Fußball-Bundesliga:Dortmund vergibt den Derbysieg

Borussia Dortmund - FC Schalke 04

Derby: Henrikh Mkhitaryan (vorne) vom BVB kämpft gegen Schalkes Roman Neustädter.

(Foto: dpa)

Viele Chancen, aber kein Tor: Borussia Dortmund ist gegen den Nachbarn Schalke 04 teilweise hoch überlegen, kann aber seine Möglichkeiten nicht nutzen. In Braunschweig entscheidet Kumbela mit einem spektakulären Fallrückzieher das Spiel. Bremen ist wieder im Abstiegskampf.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04 0:0

Viel Tempo, Kampf und Leidenschaft - aber keine Tore. Trotz großer Überlegenheit und hochkarätiger Chancen kam Borussia Dortmund im 144. Revier-Derby am Dienstag nicht über ein 0:0 gegen den FC Schalke 04 hinaus und verpasste damit die Möglichkeit, den ärgsten Verfolger zu distanzieren. Der BVB, der nun schon 16 Punkte in den vergangenen acht Bundesliga-Heimspielen abgab, liegt als Tabellenzweiter mit 52 Punkten knapp vor den Schalkern (51). Die Gäste bestätigten zumindest ergebnismäßig ihren guten Lauf, ging doch nur eine ihrer vergangenen zwölf Bundesliga-Partien verloren.

Das brisante Hochsicherheitsspiel, das nach den Vorkommnissen im Hinrunden-Duell den Einsatz von 3000 Polizisten erfordert hatte, entwickelte sich von Beginn an zu einer kampfbetonten Partie mit vielen Emotionen. Dabei war der BVB über weite Strecken die spielbestimmende Mannschaft, in dem er die mit dem letzten Aufgebot angetretenen Schalker (zehn Ausfälle) zunehmend in die Defensive drängte. Doch trotz aller Überlegenheit war die Chancenverwertung wieder einmal das große Manko - auch weil Gäste-Keeper Ralf Fährmann über sich hinauswuchs.

Ein Abtasten gab es nicht. Die erste Chance des Spiels besaßen in der vierten Minute die Gäste, als der niederländische Torjäger Klaas-Jan Huntelaar einen Schuss über das Tor setzte. Im Gegenzug war der BVB bei einem Kopfball von Robert Lewandowski gefährlich (6.). Vorausgegangen war eine mustergültige Flanke von Nationalspieler Marco Reus, der erstmals seit dem 8. Februar wieder in der Startelf stand.

Schalkes Torhüter Fährmann im Mittelpunkt

Mit zunehmender Spieldauer rissen die Dortmunder das Geschehen an sich und brachten die Defensive der Schalker in arge Bedrängnis. Aufgrund des Verletzungspechs hatte Trainer Jens Keller aber auch die zweitjüngste Schalker Mannschaft (23 Jahre, 203 Tage) in einem Bundesliga-Revierderby aufbieten müssen. Das machte sich bemerkbar. Dabei scheiterte Sebastian Kehl, der sein 250. Bundesliga-Spiel für den BVB bestritt, mit einem Kopfball (18.) und Henrikh Mkhitaryan mit einem 20-Meter-Schuss (31.). Danach war es Reus, der einen Volleyschuss knapp neben das Tor setzte (39.) und anschließend den seit Wochen überragenden Fährmann zu einer Parade zwang (45.). Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies, der sich wie üblich bei Spielen in Dortmund unter die Gäste-Fans mischte, dürfte den Pausenpfiff herbeigesehnt haben.

Das 0:0 war für die Schalker schmeichelhaft, auch weil die Offensive zu wenig für Entlastung sorgte. Beim BVB, der mit dem Viertelfinale in der Champions League gegen Real Madrid und dem Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg in den nächsten Wochen vor großen Aufgaben steht, sorgte die Rückkehr von Reus ins Team für Belebung.

Der zweite Durchgang begann, wie der erste endete - mit einer Chance für Reus. Doch der Offensivspieler kam nach Flanke von Kevin Großkreutz nicht richtig zum Torabschluss (47.). Die Schalker mussten bis zur 59. Minute warten, ehe Roman Neustädter mit einem Kopfball mal für Gefahr sorgte. Danach stand wieder Fährmann im Mittelpunkt, als er gegen Lewandowski (67.) und Reus (70.) klärte. Bei Mkhitaryans Großchance musste er nicht eingreifen (73.).

Zumindest im Vorfeld des Spiels war es entgegen der Befürchtungen ruhig geblieben. Bis kurz vor dem Anpfiff meldete die Polizei nur kleinere Zwischenfälle. Mit rund 1000 gewaltbereiten Fans - je 500 von beiden Clubs - war gerechnet worden. Die Polizei setzte auf eine strikte Trennung der Fangruppen.

Eintracht Braunschweig - FSV Mainz 05 3:1

Eintracht Braunschweig gibt im Abstiegskampf nicht klein bei. Der Tabellenletzte bezwang in einer intensiv geführten Partie den FSV Mainz 05 mit 3:1 (2:1) und nutzte die von Trainer Torsten Lieberknecht ausgerufene letzte Chance in imponierender Manier. Torjäger Domi Kumbela (18./77. Minute) und Havard Nielsen (45.+2.) versetzten mit ihren Toren die Eintracht-Fans unter den 21 880 Zuschauern in einen Freudentaumel. Das einzige Mainzer Tor erzielte Nicolai Müller (20.).

