Fußball-Bundesliga:Die Liga hofft auf beschwipste Bayern

Fußball-Bundesliga: Der Torschützenkönig des letzten Jahres trifft am ersten Spieltag dreimal: Robert Lewandowski.

Der Torschützenkönig des letzten Jahres trifft am ersten Spieltag dreimal: Robert Lewandowski.

(Foto: AFP)

Lewandowski und Aubameyang treffen, Bayern gewinnt - und Schalke verliert: Die 54. Bundesliga-Saison beginnt wie gehabt. Ein paar Dinge aber machen Hoffnung auf Abwechslung.

Kommentar von Sebastian Fischer

Die Liga hatte sich rausgeputzt für ein Spektakel am Freitagabend in der rot leuchtenden Arena in Fröttmaning. Kinder trugen Fahnen mit Wappen aller Bundesligisten ins Stadion, es sollte nach dem Geschmack der DFL ein buntes Bild sein, das erstmals in 210 Länder live übertragen wurde; 16 mehr übrigens, als es Staaten auf der Erde gibt. Das Mädchen, das das Banner der TSG Hoffenheim hochhielt, hatte sich gar die Haare blau gefärbt. Und dazu sang Tim Bendzko die Nationalhymne, der wohl in allen 210 Ländern als liebster Schwiegersohn durchgehen würde.

Ein perfekt choreografierter Werbespot für den deutschen Fußball war das - bis der Ball rollte. Die ersten Bundesligaspiele der 54. Saison haben Spaß gemacht, das schon. Aber sie waren eher ein Schwarzweißfilm, keine Werbung. Der erste Spieltag war ein Klassiker, Dinner for one: Same procedure as last year.

Die Auftaktpartie, das einschläfernd einseitige Sechs-Null der Bayern gegen Bremen, sei keine Werbung für die Liga gewesen, hat Ligapräsident Reinhard Rauball im Interview mit dem Radiosender WDR2 am Samstagmorgen gesagt. Er sei erschrocken gewesen über die mangelnde Gegenwehr der Bremer. Und am Samstagnachmittag setzte sich das Thema des Vorabends fort. Im Stile des Sketchs mit Butler James und Miss Sophie scheint sich vielerorts das zu wiederholen, was schon in der 53. Saison geschah.

Schalke nimmt die Probleme aus der vergangenen Saison mit in die neue

Es sind die gleichen Bilder wie immer: In Dortmund schießt Pierre-Emerick Aubameyang die Tore, gleich zwei zum Auftakt gegen Mainz, und schlägt beim Jubeln Saltos. Via Twitter hat er bereits die Fortsetzung des alten Duells um die Torjägerkanone mit Robert Lewandowski ausgerufen, der am Freitag dreimal traf, gegen Bremens Torwart Felix Wiedwald, der übrigens schon in der Saison 2015/2016 die meisten Gegentore aller Bundesliga-Keeper kassierte (65). Für Eintracht Frankfurt trifft wie in der Vorsaison Alex Meier, er hat auch immer noch den gleichen fragwürdigen Friseur. Und Ingolstadt macht seine Tore weiterhin so dreckig, dass die Gegner sich ekeln: Beim 1:1 in Hamburg wurde FCI-Stürmer Lukas Hinterseer von Hamburgs Verteidiger Cléber angeschossen.

Am härtesten trifft die Fortsetzung der alten Geschichten den FC Schalke 04. Alles sollte anders werden unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl und dem neuen Manager Christian Heidel, der auf Schalke gar Wände einriss - in den Arbeitsräumen der Physiotherapeuten. Doch auf dem Platz war dann alles wie im letzten Jahr: Bis auf Verteidiger Naldo spielte kein Zugang von Beginn an, auch der hochgelobte Stürmer Breel Embolo kam erst zur zweiten Halbzeit. Und seine Kollegen spielten auch unter Weinzierl, der ja eigentlich aggressiven Fußball auf hohem Niveau versprochen hat, so lethargisch wie so oft unter Weinzierls Vorgänger André Breitenreiter.

Darmstadt wird mit neuem Trainer in Köln vorgeführt

Überhaupt war es ein Spieltag des Altbewährten: Neben Weinzierl feierten drei weitere Trainer ihren Einstand am Samstag, keiner gewann, einzig Ingolstadts Markus Kauczinski holte einen Punkt, Dirk Schuster (Augsburg) und Norbert Meier (Darmstadt) verloren. Insbesondere die Darmstädter wurden beim 0:2 in Köln phasenweise vorgeführt - es dürfte eine schwere Saison werden für den Vorjahresaufsteiger.

Was macht also Hoffnung auf ein wenig Abwechslung, auf spannende Bilder für die Bundesliga-Zuschauer auf den Amerikanischen Jungferninseln, in Curacao, Kirgisistan und Swasiland? Dass sich der BVB weiter einspielt und das Phantom Mario Götze auftaucht, zum Beispiel. Oder das hochklassige Kräftemessen zwischen Gladbach und Leverkusen. Dass es am ersten Spieltag zu früh ist, um über Trends zu philosophieren. Oder dass der FC Bayern, wie in der Sketch-Vorlage, die nächsten Runden ein wenig beschwipst angeht. Vom Erfolg. Oder vom Champagner, den Carlo Ancelotti seinem Kapitän Philipp Lahm für dessen Tor gegen Bremen versprochen hat.

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