Fußball-Bundesliga:Auf Jahre hinaus besiegbar

Buddhas zum Spaß, ein Trainer mit Nachbar, das eisbärsüße Dorf und immer wieder Kapllani - die Hinrunde war unterhaltsam. Ein Rückblick in Bildern.

Christian Zaschke

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War da was? Aber ja doch, da war die Hinrunde der Bundesliga, und diesmal war sie überaus unterhaltsam. Aber wie war das nochmal genau? Ein Rückblick in Bildern.

1. Spieltag

Das ging ja gut los, der FC Bayern unter dem neuen Trainer, einem gewissen Jürgen Klinsmann, verdaddelte gleich mal eine 2:0-Führung, wenngleich gegen den ruhmreichen Hamburger SV, der mehr Bundesliga-Hinrunden erlebt hat als jeder andere Klub. 2:2 ging's aus, und Spötter merkten umgehend an, das liege wohl an den Buddhas, die sie beim FCBayern aufgestellt hatten, denn die machten alle so sanft und so friedlich.

Das mit den Buddhas kam auch bei den traditionell humorbegabten Vertretern aus Kirche und Politik wirklich sehr, sehr gut an. Bernhard Felmberg, damals Sportbeauftragter der evangelischen Kirche Berlin, sagte: "Den Spielern wird auf diese Weise quasi eine Religion diktiert." Das war lustig von Herrn Felmberg. Ebenso witzig äußerte sich der Vorsitzende der Evangelischen Allianz München, Pastor Siegfried Winkler. Er schrieb dem FC Bayern: "Wir sind der Überzeugung, dass unser Land und unsere Gesellschaft auf den jüdisch-christlichen Wurzeln gegründet ist. Davon wurden die Werte geprägt. Die immer wieder geführte Wertedebatte verlangt danach, dass die christlichen Wurzeln in unserer Gesellschaft ganz neu gefördert werden." Klar, auf so was kommt man nur, wenn man einen Clown gefrühstückt hat.

Schließlich sagte CSU-Mann Ludwig Spaenle sich: Einen hab' ich noch. Na dann los, Ludwig. "Wenn damit eine Weltanschauung zum Ausdruck gebracht werden soll, die auf dem Vereinsgelände auch noch deutlich sichtbar ist, dann muss sich der Verein schon fragen lassen, was das soll." Köstlich, das ist wirklich gut.

Fragen wir doch gleich mal, was das soll. Herr Klinsmann? "Wir werden ein Energiefeld aufbauen, das den Spielern viel Spaß machen wird." Nicht nur den Spielern. Sonst noch was? Ja, erstaunlicherweise hat Karlsruhes Edmond Kapllani kein Tor geschossen. Lag aber wohl daran, dass er nicht mal eingewechselt wurde.

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2. Spieltag

Schon wieder war's witzig. Irgendso ein Dorf hatte sich an die Spitze der Tabelle geschoben, und es war ja wohl sowas von klar, dass dieses Dorf bald wieder abstürzt. Also wurde dem Dorf Platz eins gegönnt. Selbst von Bayern-Manager Uli Hoeneß. Irgendwie süß, dieses Dorf, oder? So eisbärensüß.

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3. Spieltag

War ja klar: Das Dorf ist sauber rasiert worden von den Leverkusenern. 5:2 haben die das Dorf weggefiedelt, das war's mit Platz eins. Und tschüss. Der ruhmreiche FC Bayern schrubbte Hertha BSC, 4:1 hieß es, und das war noch zu niedrig ausgefallen. Klar war jetzt: Dieser Jürgen Klinsmann ist der beste Trainer der Welt, und der FC Bayern wird auf Jahre hinaus unbesiegbar bleiben. Kleiner Spaziergang zum Trainingsgelände: Die Buddhas sind weg. Interessant. Auch interessant: Karlsruhes Edmond Kapllani hat kein Tor geschossen.

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4. Spieltag

Nun wurde die neue Taktik des Hamburger SV offensichtlich: Schnell 2:0 in Rückstand geraten, dann mal locker weitersehen in aller Ruhe, die man sich so angewöhnt an der Küste. Klappte am ersten, am dritten und auch an diesem Spieltag: Leverkusen in Sicherheit gewiegt, dann 3:2 gewonnen. Die neue Taktik hat Trainerfuchs Martin Jol erfunden, der aussieht, als könne er in einem schwedischen Krimi mitspielen. Er wäre der Kommissar, dessen Zigarettenmarke eines Tages nicht mehr hergestellt wird (und andere schmecken ihm einfach nicht), der auch im Sommer immer Schnupfen hat und dessen Ehe natürlich eine Katastrophe ist. Was Kapllani gemacht hat? Jedenfalls kein Tor.

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5. Spieltag

Während des Oktoberfests ist der FCBayern zu Hause unbesiegbar. Diese Regel gilt seit Anbeginn der Zeit, und da es von jeder Regel ein paar Ausnahmen gibt, verlor der unbesiegbare FC Bayern 2:5 gegen Bremen. Nicht, dass jemand denkt, das könnte zwischendurch mal eine knappe Sache gewesen sein. Zwischendurch stand es nämlich 0:5, ehe Tim Borowski noch zwei Törchen erzielte. Zu Borowski sollen später noch zwei Wörtchen verloren werden, weil er es wie kein anderer versteht, erstmal - nein, später.

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6. Spieltag

Hinten hat sich Gladbach jetzt richtig festgebissen. Unnachahmlich, wie der Klub Gurkenspiele aneinanderreiht - und dann diese unwiderstehliche Mischung aus Unvermögen und Pech. Herrlich. Werder hat beschlossen, jetzt öfter mal fünf Tore zu schießen, weil fünf eine ganz gute Zahl ist; diesmal waren es fünf Tore gegen das Dorf, das allerdings seinerseits vier Treffer erzielte. Gar nicht so übel, das Dorf, und solange es gegen die großen Klubs brav verliert, ist es ungemein beliebt. Liebes kleines Dorf.

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7. Spieltag

Wie ist das, wenn der FC Bayern kurz vor Schluss während des Oktoberfests im eigenen Stadion 3:1 führt? Richtig, da kann der Gegner einpacken und nach Hause fahren. Nun führte der FC Bayern 3:1 gegen Bochum, das aber statt einzupacken und nach Hause zu fahren schnell zwei Tore erzielte. 3:3. In der Vorwoche gegen Hannover verloren. Davor gegen Bremen. Klar war jetzt: Dieser Jürgen Klinsmann ist der schlechteste Trainer der Welt und der FC Bayern wird auf Jahre hinaus besiegbar bleiben. Ach, mehr noch: Die werden nie wieder ein Spiel gewinnen, so sieht's nämlich aus. Tabellenführer ist der Hamburger SV. Als Kommissar hätte Martin Jol vermutlich einen schrulligen Nachbarn, mit dem er dann und wann ein Gläschen trinkt, und hin und wieder auch eins zuviel.

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8. Spieltag

Nach 72 Minuten kam er aufs Feld, der Killer, der Vollstrecker, der Mann, der das Blatt wenden würde: Edmond Kapllani. Aber dann wendete Kapllani das Blatt doch nicht so ganz, jedenfalls gewann der FC Bayern 1:0, und Jürgen Klinsmann jubelte ausgiebig. Es sah aus, als werde er von einem Schwarm unsichtbarer Bienen angegriffen. Das Dorf gewann schon wieder, 5:2 in Hannover, und ein gewisser Vedad Ibisevic erzielte zwei Tore, was seine Bilanz auf neun brachte. Nach acht Spieltagen, nicht übel. Ein bisschen unheimlich, dieses Dorf.

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9. Spieltag

Jetzt hatte das Dorf einen Fehler begangen. Es hatte einen großen Klub besiegt. Es hatte den chancenlosen Hamburger SV 3:0 nach Hause geschickt, und so kam raus, dass das Dorf Hoffenheim heißt und wohl in Wahrheit ein Milliardär ist. Dieses Hoffenheim war Tabellenführer. Die werden doch nicht? Bestimmt nicht. Zumal der FCBayern wieder gewann, 4:2 gegen Wolfsburg nach 0:2. Jetzt schnell die zwei Wörtchen zu Borowski: Was wirklich niemand so gut kann wie er, ist es, erstmal pomadig über den Platz zu traben, unterirdisch schlecht zu spielen, aufreizend mies, ja beschämend miserabel, und dann wichtige Tore zu erzielen, und zwar aus dem nichtigsten Nichts, das man sich denken kann. Das kann er wirklich.