Trotz des zweiten Rückrundensieges bleibt die Eintracht mit 21 Punkten auf dem 18. Platz. Die Konkurrenz rückte allerdings wieder in Sichtweite. Der Rückstand ist in den vergangenen sieben Begegnungen noch aufzuholen. Die ansonsten so auswärtsstarken Mainzer kassierten ihre sechste Niederlage in der Fremde. Dadurch verpasste das Team von Trainer Thomas Tuchel den Sprung auf einen Europa-League-Platz.

Lieberknecht-Vorgabe: "Laufen bis der Arzt kommt"

Der Ausfall der Leistungsträger Norman Theuerkauf (Gelb-Sperre) und Karim Bellarabi (Adduktorenverletzung) zwang Lieberknecht zu personellen Änderungen. Der formstarke Omar Elabdellaoui und der norwegische Wintereinkauf Nielsen rückten in die Startelf. 05-Trainer Tuchel rotierte sogar auf fünf Positionen. Zunächst aber ohne den gewünschten Erfolg, denn die Eintracht drückte mit frühen Pressing die Gäste in die Defensive.

Die Freude über das Kopfball-Tor von Kumbela dauerte aber nur zwei Minuten. Dann verwandelte Müller ein schnelles Zuspiel von Zdenek Pospech zum Mainzer Ausgleich. Die Gäste kamen danach besser ins Spiel. Rechtsverteidiger Pospech sorgte mit seinen Flanken für ständige Gefahr, doch die engagiert kämpfenden Braunschweiger hielten dagegen. Kurz vor dem Pausenpfiff bugsierte Nielsen nach einem Freistoß von Mirko Boland den Ball zum zweiten Mal ins Mainzer Tor.

Im zweiten Durchgang befolgten die Eintracht-Profis die Trainer-Vorgabe "Laufen, bis der Arzt kommt" mit noch größerer Hingabe. Mit hoher Laufbereitschaft hielten sie die Mainzer vom Tor fern und waren mit Kontern stets gefährlich. Damir Vrancic (69.) verpasste zunächst nur knapp, ehe Kumbela mit einem herrlichen Fallrückzieher die Partie endgültig entschied. Es war das achte Saisontor für den Braunschweiger Kapitän.

Werder Bremen - VfL Wolfsburg 1:3

Werder Bremen hat wichtige Punkte im Abstiegskampf verloren. Die Bremer unterlagen 1:3 (1:2) gegen den VfL Wolfsburg, der dank der Treffer von Junior Malanda (2.), Ivan Perisic (10.) und Maximilian Arnold (80.) nach vier Spielen ohne Sieg wieder zu drei Punkten kam und sich bei der Jagd auf einen Europapokal-Platz zurückmeldete. Die Bremer, für die Sebastian Prödl (16.) traf, rutschten hingegen durch die zweite Niederlage hintereinander weiter nach unten.

Der langjährige Werder-Manager Klaus Allofs erlebte an seinem ehemaligen Arbeitsplatz eine anfangs turbulente Partie mit einem Traumstart für sein neues Team. Die beiden norddeutschen Mannschaften boten eine einsatzbetonte Begegnung, die in der ersten Halbzeit mehr Unterhaltungswert bot als nach dem Wechsel.

Die 37 270 Zuschauer hatten kaum ihre Plätze eingenommen, da fiel bereits der erste Treffer. Junior Malanda traf bei seinem zweiten Spiel in der Wolfsburger Startelf nach Ecke von Ricardo Rodriguez per Kopf und profitierte davon, dass Prödl den Ball des Belgiers aus rund zehn Metern noch abfälschte.

Die Bremer waren davon so geschockt, dass sie auch beim zweiten VfL-Treffer kaum Gegenwehr zeigten und Perisic die Vorarbeit von Maximilian Arnold nutzen konnte. Erst danach kamen die Werderaner etwas besser ins Spiel.

Bremen nutzt Benaglio-Patzer

Werder profitierte dabei von einem Patzer des später verletzt ausgewechselten Diego Benaglio: Der Schweizer Nationaltorhüter verlor einen Luftzweikampf gegen Prödl, der die Freistoßflanke von Ludovic Obraniak einköpfte und sein Team zwischenzeitlich wieder ins Spiel brachte.

Die Wolfsburger, die auf den gesperrten Ex-Bremer Kevin De Bruyne verzichten mussten, versäumten es, den vielversprechenden Start frühzeitig zu nutzen und nachzulegen. Sie ließen den Bremern zu viel Raum und Gelegenheiten, nach dem Anfangsschock wieder ins Spiel zu finden und nutzten ihre technische Überlegenheit erst in der Schlussphase: Arnold sorgte mit einem fulminanten Schuss für die Entscheidung.

Der Gastgeber spielte insgesamt zu ungenau und mit zu vielen technischen Fehlern. Viele Offensivaktionen endeten bereits, bevor die Bremer den VfL-Strafraum erreichten. Der von den Werder-Fans besonders beobachtete Naldo, der in besseren Zeiten für die Bremer gespielt hatte, bekam nicht besonders viel zu tun.

Auch der für Benaglio zur Halbzeit gekommene Ersatzkeeper Max Grün musste bei seinem Bundesliga-Debüt für den VfL wenig eingreifen, weil die Bremer Nils Petersen und Franco di Santo sich nicht durchsetzen konnten oder zu ungenau zielten: Petersen hatte Pech bei einem Kopfball an die Latte (63.).

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