Fußball-Bundesliga:André Hahn versaut dem FC Bayern die Meisterfeier

FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Münchner Partyschreck: Gladbachs André Hahn verdirbt den Bayern-Profis die Meisterfeier.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Christopher Gerards

Der Mann, der dem FC Bayern die Meisterfeier zerstörte, war eigentlich genug gelaufen an diesem Samstagnachmittag. André Hahn hatte die Verteidiger des FC Bayern angegriffen, wenn sie den Ball führten, und in die Flanken seiner Mitspieler war er auch gesprungen. Aber jetzt, in der 72. Minute, lief er nochmal los. Er lief hinter Medhi Benatia und Serdar Tasci, ein Pass von Lars Stindl rollte zwischen beiden hindurch. Hahn nahm den Ball mit, er lief Richtung Strafraum, er schoss aufs kurze Eck. Dann jubelte Hahn.

Der FC Bayern ist noch nicht deutscher Meister - das ist die überraschende Nachricht dieses Samstagnachmittags, nach einem 1:1 (1:0) der Bayern gegen Borussia Mönchengladbach. Ihm gehe es nicht darum, "irgendwem die Meisterfeier zu verderben", hatte Gladbachs Trainer André Schubert vor dem Spiel gesagt, und 70 Minuten sah es so aus, als würde er genau das auch nicht tun. Herrlich nebenbei schien der FC Bayern diesen Titel mitzunehmen, den vierten in Folge, nach dem frühen Führungstor durch Thomas Müller (6.). Doch dann schoss Verfolger Dortmund gegen Wolfsburg ein Tor nach dem anderen (5:1). Und dann kam André Hahn.

Der FC Bayern trat auf wie eine Mannschaft, die schon ganz gerne vorzeitig die Meisterschaft feiern würde, die aber gegenwärtig etwas anderes schon noch mehr umtreibt: das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League am Dienstag gegen Atlético Madrid. Das fing bei der Aufstellung an. Er werde "natürlich" nicht die gleichen Spieler beginnen lassen wie bei der 0:1-Niederlage in Madrid, hatte Guardiola angekündigt. Nur drei Profis tauschte er nicht aus: Manuel Neuer, Juan Bernat und Kingsley Coman. Neu in der Startelf war unter anderem ein Spieler, der drei Monate lang kein Fußballspiel mehr bestritten hatte, verletzungsbedingt: Innenverteidiger Jérôme Boateng. "Wenige Minuten" wollte Guardiola ihm gönnen, aber aber dann ließ er Boateng ein paar mehr Minuten spielen, nämlich 68.

So gesehen war das Spiel zumindest ein kleiner Versuchsaufbau für den Dienstag. Boatengs Einsatz bedeutete, dass der FC Bayern über eine spezielle Zutat mehr verfügte, sie machte die Münchner in der Anfangsphase flexibel gegen früh anlaufende Gladbacher. Die Zutat hieß "lange Bälle". Das Spiel war zehn Minuten alt, da hatte Boateng schon drei lange Bälle geschlagen. Ergebnis: Zwei kamen nicht an, einer schon. Dieser eine leitete jene Ecke ein, die zum Führungstreffer führte: Joshua Kimmich flankte, Thomas Müller köpfelte, Serdar Tasci irritierte mit seiner Fußspitze Gladbachs Torwart Yann Sommer - München führte 1:0 (6.).

Drei Spiele hatte der FC Bayern vor dieser Partie nicht mehr gewonnen gegen die Borussia, in der Hinrunde verloren die Münchner 1:3. Der "unangenehmste Gegner" sei Gladbach im Moment, sagte Guardiola, neben Borussia Dortmund. Dass der Bayern-Trainer nicht übertrieben hatte, zeigte sich früh: Gladbach griff Bayerns Verteidiger permanent an, was dazu führte, dass der FC Bayern nach dem Tor lange auf weitere Chancen wartete. Stattdessen wurden die Gäste gefährlich: Raffael flankte vom linken Flügel, in der Mitte wartete Hahn und köpfelte, doch Neuer konnte parieren (17.). Nach einer knappen halben Stunde hatte der FC Bayern gerade mal 49 Prozent Ballbesitz, und 26 Prozent der Pässe waren von feindlichen Füßen abgefangen worden.

In der zweiten Hälfte hübschte der FC Bayern nur seine Ballbesitzquote auf

Es entwickelte sich ein großes Nichts, das erst dann ein Ende fand, als Thomas Müller in der 33. Minute einen Distanzschuss aufs Tor von Yann Sommer setzte - eingeleitet übrigens durch einen langen Pass von Boateng. Kurz darauf flankte Coman von links in den Strafraum, Gladbachs Wendt klärte vor Müller, hatte aber Glück, dass der Ball nicht im eigenen Tor landete (41.). Dass Gladbach nicht vor der Pause ausglich, verdankte der FC Bayern Innenverteidiger Boateng. Raffael und Wendt kombinierten sich vor Bayerns Tor, doch ehe Raffael in Tornähe abschließen konnte, klärte der Nationalspieler per Fußspitze (45.).

Nach der Pause hübschte der FC Bayern die ramponierte Ballbesitzquote auf, zu Torschüssen führte das jedoch nicht. Stattdessen näherte Gladbach sich dem Ausgleich: Erst zielte Xhaka nach einem Solo knapp links vorbei (56.), dann sprang André Hahn wenige Meter vor dem Tor an einer Flanke von Patrick Herrmann vorbei (68.).

Und dann kam Stindls Pass, dann kam Hahns Schuss, dann kam der Ausgleich. Der FC Bayern drängte Gladbach anschließend zwar in die eigene Hälfte, aber ernsthaft gefährlich wurde das nicht. Ein Schuss von Costa, ein Angriff von Rode - mehr war nicht. Der FC Bayern muss seine Meisterfeier verschieben.

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