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10. Spieltag

Werder Bremen hat etwas geschafft, was niemand dem Klub je zugetraut hätte: Es hat sich im Mittelfeld festgespielt, also im vormals natürlichen Lebensraum des VfL Wolfsburg. Werder war jetzt das, was in der Fachsprache des Fußballs als ,,graue Maus'' bezeichnet wird.

11. Spieltag

Der 11. Spieltag wurde ordnungsgemäß ausgespielt.

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12. Spieltag

Endlich wieder Schiri-Schelte. Wenn die Liga beginnt, auf die Schiedsrichter zu schimpfen, wird's sofort lustig, weil die Schiedsrichter da überhaupt keinen Spaß verstehen. Und Menschen, die überhaupt keinen Spaß verstehen, sind eben einfach immer toll anzusehen. Dortmunds Trainer Klopp hat sich dann sogar entschuldigt für die Schelte, weil die Schiris natürlich am längeren Hebel sitzen - das lieben sie, die Schiris. Außer Klopp motzten noch Robert Kovac, Claudio Pizarro und Jens Lehmann. Und was machte der DFB? Der blieb total cool. Kleiner Scherz, er "ermittelte" natürlich umgehend.

13. Spieltag

Karlsruhes Edmond Kapllani hat kein Tor geschossen.

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14. Spieltag

Ein toller Spieltag. Ein trauriger Spieltag. Toll: Wolfsburgs Trainer Felix Magath hat dem Schiri gesagt, er finde dessen Spielleitung "unter aller Sau", nur knapp eine Woche nach einem so genannten Runden Tisch, bei dem Trainer und Schiris einander vorgelogen hatten, sie hätten einander total lieb. Natürlich wurde Magath zu einer ordentlichen Geldstrafe verknackt, wegen "Schmähkritik". Außerdem machte man ihm moralische Vorhaltungen, er "bagatellisiere" und mache "Stimmung gegen die Schiedsrichter". Es geht wirklich nichts über Schiris in Rage.

Traurig: Stuttgart hat Trainer Armin Veh rausgeworfen, so dass es im Stadionheft nicht mehr diese 1-a-Qualitätswortspiele gibt. Welche? "Zauber-Veh" zum Beispiel. Noch eins? "Vehnomenal".

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15. Spieltag

Werder Bremen - genau, die graue Maus von der Weser - spielt plötzlich Spektakelfußball, 5:0 gegen Frankfurt. Sonst war nichts los, außer vielleicht, dass Karlsruhes Edmond Kapllani kein Tor geschossen hat.

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16. Spieltag

Am 16. Spieltag war auch nichts los. Ach doch, der FC Bayern hat 2:1 gegen das Dorf gewonnen, wie hieß es nochmal? Hoffenheim, richtig. Diesmal jubelten alle Bayern auf der Bank, als würden sie von einem Schwarm unsichtbarer Bienen angegriffen. Klinsmann jubelte, als werde er dabei auch gestochen. Es entstand der Eindruck, dass sie in München nicht viel von Hoffenheim halten, ja, dass sie das Dorf ablehnen. Glaubt man den allgemeinen Darstellungen, wurde das Spiel der Bayern gegen das Dorf in 288 Länder übertragen, so dass rund 12 Milliarden Menschen zusehen konnten. Dabei ging fast unter, dass Karlsruhes Edmond Kapllani kein Tor geschossen hat.

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17. Spieltag

Fußball, wie er lustiger kaum sein kann: Das Dorf gegen Schalke, und alle sind dermaßen übererregt, dass sie fuchteln, schreien, treten und vollkommen durchdrehen. So als wäre das alles wirklich wichtig. Und ach, Edmond Kapllani, bald, wirklich ganz bald beginnt die Rückrunde.

Foto: Getty Text: Christian Zaschke (SZ vom 16.12.08/mikö)

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