1. FC Nürnberg:Auf Füllkrugs Schulter

03 04 2016 Fussball Saison 2015 2016 2 Fussball Bundesliga 28 Spieltag FSV Frankfurt

Sechs Tore in den vergangenen sieben Spielen: Niclas Füllkrug (links, im Kopfballduell mit Shawn Maurice Barry) erzielte in Frankfurt das 1:0.

(Foto: imago/Zink)

Beim 3:0 in Frankfurt beweist der Club, dass er zurzeit so zwingend angreift wie kaum ein anderes Team der Liga - und schließt nach Punkten vorübergehend zum Tabellenzweiten Freiburg auf.

Von Christoph Ruf

Vor dem Anpfiff war es Zeit für ein paar Banalitäten: "Heimspiel in Frankfurt", skandierten ein paar Nürnberger Fans in der U-Bahn Richtung Stadion. Das war insofern keine sonderlich gewagte Prognose, als beim meist nicht gut besuchten FSV Frankfurt außer dem FCN vermutlich 15 weitere Zweitligisten ebenfalls ein Heimspiel haben, wenn sie zwei Fanbusse mobilisiert bekommen. Die "tolle Kulisse", die der Stadionsprecher freudig begrüßte, bestand dann auch zu mehr als der Hälfte aus Nürnberger Sympathisanten. Gut 6000 der 11 097 Zuschauer freuten sich also nach allen Regeln der Kunst, als der Club einen 3:0 (1:0)-Sieg zustande gebracht hatte, mit dem er zehn Zähler zwischen sich und den FC St. Pauli auf Rang vier gelegt hat. Zumindest der Relegationsrang scheint den Franken also kaum noch zu nehmen. Großspurigere Kampfansagen blieben jedoch auch in Frankfurt aus. "Der 1. FC Nürnberg gehört auf lange Sicht in die erste Liga", sagte Hanno Behrens. Der Mann ist erst seit ein paar Monaten beim 1. FC Nürnberg - sonst wüsste er, dass dieser Satz dort als Binsenweisheit gilt.

Schon nach einer Viertelstunde hatte der Teil des Publikums, der dem FSV im Abstiegskampf die Daumen drückte, Anschauungsunterricht bekommen, wie laut "Schieber"-Rufe sein können. Sie galten Referee Timo Gerach, der dem Club ein reguläres Tor versagte. Sebastian Kerk hatte nach innen geflankt und Niclas Füllkrug den Ball ins Tor geköpft (16.). Doch Gerach hatte eine Abseitsstellung ausgemacht. Es sollte bis zum zweiten Durchgang dauern, ehe das erste von drei regulären Toren fiel.

Bis dahin zeigte der FCN, dass er keine Mannschaft ist, die einen limitierten, aber gut organisierten Gegner wie den FSV ausspielen könnte. "Wir wussten, dass wir hier keine 60 Prozent Ballbesitz haben würden", sagte Behrens, "aber wir haben später dann ja unsere Stärken ausgespielt."

So war es: Sobald die Mannschaft Räume hat, greift sie seit einigen Monaten so zwingend an wie kaum eine andere Mannschaft der Liga. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte der Club zudem das Glück, das ihm beim aberkannten Tor gefehlt hatte: Taiwo Awoniyi spielte Georg Margreitter aus und traf die Unterkante der Latte, den Abpraller köpfte Yann knapp neben das Tor (48.). Turbulent wurde es von nun an nur noch im anderen Strafraum: Nachdem der starke FSV-Keeper André Weis einen Kopfball von Guido Burgstaller hatte abwehren können, drückte Füllkrug den Ball zur 1:0-Führung über die Linie (57.). Und da sich Gerach selbst nicht ganz sicher zu sein schien, ob er dieses Tor denn nicht erneut besser aberkannt hätte, fragte er beim Schützen nach. Füllkrug bestätigte ihn in seiner Sichtweise, wonach er den Ball mit der Schulter und nicht mit dem Arm über die Linie gedrückt habe - eine Version, die die Fernsehbilder stützten. Völlig unstrittig war dann das nächste Tor der Nürnberger, das den 2:0-Zwischenstand bedeutete: Der eingewechselte Danny Blum schloss einen Konter mit einem Direktschuss ins lange Eck ab. Und da das alles so schön und so schön unumstritten war, ließ er in der letzten Minute der regulären Spielzeit noch ein weiteres Tor folgen: Sein Schlenzer aus 20 Metern bedeutete den 3:0-Endstand (89.), der nach Ansicht der Trainer um ein (Nürnbergs René Weiler) respektive zwei Tore (FSV-Coach Tomas Oral) zu hoch ausgefallen war.

Seit dem Hinspiel gegen den FSV gewann Nürnberg 39 Punkte

Im Hinspiel gegen den FSV hatte der Club ja seine beeindruckende Serie gestartet. Seitdem gewann das Team 39 Punkte und schoss 33 Tore. Wären nicht Freiburg und RB Leipzig, die zuletzt fleißig in Sachen Tabellenführung rotierten, in ebenso konstant herausragender Form - der Club könnte wohl längst für die Erstklassigkeit planen. Nürnberg hat nun erneut vorgelegt und nach Punkten auf den Tabellenzweiten Freiburg aufgeschlossen - zumindest, wenn der sein Spiel an diesem Montag (20.15 Uhr) in Fürth verlieren sollte. Doch auf die Schützenhilfe aus der Nachbarschaft wollen offenbar auch die Club-Spieler nicht vertrauen. "Freiburg hat sich bisher nicht aus der Ruhe bringen lassen", sagte Verteidiger Margreitter. "Aber wir haben auch schon oft gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können. Jetzt wollen wir dranbleiben."

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