Fußball:Bayern in Topform? "Äh, nee!"

Final - Telekom Cup 2017

Beim 2:1 im Finale gegen Mainz zeigten die Münchner deutlich mehr Spielfreude als zuvor gegen Düsseldorf.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern gewinnt ein Vorbereitungsturnier in Düsseldorf - durch Siege gegen die Fortuna (im Elfmeterschießen) und Mainz.
  • Kurz vor dem Rückrundenstart stellt Trainer Carlo Ancelotti David Alaba und Thomas Müller auf ungewohnten Positionen auf.
  • Hier geht es zur Tabelle der Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Es knallte, es donnerte, weißes und magentafarbenes Lametta schoss aus den Kanonen und klebte in den Haaren der Spieler vom FC Bayern München. Aus den Boxen dröhnte der Queen-Evergreen "We are the Champions". Die Siegerehrung hatte Champions-League-Ausmaße, doch die Mienen der Münchner zeigten kein Champions-League-Lachen. Leicht genervt zupfte sich der Torwart Manuel Neuer das Lametta aus den Haaren, er hatte es eilig. Der Flug nach München stand noch an.

Der 14. Januar 2017 wird nicht in die Annalen des FC Bayern eingehen, der Sieg beim Telekom-Cup wird niemals im Briefkopf stehen. "Rein sportlich hat der Cup nicht die allerletzte Bedeutung", sagte der Stürmer Thomas Müller betont höflich, "aber wir haben gewonnen, hatten Spaß und sind alle gesund." Es war das Schlusswort, bevor Müller als letzter Münchner im Bus verschwand.

Ein halbes Dutzend Spieler fehlt dem FC Bayern

Die Heimkehr ins kalte stürmische Fußball-Deutschland zelebrierten die Fußballer vom FC Bayern am Samstag bei Zimmertemperatur. Muckelige 20 Grad waren es in der Düsseldorfer Arena am Rhein, man hatte zum Viererturnier durchgängig das Dach geschlossen, um Kälte und Regen fernzuhalten. Für die Bayern waren das mithin Bedingungen wie in Katar, wo sie sich zuvor acht Tage lang jene Form antrainiert hatten, die ihnen am Samstag zum Turniersieg genügte. Im Halbfinale gegen den Zweitligisten Düsseldorf benötigten sie nach einem laschen 0:0 noch das Elfmeterschießen zum 4:1-Sieg, die Spiele dauerten jeweils nur 45 Minuten. Im Endspiel gegen den FSV Mainz zeigten sie sich den etwa 40.000 Zuschauern beim 2:1 dann auch spielerisch spendabler.

Den Münchnern fehlte am Samstag ein halbes Dutzend. Thiago, Jérôme Boateng und Kingsley Coman waren indisponiert, Sven Ulreich, Arjen Robben und Robert Lewandowski erkältet. Im Halbfinale gegen Düsseldorf hatten sich die Bayern noch ein bisschen müde präsentiert. Hätte Franck Ribéry auf der linken Angriffsseite nicht den fidelen Flitzer gespielt, der jeden Ball haben wollte und auch dann noch moserte, wenn er zwischendurch ausnahmsweise mal einen nicht bekam, dann wäre das Münchner Spiel schwach gewesen. Immerhin: Neuer parierte zwei Elfmeter.

Ancelotti experimentiert mit Müller und Alaba

Es ist ja immer müßig, aus Vorbereitungsspielen Erkenntnisse abzuleiten. Wenn, dann waren es nach dem Spiel gegen den Zweitligisten diese: David Alaba spielte an der Seite von Javi Martínez Innenverteidiger, weil auf dieser Position experimenteller Bedarf besteht. Boateng ist verletzt und Holger Badstuber zu Schalke verliehen, insofern muss Ancelotti probieren, wer ihm dort hinten zentral gut gefällt für den Fall, dass Martínez oder Mats Hummels mal ausfallen sollten. Thomas Müller durfte auf der Lewandowski-Position einen falschen Neuner spielen, tat sich aber kaum hervor, blieb blass und wurde gut abgeschirmt von Düsseldorfer Zweitliga-Verteidigern.

Im Endspiel durfte Müller trotzdem wieder ran. Gegen Mainz kam Philipp Lahm hinten rechts für Rafinha, Mats Hummels spielte in der Innenverteidigung und Renato Sanches für Alonso im defensiven Mittelfeld. Alaba rückte in der Abwehrkette nach links. Vidal zog sich in einem 4-3-3 zurück an die Seite von Sanches und Kimmich, dafür spielte Kimmich mitunter offensiver und erschien sogar mal vorne an der Seite von Müller. Auf der Bank saßen noch Marco Friedl und Fabian Benko, mehr Spieler hatte Ancelotti nicht mit nach Düsseldorf genommen.

Ribéry erzwang gegen Mainz nach nicht einmal vier Minuten die 1:0-Führung. Zwar glich André Ramalho für die Mainzer bloß vier Minuten später zum 1:1 aus, doch Javi Martínez erzielte in der 11. Minute nach einer Ecke von Kimmich per Kopf schon wieder die Führung. Gegen Mainz zeigten die Bayern deutlich mehr Einsatz. Sowohl mit als auch ohne Ball war bei ihnen mehr Bewegung und mehr Tempo im Spiel. Derweil verkündete der FC Bayern am Sonntag zwei Personalien, über die schon länger spekuliert worden war: Aus Hoffenheim kommen im Sommer Niklas Süle (für geschätzte 20 Millionen Euro plus mögliche Nachzahlungen; Vertrag bis 2022) und Sebastian Rudy (ablösefrei; Vertrag bis 2020).

Ob man sechs Tage vor der Saisonfortsetzung am kommenden Freitag in Freiburg schon in Topform sei, ist Lahm am Samstag noch gefragt worden und hat ungefähr eine Zehntelsekunde gebraucht, um zu antworten: "Äh, nee!" Man könne natürlich besser spielen, fand er, "aber wichtig ist auch nur, dass wir am nächsten Freitag in sehr guter Verfassung sind". Dann geht es ja wieder um Punkte - und wenn es die gäbe, dann zum Glück ohne klebrigen Lametta-Regen.

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