Fußball-Bayernliga:Viel Naivität

Ein Wettskandal versetzt den SC Eltersdorf in Aufruhr: Der bisher immer noch nicht genannte Spieler ist dem Vernehmen nach schon seit längerer Zeit verletzt. Dass ihm das Wetten auf den eigenen Klub untersagt ist, steht aber außer Frage.

Von Christoph Leischwitz

Rein sportlich ging es um nichts mehr. Am vergangenen Freitag kam es in der Bayernliga Nord zum Duell zwischen dem SC Eltersdorf und dem TSV Aubstadt, beide befinden sich im Niemandsland der Tabelle und werden irgendwo zwischen Platz sechs und elf landen. 0:3 aus Sicht der Eltersdorfer vor 150 Zuschauern, ein Spiel aus der Kategorie: keine besonderen Vorkommnisse. Der Gastgeber war sehr ersatzgeschwächt, und womöglich auch nicht mehr bis in die Haarspitzen motiviert.

Doch nun wird über diese Niederlage plötzlich sehr viel geredet, mehr, als dem SC Eltersdorf lieb ist. Und das wegen eines Spielers, der nicht einmal im Kader gestanden hatte. Dieser soll nämlich in einem Erlanger Wettbüro einen dreistelligen Betrag auf eine Niederlage seines SCE gewettet haben. In einer Stellungnahme des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) hieß es, dass dieser Spieler nun bis auf Weiteres gesperrt worden und ein Sportgerichtsverfahren anhängig sei.

Auffällig ist, dass zwischen dem Fußballspiel und der Bekanntmachung des mutmaßlichen Wettbetrugs gerade einmal vier Tage lagen. Es ging deshalb so schnell, weil der Betreiber des Erlanger Wettbüros den Verstoß sofort beim BFV meldete und zudem den Vorfall zur Anzeige brachte - offensichtlich hatte jemand den Spieler er- oder gekannt. Die Partie wurde daraufhin auch vom Wettmarkt genommen. Es gibt bislang keine Hinweise, dass die Partie manipuliert wurde - weder die Vorkommnisse auf dem Spielfeld noch irgendwelche anderen Bewegungen auf dem Wettmarkt lassen diesen Schluss zu.

Der bisher immer noch nicht genannte Spieler ist dem Vernehmen nach schon seit längerer Zeit verletzt. Dass ihm das Wetten auf den eigenen Klub untersagt ist, steht aber auch dann außer Frage, wenn er nicht mitspielt. Gemäß der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB dürfte er nicht einmal Freunde oder Angehörige darin anleiten, Wetten abzugeben.

Es heißt, jemand habe dem Spieler "eins auswischen" wollen

Einerseits hat man beim SCE bereits erklärt, den Vorfall lückenlos aufklären zu wollen. Andererseits hören sich einige Eltersdorfer Erklärungen zu dem Vorfall recht kryptisch an. Auch deshalb, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt. So ist aus dem Vereinsumfeld zum Beispiel zu hören, jemand habe dem Spieler "eins auswischen" wollen, deshalb sei ja auch alles so schnell gegangen. Dass aber tatsächlich ein Spieler eine "Dummheit" begangenen habe, das sieht auch der Sportliche Leiter des SC Eltersdorf so. Joachim Uhsemann glaubt, dass "viel Naivität" im Spiel gewesen sei, hingegen keine böse Absicht.

Was ihn aktuell weitaus mehr stört als das mögliche Vergehen des Spielers, ist die Vorgehensweise des BFV - weil dieser mit der Mitteilung an die Öffentlichkeit gegangen ist, bevor man mit dem Verein gesprochen habe. "Wir hätten das lieber mit dem Verband gemeinsam gemacht", sagt Uhsemann, unter anderem hätte man gerne als Erster die Anhänger und die Sponsoren informiert. So habe man aber auch den Spieler erst mit den Anschuldigungen konfrontieren können, als die Nachricht schon bundesweit verbreitet war. Von Seiten des BFV heißt es dazu, man könne schwerlich einen Spieler sperren, ohne den Grund dafür öffentlich zu machen. Zumal auch polizeiliche Ermittlungen durchgeführt werden müssten.

Als der Verein in der Saison 2012/13 in der Regionalliga spielte, war er für solch einen Fall rechtlich abgesichert. Denn Spieler müssen dort Erklärungen unterschreiben, dass sie keine Wetten auf ihren Klub platzieren. In der Bayernliga - der niedrigsten Spielklasse, in der regelmäßig Wetten angeboten werden - ist das nicht der Fall. Beim BFV sagt man, man wolle die niederklassigen Vereine nicht mit zu viel Bürokratie überfrachten, dafür habe es aber Informationsveranstaltungen für Spielführer und Trainer eigens zu diesem Thema gegeben. Uhsemann allerdings würde sich diese rechtliche Absicherung wünschen. Und sagt noch: "Ich hoffe, das ist ein Zeichen an alle Amateurfußballer, so etwas nicht zu machen."

Gerade bei Klubs mit familiärem Umfeld müsse man sich fragen, wie viele Wetten überhaupt nur deshalb getätigt werden, weil private Informationen über Spieler, Kadergröße und Motivation vorliegen. Ähnliche Vorfälle wie den eigenen, glaubt Uhsemann, könne es bald auch woanders geben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: