Fußball:Bremen leistet sich Kruse - China sei Dank

VfL Wolfsburg - TSG 1899 Hoffenheim

Max Kruse darf zukünftig für Werder Bremen jubeln.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Die Transferoffensive aus China ist ein Segen für die Bundesliga: Sie hat den Bremern jetzt Max Kruse beschert.

Kommentar von Christof Kneer

Zu den cooleren Lebensentwürfen gehört es, Manager bei Mainz 05 zu sein und Christian Heidel zu heißen. Wenn man zufällig dieser Heidel in Mainz ist, hat man eine höhere Arbeitsplatz-Zufriedenheit, als wenn man zufällig ein Knäbel in Hamburg oder ein Dutt in Stuttgart wäre. Als Heidel in Mainz hat man einen sicheren Job, man steht nur ein bisschen unter Erfolgsdruck, und man kann sich auch eine lässige Sicht auf die Dinge leisten. Man kann zum Beispiel sagen, dass man sich doch nicht so anstellen solle wegen dieser überschätzten Milliarden aus England. Man müsse die Engländer doch nur mit ihren eigenen Waffen schlagen, könnte man als Heidel in Mainz sagen und den Engländern für zwölf Millionen Euro den alten Japaner Okazaki andrehen. Im Gegenzug könnte man für viel weniger Geld den jungen Japaner Muto erwerben und allen zeigen: Schaut her, so geht's, so trickst man die Neureichen aus.

Man muss sich Christian Heidel als tollkühnen Menschen vorstellen, denn wie man weiß, hat er seine Komfortzone inzwischen verlassen und sich freiwillig Schalke 04 angeschlossen. Dort hat er seine lässige Meinung aus Mainz gleich an einer neuen Realität überprüfen müssen, für Leroy Sané hat er ein obszön dotiertes Angebot erhalten, und wie einst in Mainz hat er sich entschieden, es anzunehmen. Dennoch ist Heidel nun bei einem Klub angestellt, der zu groß ist, um wie in Mainz eine niedliche Nischenpolitik betreiben zu können. Heidel wird künftig abwägen müssen, wann er - um Schalkes Ansprüche nicht zu gefährden - auch mal um einen Spieler kämpft.

Angebote betreffen nur mittelwichtige Spieler und sind viel zu hoch

Die englischen Milliarden bleiben einstweilen eine zentrale Herausforderung für die Bundesliga. Bei jedem neuen Angebot werden deutsche Klubs die Einzelfall-Prüfung anstrengen müssen: ausschlagen oder annehmen? Allerdings dürfte es die Arbeitsplatz-Zufriedenheit der Liga-Manager erheblich steigern, dass zumindest der zweite große Player auf dem Weltmarkt keine lästigen klubinternen Konferenzen erfordert. Unter Managern gilt die Regel: Wenn China Geld bietet, ist dieses Geld unter allen Umständen anzunehmen. Die neue chinesische Transfer-Offensive schreckt zwar vor großen Namen nicht zurück, gerade sind der Brasilianer Hulk und der Italiener Pelle hinübergewechselt, aber für die Bundesliga hat die chinesische Offensive bisher einen doppelten Charme: Die Angebote betreffen nur mittelwichtige Spieler, und sie sind viel zu hoch.

Wenn sich das bislang recht arme Werder Bremen nun tatsächlich den Nationalstürmer Max Kruse leisten kann, dann nur, weil die Bremer zuvor ihren Reservestürmer Anthony Ujah für zwölf Millionen Euro zum Liaoning FC verkauft haben. Das ist ebenso köstlich überteuert wie die fünf Millionen, die der FC Augsburg gerade für Ersatzverteidiger Hong von Jiangsu Suning kassiert hat. Wenn solche Deals Schule machen, dürfte es hierzulande bald zu den coolsten Lebensentwürfen gehören, Fußball-Manager zu werden. In welcher Branche gibt es sonst noch geschenktes Geld?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: