Fürth und Augsburg trennen sich 1:1:Immer weiter Richtung Untergang

SpVgg Greuther Fuerth v FC Augsburg - Bundesliga

Gerald Asamoah: gut gelaunt, aber nicht treffsicher.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein Spiel, wie ein Abziehbild der Saison: Vorne gelingt Fürth und Augsburg wenig, hinten passieren Fehler - und es gibt genau so viele Feldverweise wie Tore. Mit dem Resultat kann letztlich keiner der beiden etwas anfangen, dabei hätten vor allem die Schwaben gewinnen können.

Von Jonas Beckenkamp

Von allen Untergangsszenarien, die in diesen Tagen durch die Städte Fürth und Augsburg geisterten, überlagerte eines alle Befürchtungen: Sind die beiden Schlusslichter der Bundesliga tatsächlich schlechter als die legendären Loser von Tasmania Berlin?

Mit nur 15 Treffern und mageren zwei Siegen hatte Tasmania in der Saison 1965/66 einen bis heute unübertroffenen Tiefpunkt der Trostlosigkeit erreicht. So weit ist es also schon gekommen mit den Franken und den Schwaben, die sich besonders in einer wesentlichen Disziplin des Fußballs bisher recht ungeschickt anstellen - dem Toreschießen.

Ganze zehn (Fürth) und elf (Augsburg) Mal durften beide bis zu diesem 17. Spieltag erst jubeln, was bei den Beteiligten zu verschiedensten Erörterungsversuchen geführt hatte: Fehlende Qualität verspürten sie zuletzt bei der SpVgg, während der FCA die Probleme in den Spielerköpfen suchte.

Unter diesen Voraussetzungen hätte das Ergebnis in diesem winterlichen Bayernderby eigentlich nur 0:0 lauten können. Es wurde dann aber ein verdientes 1:1, das durch Tore von FCA-Stürmer Sascha Mölders (10. Minute) und Fürths Abwehrmann Lasse Sobiech (69.) zustande kam. Doch damit marschieren natürlich beide Vereine weiter tiefer Richtung Untergang. "Mit dem Unentschieden müssen wir leben. Ob wir damit leben können, wird die Zukunft zeigen," sagte SpVgg-Coach Mike Büskens. Sein Kollege Markus Weinzierl beklagte ebenfalls den verpassten Erfolg: "Ein Sieg hätte uns gut getan. Das 1:1 ist für beide zu wenig, für uns auf jeden Fall."

Wie signifikant die Offensivsorgen beider Teams sind, offenbarten schon zum Anpfiff die Aufstellungen. Fürths Trainer Büskens beorderte mit Gerald Asamoah wieder einmal den bestgelaunten, aber nicht unbedingt treffsichersten Stürmer der Liga in die Spitze. Die Augsburger versuchten es vorne mit Sascha Mölders, der vergangene Woche noch mit einer orientierungslosen Slapstick-Pirouette vor dem Tor der Bayern aufgefallen war, torlos wohlgemerkt.

Mölders trifft endlich wieder

So überraschte es auch nicht, dass in der Anfangsphase des Spiels gleich klar wurde, wie dieser Nachmittag verlaufen könnte: Verkrampft, umkämpft und hastig ging es zu - Abstiegskampf eben. Wenigstens gelang es Schiedsrichter Felix Zwayer, schnell warm zu werden - er musste die Partie reihenweise wegen kleiner Hakeleien unterbrechen. So auch in der zehnten Minute, als es Freistoß für Augsburg von der linken Seite gab. Tobias Werner spitzelte den Ball hoch in den Strafraum, wo ausgerechnet Mölders so frei stand wie sonst nur einsamer Trapper in der sibirischen Tundra.

Mit dem Kopf überwand der Angreifer Fürths Keeper Wolfgang Hesl, es war tatsächlich passiert: Der FCA hatte das Tor getroffen, weil Mölders diesmal den Blick fürs Wesentliche behielt. Die Franken reagierten wie ein beleidigtes Kind, das sich nichts anmerken lassen will und starteten fast vom Wiederanpfiff weg ihren durchdachtesten Angriff der ersten Hälfte. Über geschicktes Direktspiel kam plötzlich Offensivmann Felix Klaus frei zum Schuss, seinen Versuch lenkte Augsburgs Keeper Mohamed Amsif aber gekonnt über die Latte (12.).

Was sonst noch so passierte in dieser fahrigen, strukturlosen ersten Hälfte, ist schnell erzählt: Fürth fuhrwerkte engagiert, aber völlig planlos vor sich hin, die homogeneren Augsburger gaben sich mit ein wenig Feldüberlegenheit zufrieden. Nur zwei Akteure sorgten noch für Wissenswertes: Knowledge Musona, gut informierter Außenflitzer der Gäste, prüfte Hesl mit einem zackigen Volleyschuss nach einem Konter (33.) - und schließlich SpVgg-Verteidiger Sobiech, dessen Kopfballaufsetzer Amsif akrobatisch entschärfte (44.).

Nach dem Wechsel setzte sich fort, was sich zuvor schon angedeutet hatte: Die Begegnung lieferte ein perfektes Abziehbild der Fürther Misere. Vorne müht sich Asamoah, der zwar viel unterwegs ist, aber wohl nie ein vollstreckender Gegner-Albtraum werden dürfte, im Mittelfeld gehen viele Bälle verloren und hinten fehlt es an Souveränität. So musste Augsburg gar nicht groß glänzen, es genügte solider Beamtenfußball.

Nach einer Stunde holte Büskens schließlich Asamoah vom Feld, sein Vertreter Ilir Azemi begann seinen Arbeitstag immerhin sofort mit einer kleinen Torchance (62.) und irgendwie schien das die Fürther Offensive ein wenig zu mobilisieren. Im FCA-Sechzehner segelte plötzliche Torwart Amsif umher, Zoltan Stieber zwirbelte eine Flanke auf die Latte und als Abstauber stand Sobiech bereit - es stand 1:1 (69.). Sollte diese Partie also auch noch ein Abziehbild der Augsburger Saison werden: Passabel gespielt und doch nicht gewonnen? Es sah so aus.

Dabei bot Fürth den Gästen sogar noch eine günstige Gelegenheit: Der allzu giftige Abwehrmann Mergim Mavraj musste nach einem Ellbogeneinsatz im Luftkampf mit Gelb-Rot vom Platz (76.). Dumm nur, dass auch der FCA noch einen Platzverweis kassierte. Der eingewechselte Giovanni Sio sah nach einer wüsten Grätsche Rot (85.). So blieb es beim 1:1, über das sich an diesem Tag nun wirklich keiner freuen konnte. Denn es geht weiter in Richtung Untergang.

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