaum Aktionen, weder in der ersten noch in der zweiten Halbzeit, als der BVB in Unterzahl auf ein wenig Genialität angewiesen war, um ein Spiel, das längst zum Spektakel geworden war, noch zu drehen.

Es brachte Dortmund da wenig, dass Zagadou vor seinem Platzverweis stark gespielt und zum 1:1 getroffen hatte; dass Andrej Jarmolenko einen haarsträubenden Fehlschuss in der ersten Halbzeit wiedergutgemacht und mit einem Volleyschuss im Rückwärtslauf das 2:2 erzielt hatte. In der Schlussphase traf Bebouh zum 4:2. Nach einem Konter natürlich. "Es gibt einiges zu besprechen", sagte Dortmunds Kapitän Marcel Schmelzer.

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