French Open - Match des Tages (3):Schöne Schläge und Selbstbeschimpfungen

Tommy Haas besiegte Guillaume Rufin

Tommy Haas besiegte Guillaume Rufin am dritten Tag der French Open.

(Foto: REUTERS)

Nicht das beste Spiel des dritten Tages, aber eine Hommage an Tommy Haas, den ältesten richtig guten Spieler im Feld. Haas wurschtelte sich gegen Guillaume Ruffin durch den ersten Satz. Mindestens so unterhaltsam wie seine Schläge waren seine verbalen Ausbrüche.

Von Milan Pavlovic, Paris

Match des Tages (3): Tommy Haas (Los Angeles/12) - Guillaume Ruffin (Frankreich) 7:6 (4), 6:1, 6:3

Vorweg soll hier zugegeben werden, dass dies nicht das beste Spiel des regnerischen dritten Tages in Paris war. Dafür gab es zu viele Fehler, einen zu schwachen Verlierer und einen nicht immer überzeugenden Sieger. Die Nennung ist eher als Hommage an Tommy Haas zu verstehen. Der 35-Jährige ist zwar überraschenderweise nicht der älteste Starter der French Open, da übertreffen ihn Marc Gicquel (36) und Michael Russell (35). Sagen wir es so: Haas ist der älteste richtig gute Spieler im Feld, und selbst bei seinem fehlergepfefferten Sieg gegen Guillaume Ruffin gelangen ihm einige Punkte, die so schön und spektakulär waren, dass die gemeinhin überpatriotischen französischen Zuschauer jubelten und anerkennende Ooohs und Aaahs zu hören waren.

Haas selbst war nicht zufrieden. Jedenfalls nicht durchgängig, und das, obwohl er auf dem zweitgrößten Platz spielen durfte und das auch noch als Erster, was bei Regenpausen immer angenehm ist, "weil man nicht immer aufs Scoreboard gucken muss, wie weit die anderen sind." Bei seinem x-ten Comeback vor zwei Jahren war Haas in Paris auf Court 17 angesetzt worden, in der hintersten Ecke der Anlage (er unterlag dem Türken Marcel Ilhan); 2012 hatte er sich durch die Qualifikation gearbeitet, wonach nie wieder jemand anzweifelte, dass er seinen Sport wirklich liebt (er verlor dann in der dritten Runde des Hauptfelds gegen Richard Gasquet).

Nun wurschtelte sich Haas gegen Guillaume Ruffin durch den ersten Satz. Und mindestens so unterhaltsam wie seine schönen Schläge waren seine verbalen Ausbrüche und Selbstbeschimpfungen, für die er stets gut war ("Das ist immer in mir"). Erinnert sei noch einmal kurz an sein legendäres Selbstgespräch im Viertelfinale der Australian Open 2007 gegen Nikolai Dawidenko, als Haas während eines Seitenwechsels mit übereinander geschlagenen Beinen saß und grummelte: "So geht das nicht, so kannst du nicht gewinnen. Du bist zu schwach. Zu schwach. Zu viele Fehler. Du gehst nicht an Netz. Ich habe keinen Bock mehr. Keine Lust. Für wen mache ich die Scheiße? Ich bezahl die Leute für nichts. Für absolut nichts! Damit ich mich aufregen kann. Du bist ein Vollidiot!" Dawidenko, der gut deutsch versteht, schaute erschrocken zum Stuhl des Deutschen: "Ich dachte, er dreht durch." Aber offenbar bekam er die Pointe nicht mit. Denn Haas beschloss seinen Disput mit den Worten: "Aber du gewinnst das Match. Fight!" Und dann gewann er.

So wichtig war sein Match gegen Ruffin aber nicht, und so dramatisch waren die Ausbrüche auch nicht. "Ach", sagte Haas später, "wenn ich nichts mache oder sage, bekomme ich gleich Messages: Was ist los mit dir? Und anders herum ist's auch nicht richtig. Dabei gehört das doch dazu." Haas' Frau Sara Foster schrieb dann auf Twitter, dass ihr Mann "unter Antibiotika" angetreten sei, aber Haas sagte, er fühle sich "ganz gut", jedenfalls besser als beim Turnier in Düsseldorf, wo er zu seiner zweiten Partie nicht antreten konnte.

In der zweiten Runde von Paris trifft er auf Jack Sock, "einen dieser jungen Amis", den Haas auch persönlich kennt und dem er prophezeit, in den nächsten fünf bis zehn Jahren "für Schlagzeilen" zu sorgen. Dieser ewige Alt/Jung-Kontrast reizt auch den in Los Angeles lebenden Deutschen: "Das gibt mir die Motivation zu zeigen, was ich als "älterer Hase" drauf habe." Am Donnerstag weiß man mehr. Wenn das Wetter mitspielt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: