Fußball-Bundesliga:Besuch des alten Angstgegners

Wer oben ist, bleibt nicht oben: Mit dem 1:3 gegen Wolfsburg verspielt der HSV die Tabellenführung.

Was hatten sie sich nicht alles ausgerechnet in Hamburg. Wenn nun die Bayern in Bremen verlören und man selbst gegen Wolfsburg gewänne - so und so ähnlich funktionierten die Rechenspielchen in der Hansestadt, doch das Wichtigste, das Fußballspielen, das funktionierte am Sonntagabend dann überhaupt nicht. 1:3 (0:2) unterlag der Hamburger SV dem VfL Wolfsburg und hat damit die Tabellenführung verspielt. Dass Leitmotiv dieser seltsamen Saison ist damit bestätigt: Wer oben steht, der bleibt nicht oben. Der HSV fällt auf Platz zwei zurück, und dahinter hat sich der VfL Wolfsburg nachgerade heimlich auf den vierten Platz geschoben.

Fußball-Bundesliga: HSV-Trainer Martin Jol (links) und Wolfsburgs Felix Magath erlebten ein Spiel, das dem VfL klammheimlich zum Sprung auf den vierten Platz verhalf.

HSV-Trainer Martin Jol (links) und Wolfsburgs Felix Magath erlebten ein Spiel, das dem VfL klammheimlich zum Sprung auf den vierten Platz verhalf.

(Foto: Foto: Getty)

Hamburgs Trainer Martin Jol hatte die Siegerelf aus der Partie gegen Leverkusen aus der Vorwoche auf den Platz geschickt. Einerseits ist er damit dem englischen Sprichwort gerecht geworden, nach dem man eine siegreiche Mannschaft niemals ändern solle, andererseits verzichtete er auf Mladen Petric, den besten Torschützen des Teams. Das war eine durchaus erstaunliche Maßnahme, die Jol in der Pause korrigierte. Da war allerdings schon einiges passiert.

HSV beginnt stark, Wolfsburg trifft

Zunächst hatte es noch gut ausgesehen. Der HSV begann druckvoll, bereits nach zwei Minuten hätte Ivica Olic die Führung erzielen können, doch Wolfsburgs Ersatzkeeper Andre Lenz parierte. Rasch sah es dann allerdings alles andere als gut aus, was daran lag, dass der Hamburger Dennis Aogo seinen Gegenspieler Edin Dzeko im Strafraum am Trikot zog. Schiedsrichter Guido Winkmann entschied auf Elfmeter, eine sehr harte, aber dennoch vertretbare Entscheidung. Der nach Verletzung zurückgekehrte Brasilianer Grafite nutzte die Gelegenheit kalt zur Wolfsburger Führung, er ließ Frank Rost im Hamburger Tor mit einem Flachschuss keine Chance (12. Minute).

Die Stimmung bei den 56000 Zuschauern in der Hamburger Arena änderte sich. Hoch waren die Erwartungen gewesen, doch nun drohte eine Niederlage gegen die ungeliebten Wolfsburger, die den HSV auch in der Vorrunde von der Tabellenspitze gestürzt hatten. Die Hamburger reagierten, und sie erspielten sich Chancen - Guerrero scheiterte per Kopfball (18.), nach einer Flanke von Marcell Jansen scheiterte Olic erneut an Torwart Lenz (21.), der prächtig reagierte. Gerade, als es so aussah, als würden die Hamburger drückend überlegen werden, kam die Antwort der Wolfsburger.

Über links lief Marcel Schäfer in den Strafraum, begleitet von Guy Demel. Den Hamburger ereilte jedoch im Laufduell eine Verletzung, Schäfer enteilte und passte ungestört auf Grafite, der erneut per Flachschuss seinen zweiten Treffer erzielte (24.). 0:2 stand es nun aus Sicht der Mannschaft, in der zuletzt ganz allmählich die Titelträume gereift waren. Demel musste mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss ausgewechselt werden, für ihn kam Albert Streit in die Partie, der jedoch keinerlei Akzente setzte.

Bis zur Halbzeit brauchten die Hamburger, um sich zu sammeln, einzig Olic kam noch zu einer nennenswerten Chance, als er eine Hereingabe von Piotr Trochowski artistisch in Richtung Tor lenkte (36.). Der HSV war angeschlagen, die Zuschauer pfiffen. Vielleicht ahnten sie, wie es weitergehen würde, denn Wolfsburg ist mittlerweile so etwas wie der Angstgegner der Hamburger.

Anschlusstreffer durch Guerrero

Mit Petric wurde das Spiel der Gastgeber in der zweiten Halbzeit ein wenig agiler. Der VfL stand jetzt jedoch tief gestaffelt und wartete auf Konter. Es ergab sich die klassische Versuchsanordnung: Eine Mannschaft rückt auf und sucht Lücken im dichten Verbund, die andere Mannschaft lauert. Relativ lange ergab sich aus dieser Anordnung wenig bis nichts, immerhin erholte sich das Publikum aus seiner Schockstarre und feuerte das Heimteam wieder an. Es dauerte bis zur 72. Minute, bis wieder Leben in die Begegnung kam. Aus 14 Metern traf Paulo Guerrero zum 1:2, jetzt schien wieder alles möglich zu sein, und auch das Publikum wurde wieder richtig laut. Der HSV rannte an. Wenn auch nicht lange.

Wolfsburg antwortete mit einem sehr schönen Spielzug. Der eingewechselte Alexander Madlung spielte einen exzellenten Pass auf Christian Gentner in den Strafraum, der hob den Blick, sah Dzeko, passte, und dann hatte der Bosnier keine Mühe aus fünf Metern zum 1:3 einzuschieben. 76 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gespielt, und dennoch war die Partie bereits entschieden.

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